Kommentar
09:06 Uhr, 12.02.2019

ÖL: Warum der Preis erst fallen muss, damit er steigen kann

Öl konnte von den Tiefs Ende 2018 ein Viertel zulegen. Jetzt droht ein erneuter Crash, der Ölaktien das ganze Jahr über beschäftigen wird.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 52,735 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 52,735 $/Barrel (Commerzbank CFD)

Die USA sorgen weiterhin für Turbulenzen auf dem globalen Ölmarkt. Die Produktionsausweitung schlägt alle Erwartungen. Hätte Russland im vergangenen Jahr seine Produktion nicht um mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet, würden die USA inzwischen Platz 1 belegen. Noch vor kurzem war es undenkbar, dass nicht Saudi-Arabien oder Russland die größten Produzenten bleiben würden.


Aktuell ist es ein Kopf an Kopf Rennen zwischen den USA und Russland. Das Rennen werden die USA gewinnen, da Russland zusammen mit der OPEC die Fördermenge in diesem Jahr wieder begrenzen wird. Saudi-Arabien geht mit gutem Beispiel voran. Es hat die Produktion bereits im Dezember um 400.000 Barrel/Tag gesenkt.

Die Fördermengenkürzung kann den Markt stabilisieren. Ob der Preis nach dieser Stabilisierung nun aber steigt oder doch fällt, hängt von den USA ab. Hier hat sich erst in den letzten Wochen eine marginale Trendwende abgezeichnet. Unternehmen investieren wieder etwas weniger. Sie bohren weniger fleißig (Grafik 2).


Bis sich das auf die Produktionsmenge auswirkt, vergehen Monate. Zudem muss sich der Trend deutlich beschleunigen und ausweiten, um einen nennenswerten Effekt zu haben. Als die Bohraktivität 2017 kurzfristig rückläufig war, beeinträchtigte das die Produktionsmenge überhaupt nicht.

Damit der Ölpreis nachhaltig steigen kann, muss er erst einmal fallen. Bohraktivität und Preis verlaufen parallel, wenn auch zeitverzögert (Grafik 3). Fällt der Preis heute, wird erst morgen weniger gebohrt und das Angebot wird übermorgen knapper. Erst dann steigt der Preis und mit einer gewissen Verzögerung wird das Angebot wieder ausgeweitet.


Der Preis von 50 Dollar je Barrel WTI ist zu hoch, um die Fördermenge in den USA zu begrenzen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich die Produktionsmenge ausweiten. Das führt dann nicht sofort zu einem Preisrückgang, sondern erst in einigen Monaten.
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So oder so, der Preis ist aktuell noch zu hoch, um das Überangebot zu verringern. Genau das braucht der Ölpreis aber, um mittelfristig wieder zulegen zu können. Der Preis ist letztendlich von Angebot und Nachfrage bestimmt. 2007 und 2008 gab es einen Nachfrageüberhang (Grafik 4). Dieser führte dazu, dass der Ölpreis von 60 Dollar auf 140 Dollar stieg.


2014 und 2015 war das Angebot höher als die Nachfrage. Der Ölpreis sackte von 100 Dollar auf 30 Dollar ab. 2019 bleibt das Überangebot bestehen. Erst 2020 kommt es zu einem Engpass. Der Ölpreis dürfte daher frühestens in der zweiten Jahreshälfte wieder nachhaltig steigen können. Ölinvestments bleiben daher vorerst schwierig und etwas für starke Nerven.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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