Kommentar
06:27 Uhr, 01.09.2016

ÖL: Kommt der OPEC-Deal doch noch?

Seit über einem Jahr spricht die OPEC über eine Förderobergrenze. Geschehen ist bisher nichts. Jetzt wird es allerdings ernst.

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Seit dem letzten OPEC Treffen im Juni, bei dem eine Förderobergrenze nicht ernsthaft zur Debatte stand, ist viel geschehen. Der Ölpreis machte erst einen kräftigen Satz nach unten, dann wieder nach oben. Jetzt wird eine Richtung gesucht und keiner weiß, ob diese den Ölpreis weiter nach unten oder oben führt.

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Die OPEC könnte dem Markt die Entscheidung abnehmen. Sie müsste sich nur endlich einigen und ihre Fördermengen einfrieren. Bisher scheiterte das aus unterschiedlichen Gründen. Nicht zuletzt Irans Rückkehr auf den internationalen Ölmarkt hat die Sache kompliziert.

Der Iran hat sich immer offen für Obergrenzen gezeigt, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie zuerst wieder die Fördermenge erreichen, die sie vor den Sanktionen auswiesen. Saudi-Arabien war mit dieser Herangehensweise gar nicht einverstanden und hat sich entsprechend keinen Millimeter bewegt.

Die OPEC ist sich zwar gar nicht einmal so uneinig über die Ziele, doch persönliche Empfindlichkeiten und politische Differenzen verhinderten bisher eine Einigung. Im September soll das nun anders sein. Es findet zwar kein OPEC Meeting statt, doch die Ölminister treffen sich am Rande einer Konferenz in Algerien. Dabei wollen die großen Förderländer, darunter auch der Iran, miteinander über eine Obergrenze diskutieren.

Nachdem die Obergrenze in den vergangenen Monaten nicht zustande kam, wieso sollte sie es jetzt? Die Grafik gibt dafür eine mögliche Antwort. Es sieht so aus, als ob die meisten Förderländer ihre Kapazitäten erreicht hätten. In den USA geht die Produktion ohnehin zurück, dürfte jedoch in den kommenden Monaten wieder leicht ansteigen. Von den USA abgesehen kannte die Fördermenge der anderen Länder nur eine Richtung: nach oben.

Der Iran hat die Fördermenge aus 2012 vor Beginn der Sanktionen fast wieder erreicht. Das war immer das Ziel des Irans und nachdem dieses Ziel nun erreicht ist, steht einer Einigung kaum etwas im Wege. Die noch fehlende Fördermenge des Iran bis zur Rekordproduktion vor den Sanktionen muss möglicherweise nicht einmal erreicht werden, um im September eine Einigung zu erzielen.

Die Fördermenge des Iran stagniert seit drei Monaten. Selbst wenn der Iran mehr fördern wollte, er könnte es vermutlich nicht. Es sind Investitionen erforderlich, um die Produktion auszuweiten. Nach jahrelangen Sanktionen und ausgebliebenen Investitionen scheint das Land am Förderlimit angelangt zu sein.

So ähnlich scheint es dem Irak zu gehen. Die monatliche Fördermenge schwankt stark. Im mehrmonatigen Durchschnitt scheinen jedoch auch hier keine Produktionssteigerungen mehr stattgefunden zu haben. Russland wiederum pumpt, was geht und erhöht die Fördermenge zuverlässig, doch die monatlichen Steigerungen sind klein.

Saudi-Arabien hat im Sommer noch einmal Gas gegeben. Da nun jedoch die höchsten Fördermengen seit den späten 70er Jahren erreicht wurden, ist es unwahrscheinlich, dass noch viel Luft nach oben besteht. Die OPEC könnte sich im September also aus dem einfachen Grund einigen, dass sie ihre Fördermengen ohnehin nicht mehr steigern können. Ob die einzelnen Länder trotz ihrer Differenz über ihren Schatten springen können, um das Offensichtliche formal auszusprechen, bleibt abzuwarten. Persönlich glaube ich es erst, wenn ich es tatsächlich sehe.

Clemens Schmale

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  • VSAtrader
    VSAtrader

    Welche Datenquelle wird benutzt? statista.com liefert z.b. zu Saudi-Arabien andere Daten...

    09:25 Uhr, 02.09.2016
  • Schtonk
    Schtonk

    Sehr gutes Argument! Es ist nur die Frage, ob die Saudis diese Harvard Spreadsheet-Logik beherrschen, oder ob die nur rein politisch-emotional handeln können, - nach dem Motto: solange wir das meiste Öl haben, nutzen wir es, um den anderen zu zeigen, wo der Hammer hängt.

    10:12 Uhr, 01.09.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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