Nachtrag zum EZB-Skandal: "Interner Verfahrensfehler!"
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Ein Sprecher der Europäischen Zentralbank (EZB) hat ausführlich Stellung bezogen zum Bericht von GodmodeTrader, wonach wichtige kursrelevante Informationen in einer Rede von EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré der Öffentlichkeit zunächst vorenthalten wurden. Der EZB-Sprecher macht einen "internen Verfahrensfehler" ("internal procedural error") dafür verantwortlich, dass die Rede nicht bereits zum Zeitpunkt des Vortrags veröffentlicht wurde. Am Montagabend hatte Cœuré in seiner Rede überraschend angekündigt, dass die EZB ihre Anleihenkäufe im Mai und Juni vorübergehend ausweitet. Die Öffentlichkeit erfuhr davon allerdings erst 14 Stunden nach der Rede.
"Es handelte sich um eine Abendansprache nach den Chatham-House-Regeln, was bedeutet, dass sie normalerweise nicht veröffentlicht wird", erläuterte der EZB-Pressesprecher gegenüber GodmodeTrader. "In diesem Fall war es die Absicht, die Rede zum Zeitpunkt des Vortrags zu veröffentlichen, aber ein interner Verfahrensfehler führte dazu, dass dies erst am Morgen danach geschah."
Die Erläuterung der EZB, dass die Veranstaltung eigentlich unter die sogenannten Chatham-House-Regeln fällt, ist wenig vertrauensfördernd. Das Chatham House ist ein britischer Think Tank. Die von dieser Institution eingeführten Regeln besagen, dass "den Teilnehmern die freie Verwendung der erhaltenen Informationen unter der Bedingung gestattet [ist], dass weder die Identität noch die Zugehörigkeit von Rednern oder anderen Teilnehmern preisgegeben werden dürfen.“ Mit anderen Worten: Die Informationen werden zwar mitgeteilt und dürfen verwendet werden, müssen aber anonym bleiben und dürfen nicht Personen zugeordnet werden.
Klar ist, dass kursrelevante Informationen keinesfalls auf einer Veranstaltung mitgeteilt werden dürfen, die unter diese Chatham-House-Regeln fällt. Das dürfte auch der gängigen EZB-Praxis widersprechen. Wahrscheinlich erscheint deshalb die folgende Erklärung für die verspätete Veröffentlichung der Rede: Die EZB ging selbst nicht davon aus, dass in der Rede marktrelevante Informationen enthalten waren, denn Inhalt der Rede von EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré waren eigentlich grundsätzlichere Erwägungen und nicht die aktuelle Geldpolitik. Die Anmerkungen zu den aktuellen Anleihenkäufen standen nicht im Fokus der Rede sondern wurden nur am Rande erwähnt. Die starken Marktreaktionen nach der Rede überraschten die EZB dann allerdings und führten wahrscheinlich dazu, dass die Rede am Dienstagmorgen doch noch veröffentlicht wurde - dann allerdings mit 14 Stunden Verspätung.
Klar scheint, dass die EZB ihre internen Verfahren dahingehend überarbeiten muss, dass kursrelevante Informationen nicht in Reden versteckt sein dürfen, die nur einem ausgewählten Personenkreis zur Verfügung gestellt werden. Kursrelevante Informationen dürfen nicht in Hinterzimmern anonym mitgeteilt werden, sondern müssen allen Marktteilnehmern gleichzeitig zur Verfügung stehen.
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Ich hoffe auch dass vielen "Zockern" hier klar geworden ist, dass das Spiel um die Kurse und Millionen eines unter einer ausgewählten Elite ist, wo "man sich eben kennt."
Hallo, Wenn man sich die Handlungen der EZB anschaut, wird es nicht verwundern, dass Sie sich genauso der demokratischen und gesetzlichen Regeln entzieht wie es die FED seit ihrer Gründung praktiziert. Und was eine unkontrollierte Institution treiben kann, ist aus der Geschichte ja zur Genüge bekannt ! Da sind die Manipulatione der dt. Bank Kinderkram.
Danke Herr Baron. Die Erklärung des EZB-Sprechers war sehr amüsant. Man darf den hoffentlich den Artikel weiter verlinken und zitieren weil hier geht es nicht um eine Ausnahme, nein viel mehr um Regeln die langsam übernommen werden müssen.
GMT = Godmode Taskforce. Superservice, danke! Und Kompliment, offensichtlich genießt GM auch bei der EZB eine gewisse Reputation. Sonst hätte der Elfenbeinturm nicht erst reagiert…
Hoffentlich müßen sie keine so hohe Strafe zahlen. Sonst muß der Steuerzahler wieder einspringen, wenn sie wieder in Schieflage geraten. EZSM müßte dann aufgelegt werden -also ein Eurozentralbankenstabilisierungsrettungsschirmsmechanismus...Dann fallen allerdings auch die paar Miliarden Strafe für die Zinsmanipulationen nicht mehr so ins Gewicht (ich kenn nen Betrüger, der für ne viel kleinere Betrügerei jahrelang weggesperrt wurde-der hat aber auch nicht soviel dabei verdient, um sich freikaufen zu können)
Eigentlich sollte es nur eine Reaktion geben : Börse ade !
Das will aber auch keiner. Er zockt weiter bis das Geld jemand anders hat.
Herr Baron,
wissen Sie ob dieser Vorfall nun juristische Konsequenzen nach sich zieht?
Hier noch ein Erfolg der EZB, eine 6monatige Staatsanleihe von Portugal hat eine "Verzinsung" von -0,002%. Die EZB hat den Zins abgeschafft. Mich macht das wahnsinnig, der sehr gute Beitrag von Herrn Baron müsste eigentlich mindestens 100terte von Kommentaren nach sich ziehen, es sind leider nur 11. Wie schon einige hier geschrieben haben, der "deutsche Michel" ist scheinbar zu blöd oder einfach zu uninformiert was sich momentan abspielt. Gestern ist übrigens eine interessante Reportage im ZDF um 20:15 Uhr über die Deutsche Bank gelaufen, Tenor: wo man bescheißen kann (Libor, Gold, Devisen) war die Deutsche Bank immer vorne mit dabei.
FCA verhängt folgende Strafen: Barclays $2,4 Mrd, Citigroup $925 Mio, JP Morgan $550 Mio und RBS $395 Mio, EZB ???? :-)))))
Jandaya Kurznachricht – vor neun Minuten
Vielen Dank für die netten Kommentare!