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11:58 Uhr, 04.05.2022

Öl-Embargo: Europa geht ins Risiko

Schon die Aussicht auf ein Importstopp russischen Öls lässt die Notierungen anspringen. Brent kletterte deutlich über die Marke von 108 Dollar/Barrel.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 108,60000 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Brüssel/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die EU-Kommission hat im Zuge eines neuen Pakets mit Russland-Sanktionen vorgeschlagen, dass Unternehmen aus den EU-Staaten in Zukunft kein russisches Öl mehr importieren dürfen. „Dies wird ein komplettes Importverbot für russisches Öl sein, ob auf dem Seeweg oder über Pipelines geliefert, ob roh oder raffiniert", sagte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, vor dem EU-Parlament.

Um den Ländern Zeit für die Umstellung zu geben, soll es aber Übergangsfristen geben. So soll nach einer Auslaufphase von sechs Monaten ein Einfuhrverbot für Rohöl gelten und nach einer Auslaufphase von acht Monaten dann auch ein Einfuhrverbot für Ölprodukte. Ausnahmeregelungen sind nach Informationen der dpa nur für Ungarn und die Slowakei geplant. Diese beiden EU-Länder beziehen derzeit noch einen Großteil ihres Ölbedarfs aus Russland. „Wir werden sicherstellen, dass der Ausstieg aus dem russischen Öl in geordneter Weise erfolgt, so dass wir und unsere Partner alternative Versorgungswege sichern können und die Auswirkungen auf die globalen Märkte minimiert werden,“ sagte von der Leyen.

Die europäischen Länder haben lange darüber gegrübelt, ob sie es verkraften könnten, von ihren wichtigsten Energielieferanten abgeschnitten zu sein. Im vierten Quartal 2021 importierten die EU-Länder laut Angaben der IEA im Tagesschnitt 3,5 Mio. Barrel Rohöl und Ölprodukte aus Russland. Dafür müssen nun Alternativen gefunden werden. Was bedeutet dies für die Preise? Nach Ansicht des Berenberg-Ökonomen Holger Schmieding könnte Europa russisches Öl bis zum Jahresende auslaufen lassen, ohne dass es zu Engpässen und dramatischen Preissteigerungen kommt.

Aber es gibt auch warnende Stimmen: Laut Analysten der Commerzbank dürfte das Embargo das Angebot ceteris paribus verknappen, was höhere Preise wahrscheinlich werden lässt. Die Experten des Think Tanks Bruegel sagten zu Bloomberg: Das schrittweise Embargo der EU gegen russisches Öl sei eine riskante Wette, da es kurzfristig die russischen Einnahmen hoch hält, aber gleichzeitig negative Folgen für die EU und die Weltwirtschaft in Form höherer Preise mit sich bringen könnte, ganz zu schweigen von den Risiken möglicher Vergeltungsmaßnahmen Russlands.

Schon die Aussicht auf ein Embargo lässt die Notierungen anspringen. Brent kletterte deutlich über die Marke von 108 Dollar/Barrel. Der Preis für US-Öl WTI stieg auf über 105 Dollar pro Barrel.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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