Kommentar
12:13 Uhr, 13.01.2011

Neuer Optimismus - zu früh gefreut?

Portugal hält die Investoren in Atem: Zwar geben sich die Politiker alle Mühe zu dementieren, dass irgendjemand das Land unter den Rettungsschirm drängen wolle. Und genauso eifrig betonen sie auch, dass eigentlich gar keine Unterstützung nötig sei. Dennoch stellen sich EU- Kommission und Euro-Rettungsfonds schon einmal vorsorglich auf Kredithilfen für Portugal ein. "Unterstützung" für das schuldengeplagte Europa kam diese Woche aber sogar aus Japan. Finanzminister Yoshihiko Noda sagte zu, 20 Prozent der Anleihen des Euro-Rettungsfonds aufzukaufen, die Ende Januar erstmals emittiert werden. Man wolle helfen, das Vertrauen in den Rettungsschirm zu stärken, hieß es. Diese Ankündigung erfreute viele Börsianer derart, dass sie sich davon sogar zum Kauf europäischer Aktien animieren ließen. Dabei ist der Kauf dieser Wertpapiere seitens Japans nicht mehr als eine Minimal- Unterstützung. Denn die herausgebenden Länder garantieren jeweils mit 120 Prozent für ihren Anteil an der Anleihe. Sicherer geht es kaum. Dass Japan genau wie China natürlich ganz andere Interessen in Europa verfolgt - bessere Kontakte, intensivere Handelsbeziehungen etc. - ging in der Freude über die Ankündigung aus Asien glatt unter.

In der ersten Sentimenterhebung am vergangenen Mittwoch hatten sich die mittelfristig orientierten Akteure, die wir regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Börse Frankfurt befragen, noch zurückhaltend gegeben. Nun aber scheinen sie ihre Zuversicht wieder gefunden zu haben. Das Bullenlager erhält einen kräftigen Zustrom in Höhe von 10 Prozent - hauptsächlich aus dem Bärencamp. Der Bull/Bear-Index kann nun fast wieder mit dem Optimismus aus den letzten Wochen des alten Jahres mithalten. Allerdings hat die DAX-Kursentwicklung sicherlich eine tragende Rolle bei den neuen Bullen gespielt. Schließlich hatten sie die Möglichkeit, deutsche Blue Chips zu günstigeren Kursen als in den letzten Handelstagen 2010 zu erwerben - der Schlusskurs des alten Jahres von 6.914 Punkten dient den Akteuren nun als neuer Referenzkurs.

Das allein ist aber als Kaufargument zu wenig. Auch die Zusage aus Japan kann nicht als Zünder für eine neue Rallye herhalten. Und wenn man einmal über Europas Grenzen hinausschaut, muss man feststellen, dass es vor allem um die USA ziemlich schlecht bestellt ist. Der Arbeitsmarkt kränkelt weiterhin trotz der gigantischen Geldspritze, die die Zentralbank Fed gerade injiziert. Schlimmer noch: Es ist nicht einmal sicher, dass sie überhaupt an ihrem quantitativen Lockerungsprogramm festhalten wird. Denn mit dem Jahreswechsel hat sich die Zusammensetzung des geldpolitischen Entscheidungsgremiums - zugunsten der Falken und Kritiker dieses Programms - verändert.

Die jüngsten Zukäufe haben den DAX noch nicht wachrütteln können. Zwar nimmt er heute einen neuen Anlauf auf die bisherigen Jahreshöchstkurse, bis jetzt verbringt er das neue Jahr aber weiterhin in einer relativ schmalen Handelsbandbreite. Das legt nahe, dass dem Börsenbarometer bislang großartige Unterstützung aus dem Ausland oder aber von langfristigen Nachfragern versagt blieb. Wenn sich die neuen Optimisten da mal nicht zu früh auf eine Fortschreibung des Bullen-Trends gefreut haben.

Die gesamten DAX und TecDAX Sentiment-Index erhalten Sie kostenfrei hier als PDF-Download http://www.wgz-zertifikate.de/de/zertifikate/downloads/webvideo/sentiment-index.pdf

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