Niedriger Ölpreis: Mega-Konjunkturprogramm für Verbraucher und Unternehmen
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- Brent Crude ÖlKursstand: 58,62 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Wangen im Allgäu (BoerseGo.de) - Der Ölpreis (Brent) hat sich von seinem letztjährigen Top bei 115 US-Dollar pro Barrel auf unter 50 Dollar reduziert. Das sind mehr als 50 Prozent innerhalb eines halben Jahres. Viel wird über die Gründe philosophiert, wie Daniel Zindstein, verantwortlich für das Portfoliomanagement des Vermögensverwalters GECAM AG, in einer aktuellen Markteinschätzung schreibt.
„Für uns ist es ein angebotsinduzierter Rückgang, da durch den massiven Ausbau der Fracking-Förderung in den USA, diese in nur fünf Jahren von einem Netto-Ölimporteur zum Netto-Exporteur mutierten. Darüber hinaus ist es ein politischer Preis, denn sowohl die USA als auch Saudi-Arabien haben aktuell ein Interesse an niedrigen Ölpreisen. Es werden damit die aus ihrer Sicht sich nicht akkurat verhaltenden Staaten wie Russland, Venezuela und Iran direkt getroffen. Vor allem Saudi-Arabien hat ein Interesse daran, dass sich die langfristigen zukünftigen Preiserwartungen reduzieren“, so Zindstein.
In diesem Fall würden Konsumenten dazu bewegt, nicht auf energieeffiziente Produkte zu setzen – Paradebeispiel hierfür sei der Kauf von SUV´s anstatt sparsamerer Automobile. Auch Investitionen für langfristige Ölförderprojekte (u.a. Tiefsee-Bohrungen) würden bei dieser Erwartungshaltung auf Eis gelegt. Somit könnten die Saudis später von einem erhöhten Verbrauch und dann wieder gestiegenen Preisen überdurchschnittlich profitieren. „Wir glauben nicht so recht an diese Politik, da insbesondere die US-Fracking-Industrie mittlerweile sehr flexibel in der Förderung reagieren kann. Vereinfacht ausgedrückt: Bei niedrigen Preisen wird einfach der Hahn nicht so weit aufgedreht“, so Zindstein weiter.
Verstärkt werde die Entwicklung durch einen Strukturbruch im globalen Ölmarkt, den wir so seit 50 Jahren nicht erleben durften – den Zerfall der OPEC (Organisation erdölexportierender Länder). Dieses Mengen- und Preissetzungs-Kartell sei sich so uneins wie noch nie, da die Länder stark divergierenden Interessen und Zwängen ausgesetzt seien. Während die einen niedrige Preise zum Ziel hätten, um Wettbewerber aus dem Markt zu drängen und höhere Nachfrage in der Zukunft zu schaffen (Saudi Arabien), seien die anderen gezwungen, an den Fördermengen festzuhalten, bzw. diese sogar noch zu erhöhen um keinen Staatsbankrott zu riskieren (Venezuela, Russland, Irak, Libyen, usw.), heißt es weiter.
„Wir gehen davon aus, dass der Ölpreis aufgrund struktureller Veränderungen längerfristig gedrückt bleiben wird (zwischen 40 und 80 US-Dollar). Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die ganze Welt dauerhaft von niedrigeren Preisen des wichtigsten Rohstoffes profitieren könnte. Um es in Zahlen zu fassen: Ein Ölpreis um die 60 US-Dollar entlastet die Weltwirtschaft um rund ein Prozent bzw. knapp eine Billion Dollar – ein Mega-Konjunkturprogramm für alle Verbraucher und Unternehmen! Allein zum Wachstum in der Eurozone könnte das schwarze Gold 0,9 Prozent beitragen. Überdurchschnittliche Profiteure sind natürlich Länder mit klassischer Industrie, wie etwa Deutschland, mit seiner Automobil-, Maschinenbau-, Elektro-, Chemie- und Pharmaindustrie“, so Zindstein.
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