Kommentar
08:15 Uhr, 05.02.2018

Öl: Fragiles Comeback

Nach einem vielversprechenden Jahresstart verliert das gelbe Edelmetall bei Investoren wieder an Glanz. Vor allem steigende US-Zinsen könnten sich als Preisbremse erweisen. Was tun?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 64,985 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 68,025 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Es war im Jahr 2016, da wurde dem Ölpreis von diversen Marktkommentatoren der Absturz sogar bis unter die 10-US-Dollar-Marke pro Barrel prophezeit. Es kam jedoch anders und seit geraumer Zeit erlebt Öl eine bemerkenswerte Renaissance. So legte der Preis für das Barrel der Nordseemarke Brent seit Mitte des vergangenen Jahres um mehr als 50 Prozent zu. Momentan notiert Brent bei knapp 70 US-Dollar – so viel kostete Öl seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Ähnliches gilt für die US-Sorte West Texas Intermediate, kurz WTI. Wie kam es zu dieser erstaunlichen Trendwende?

Kampfansage der OPEC

Es gibt mehrere Faktoren, die dem Ölpreis auf die Sprünge geholfen haben. Dazu gehört neben den anhaltenden geopolitischen Spannungen, temporären Ausfällen wichtiger Infrastruktur wie z.B. Pipelines auch die im Januar des vergangenen Jahres beschlossene Kürzung der Fördermengen durch das Ölkartell OPEC und weiterer Partnerstaaten wie Russland. Dass diese Förderallianz überhaupt zustande gekommen ist, beziehungsweise die vereinbarten Beschlüsse so konsequent umgesetzt wurden, hätte man damals kaum für möglich gehalten. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Öl infolge der boomenden Weltwirtschaft gestiegen. So gehen Volkswirte davon aus, dass das globale Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr so stark wachsen wird wie seit sieben Jahren nicht mehr.

Rückläufige Lagerbestände

Eine höhere Nachfrage trifft also auf ein eingeschränktes Angebot, was wiederum rückläufige Lagervorräte zur Folge hat. So gab die US-Energiebehörde in der vergangenen Woche bekannt, dass die kommerziellen Ölreserven um 1,1 Millionen Barrel auf 411,6 Millionen Barrel abgenommen haben. Das war bereits der zehnte wöchentliche Rückgang in Folge. Ein weiterer Faktor, der zum Preisanstieg in Form einer Risikoprämie beigetragen haben dürfte, ist der mit zunehmender Schärfe ausgetragene Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Bei einer Eskalation, so die Befürchtungen, könnte die Förderkette nachhaltig unterbrochen werden.

Schieferöl als Dämpfer

Wie es beim „schwarzen Gold“ weitergeht, da sind sich die Experten derzeit uneinig. Für anhaltend hohe beziehungsweise weiter steigende Preise spricht, dass die OPEC und Russland vor Kurzem mitgeteilt haben, an ihren Förderkürzungen mindestens bis Ende des Jahres festzuhalten. Hauptziel der Allianz ist es, die weltweiten Lagervorräte weiter zu reduzieren – auf einen Fünf-Jahres-Durchschnitt. Allerdings könnte die OPEC die Rechnung ohne die US-Fracking-Industrie gemacht haben; denn je höher die Preise, desto profitabler ist das umstrittene und kostspielige Fracking. Schon jetzt läuft die Förderung wieder auf Hochtouren. Aktuellen Daten des US-Energieministeriums zufolge lag die in den USA geförderte Ölmenge zuletzt bei durchschnittlich 9,75 Millionen Barrel pro Tag und damit nur knapp unter einem Rekordhoch.

Steigender Preisdruck

Dass die Vereinigten Staaten bei Öl kräftig aufrüsten, zeigen auch aktuelle Daten des auf Förderausrüstung spezialisierten US-Konzerns Baker Hughes. Das Unternehmen veröffentlicht regelmäßige Statistiken über die aktiven US-Bohranlagen. Deren Zahl stieg im Januar 2018 auf 947 Stück an. Das sind 237 mehr als noch im Vorjahr. Kommt die Förderung daraus erst einmal in Schwung, könnte das den Preisdruck deutlich verringern, auch wenn kurzfristig noch die eine oder andere Spitze erklommen werden kann.

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