OECD-Frühindikatoren signalisieren globale Wachstumsverlangsamung
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Welt: OECD-Frühindikatoren signalisieren globale Wachstumsverlangsamung
• Der OECD Composite Leading Indicator hat sich im März um 0,4 % gegenüber dem Vormonat verbessert. Der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft ist im März um 0,5 % gegenüber dem Vormonat angestiegen.
• Erstmals in diesem Konjunkturaufschwung haben sich für mehrere Länder die Frühindikatoren gegenüber dem Vormonat verschlechtert.
• Aktuell ist die globale Wachstumsdynamik extrem hoch. Sollte sich die heutige Entspannung an den Kapitalmärkten fortsetzten, dürfte die Eurolandkrise nur regional begrenzte Wachstumsauswirkungen haben. Der Nachholbedarf der Weltwirtschaft nimmt allerdings bereits ab, sodass mit einer globalen Wachstumsverlangsamung im zweiten Halbjahr 2010 zu rechnen ist.
1. Der globale Wachstumszug scheint an Fahrt zu verlieren. Dies deuten die von der OECD berechneten Frühindikatoren an. So stieg der OECD Composite Leading Indicator im März wie von uns erwartet um 0,4 % gegenüber dem Vormonat an und damit zum wiederholten Mal schwächer als im jeweiligen Vormonat. Die Jahresveränderungsrate lag im März bei 10,2 %. Dies dürfte die Wachstumsspitze gewesen sein, da nun bisher günstige Basiseffekte aus dem Vorjahr geringer werden.
2. Der OECD Composite Leading Indicator ergibt sich aus den (nach Kaufkraftparitäten) gewichteten Indizes der einzelnen OECD-Länder. Da die OECD auch für gewichtige Nicht-OECD-Länder entsprechende Frühindikatoren ermittelt, lässt sich mit deren Hilfe ein globaler Index berechnen sowie eine Unterscheidung nach Industrieländern und Schwellenländern (Emerging Markets) vornehmen. Der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft stieg im März um 0,5 % mom. Erstmals in diesem Konjunkturzyklus hat sich die Jahresveränderungsrate im Vergleich zum Vormonat verschlechtert (von 12,8 % auf 12,5 %). Auch dies ist ein Anzeichen dafür, dass sich das global ernorm starke Wachstum in den kommenden Monaten normalisierendürfte. Der Frühindikator für die Schwellenländer lag im Monatsvergleich um 0,6 % (16,5 % yoy) und der für die Industrieländer mit 0,4 % (10,0 % yoy) im Plus.
3. Das Quadranten-Schema (siehe Anhang) signalisiert, dass in verschiedenen Ländern die Frühindikatoren gesunken sind. Die Rückgänge im Vergleich zum Vormonat fallen zwar nicht besonders hoch aus, im Falle Griechenlands ist sogar die Abwärtsdynamik weniger ausgeprägt als bislang. Dennoch zeigt auch dies, dass die stärkste Wachstumsphase der Weltwirtschaft langsam vorbei gehen könnte.
4. Von dieser globalen Wachstumsverlangsamung ist derzeit allerdings noch nicht viel zu sehen. Die Industrieproduktion ist weltweit im März vermutlich ungewöhnlich stark gegenüber dem Vormonat anstiegen, wenngleich dieser Zuwachs auch einen positiven Rückpralleffekt nach dem schwächeren Februar beinhaltet. Der globale Einkaufsmanagerindex ist im April mit 56,6 Punkten ebenfalls ungewöhnlich hoch und liegt nur noch knapp unterhalb des letzten zyklischen Hochpunkts (April 2004: 57,3 Punkte). Hinzu kommt, dass in den vergangenen Wochen sehr starke Konjunkturzahlen aus Kontinentaleuropa gemeldet wurden. Dies ist die letzte bedeutende Wirtschaftsregion, die im bisherigen globalen Zyklus als Wachstumsstütze noch gefehlt hat. Die griechischen Gewitterwolken haben sich in der wirtschaftlichen Entwicklung nur regional eng begrenzt niedergeschlagen. Sollte der heutige Entspannungskurs an den Finanzmärkten anhalten, werden sich die finanzpolitischen Einsparkurse verschiedener europäischer Länder aufgrund ihres zu geringen Gewichts (die PIIGS-Länder haben zusammen einen Anteil an der Weltwirtschaft von 5,3 %) in der globalen Wachstumsdynamik kaum bemerkbar machen. Globale Wachstumseinbußen müsste man erst dann befürchten, wenn das vernetzte Finanzsystem (bspw. wegen hoher Abschreibungen im Bankensystem) inklusive der Finanz- und Warenströme in einen Stresszustand versetzt werden würde. Bleibt also die Wachstumsverlangsamung aus? Der globale Konjunkturzyklus ist im Vergleich zu dem in den USA oder dem in Europa schon weiter vorangeschritten. Während in diesen beiden Regionen noch erheblicher konjunktureller Nachholbedarf besteht, lässt sich dieser Nachholbedarf für die Region Asien nur noch bedingt feststellen. Es ist somit gut möglich, dass die Weltwirtschaft auf Sicht der kommenden beiden Quartalen noch weit überdurchschnittlich wachsen kann. Spätestens im Laufe des zweiten Halbjahres 2010 dürfte allerdings die Weltwirtschaft mindestens einen Wachstumsgang zurückschalten und mit nachhaltigerem Tempo expandieren.
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