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13:51 Uhr, 03.01.2017

Misslungene Bargeldreform in Indien: Ökonomen schlagen Alarm

Einige Wirtschaftszweige in Indien könnten nach der überstürzten Bargeldreform auf eine Rezession zusteuern. Schon haben alle Analysten die Wachstumsprognosen für das Land gesenkt.

Neu Delhi (Godmode-Trader.de) - Die indische Regierung hatte in einer überraschenden Hau-Ruck-Aktion Anfang November 2016 rund 86 Prozent des Bargeldes in Form von 500- und 1000-Rupien-Scheinen für ungültig erklärt. Neues Bargeld erhielt bis Jahresende nur, wer seine Scheine zuvor auf ein indisches Bankkonto einzahlte. Das Problem war nur: Hunderte Millionen Inder haben kein Konto. In vier Fünfteln der indischen Dörfer gibt es keine Bank. Über Nacht waren damit alle, die vom Bargeld abhängig sind, praktisch zahlungsunfähig. Der informelle Sektor steht für fast die Hälfte der indischen Wirtschaftsleistung und für 80 Prozent der Beschäftigung. Hier wird ausschließlich in bar gezahlt.

Was vielleicht gut gemeint, mündete in ein Chaos. Als Grund für den Schritt wurde der Kampf gegen Schwarzgeld, den damit finanzierten Terrorismus und die Korruption genannt. Später erklärte die Regierung, sie wolle mit ihrer Entscheidung die digitale Geldwirtschaft fördern. „Ertragt den Schmerz für 50 Tage, gebt mir Zeit bis zum 30. Dezember“, sagte Indiens Ministerpräsident Narendra Modi in einer Rede im November. Eine Sanktion für Modi gibt es nicht. Die Zweifel aber wachsen, ob sein Schritt den angepeilten Erfolg erreichen wird. Als ein „Modi-gemachtes Desaster, das eine stabile Volkswirtschaft destabilisiert“, bezeichnete die Opposition im Kongress den Schritt.

Ob über Modi nun der Stab gebrochen wird, bleibt abzuwarten, Ökonomen aber schlagen Alarm. Diese Woche sank der Nikkei India Manufacturing Einkaufsmanagerindex auf 49,6 Punkte. Bei dem Stimungsindikator stehen Werte unterhalb der 50-Punkte-Marke für ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung. Es ist das erste Schrumpfen seit Dezember 2015. „Die Geldknappheit in der Volkswirtschaft drückt Ausstoß und Bestellungen und unterbricht das Wachstum, das wir kontinuierlich durch das Jahr 2016 gesehen haben“, schreibt Ökonom Pollyanna De Lima in dem Nikkei-Bericht.

Die meisten Analysten haben ihre Wachstumsprognosen für Indien gekappt. Das Land dürfte nun den offiziellen Prognosen zufolge nur noch um 6,9 Prozent in der Wirtschaftskraft wachsen, nachdem im November, also vor der Bargeldreform, 7,3 Prozent erwartet worden waren. Im Jahr zuvor hatte die Regierung noch 7,6 Prozent Wachstum erzielt.

2 Kommentare

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  • moneymaker22
    moneymaker22

    Das Experiment ist doch nicht Misslungen, sie haben dem Pöbel über Nacht das Geld weggenommen und der hat es sich gefallen lassen. Also alles Bestens, mal sehen wo der nächste Feldversuch stattfindet

    16:30 Uhr, 06.01.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Auf mich hoert ja Keiner. Genau das sage ich seut Wochen. Bisher gibts etwa wieder ein Drittel des vorher vorhandenen Geldes und das nur in noch groesseren Scheinen. Der reine Wahnsinn. Alles bricht langsam zusammen. Bargeldlos? Indien? Wer die Infrastruktur und Bildungsgrad kennt, rollt sich am Boden.

    15:00 Uhr, 03.01.2017

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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