Fundamentale Nachricht
13:24 Uhr, 22.11.2021

Nachhaltige Klima-Investments differenziert sehen

Weshalb Investoren laut Hilde Jenssen, Leiterin des Fundamental Equities Team bei Nordea Asset Management, nicht nur auf ESG-Leader setzen sollten.

Vom Ausgang der Weltklimakonferenz COP26 zeigen sich viele Umweltschutz-verbände, aber auch Teile der Industrie enttäuscht. Der Grund: Viele Regierungen hätten sich nicht ausreichend den Klimazielen verpflichtet. Die gute Nachricht: Investoren können im Kampf gegen den Klimawandel viel bewegen. Dabei kann es für Klima und Umwelt sinnvoll sein, sich bei Investitionen nicht nur auf Unternehmen mit den besten ESG-Ratings zu fokussieren. Dafür plädiert Hilde Jenssen, Leiterin des Fundamental Equities Team bei Nordea Asset Management. Ihrer Ansicht nach kann es sich sowohl für die Umwelt als auch für das Portfolio lohnen, auf Unternehmen zu setzen, die in puncto Nachhaltigkeit zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu den Vorreitern gehören.

Was ist bei nachhaltigen Investments sinnvoll? In Unternehmen zu investieren, die im Hinblick auf ESG bereits nahezu alle Kriterien erfüllen? Oder besser auf Unternehmen zu setzen, die sich im Transformationsprozess befinden und diese zu einem noch schnelleren Kurswechsel zu bewegen. Nach Meinung von Hilde Jenssen kann man das eine tun, sollte das andere aber nicht lassen. „Beide Ansätze fördern auf ihre Weise eine positive Wirkung. Am sinnvollsten ist eine Kombination aus beiden“, sagt die Leiterin des Fundamental Equities Team bei Nordea Asset Management.

Durch Dialoge das Verhalten von ESG-Nachzüglern ändern
„Natürlich tragen Investitionen in grüne Unternehmen, die Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen finden, zu einer nachhaltigeren Gesellschaft bei – und zwar durch innovative Technologien, aber auch durch Ressourceneffizienz, Abschwächung des Klimawandels und Umweltschutz. Indem Investoren grünen Unternehmen Kapital zur Verfügung stellen, ermöglichen sie ihnen, schneller zu wachsen“, so Hilde Jensen. Investoren sollten die Nachzügler in puncto Nachhaltigkeit aber nicht außer Acht lassen. „Wir sind überzeugt davon, dass wir durch die Initiierung von Engagement-Dialogen, das Verhalten von Unternehmen, die noch nicht zu den ESG-Leadern gehören, verändern und zugleich auch deren Geschäftsergebnisse verbessern können“, betont Jenssen. „Daher sind wir der Meinung, dass der Ausschluss eines Unternehmens letztlich eine passive Akzeptanz von suboptimalen Standards ist.“

Das Dilemma zwischen Engagement und Ausschluss
Für alle ESG-orientierten Vermögensverwalter und Asset Owner gebe es ein Dilemma zwischen Engagement und Ausschluss. „Auch wenn wir es immer vorziehen, uns zu engagieren, um Veränderungen zu fördern und den Wandel zu unterstützen, gibt es Sektoren und Praktiken, die wir nicht als nachhaltig genug für unsere Investitionen ansehen können“, so Jenssen. Hier müssten die Grenzen klar markiert werden. „Das Argument für ein Engagement hingegen ist, dass der reale Effekt eines Ausschlusses vernachlässigbar sein kann, zumindest auf kurze Sicht. Immer wenn ein Marktteilnehmer ein Wertpapier verkauft, kauft ein anderer, vermutlich mit geringeren ethischen Standards, dieses“, erklärt Jenssen. Vor diesem Hintergrund könne argumentiert werden, dass es besser sei, ein Wertpapier zu behalten, sich bei dem Unternehmen zu engagieren und – wo zutreffend – auf dessen Hauptversammlungen abzustimmen.

Firmen im Transformationsprozess bieten oft interessante Anlagechancen
Laut Jenssen kann sich dieses Vorgehen auch positiv auf die Performance auswirken. Häufig seien es gerade Unternehmen, die sich zum Zeitpunkt eines Investments noch in einem Transformationsprozess befänden, die langfristig zur Fonds-Performance beitragen. Jenssen und ihr Team investieren deshalb auch in Unternehmen, die im hauseigenen ESG-Rating lediglich die Note B erhalten haben. Voraussetzung ist, dass die Unternehmen einen klaren Fahrplan zur Verbesserung ihrer ESG-Merkmale vorweisen können und bereits konkrete Schritte eingeleitet haben. Letztlich könne sich durch dieses Vorgehen eine Win-Win-Situation ergeben – für die Umwelt und für die Performance des Portfolios.

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