Kommentar
14:42 Uhr, 21.03.2019

Mehr Gewinn bei weniger Risiko

Eigentlich heißt es, dass mit mehr Risiko auch mehr Gewinn kommt. Das Gegenteil ist aber häufig der Fall.

In den letzten Jahren hat sich die Zauberformel "mehr Gewinn bei weniger Risiko" mehr und mehr durchgesetzt. Sie ist allerdings noch nicht so breit gestreut, dass das System zusammenbricht. Immerhin hält sich der traditionale Gedanke, dass Rendite und Risiko positiv korreliert sind.

Anleger lernen das ganz automatisch mit der Zeit an der Börse. Je mehr Artikel man liest, desto häufiger erfährt man auch, dass höheres Risiko höhere Rendite bringt. In der Praxis stimmt das nicht, obwohl das Mantra vollkommen einleuchtet. Wenn ich als Anleger mehr Risiko auf mich nehme, will ich dafür natürlich auch eine höhere Belohnung.

In der Realität trifft das selten zu. Freilich, man kann Glück haben und sehr hohes Risiko eingehen und sich ein Jahr später zur Ruhe setzen. Das gelingt aber wahrscheinlich nur einem unter hunderttausenden Anlegern. Die anderen haben Pech und verlieren meist einen Großteil des eingesetzten Geldes, manchmal sogar mehr.

Weniger Risiko ist zwar langweilig, zahlt aber besser. Ein Blick auf den S&P 500 und den S&P 500 Low Volatility Index zeigt ganz klar, wer das Rennen macht. Mit weniger Volatilität, das Maß aller Dinge, wenn es um Risiko geht, konnte man deutlich mehr Gewinn einfahren.

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Während der breite Markt noch nach den bisherigen Allzeithochs sucht, wurde bei Low Vol Aktien schon längst ein neues gefunden. Für Anleger kann ein solcher Low Vol Index ein guter Indikator sein. Viele Korrekturen zeichnet sich beim S&P 500 dadurch aus, dass das zweite Tief der Korrektur tiefer war als das erste. Das war etwa 2015/16 der Fall und auch wieder Anfang 2018.

In diesen beiden Fällen markierten Low Vol Aktien schon ein höheres Tief. Ende 2018 hat das allerdings nicht funktioniert. Es gibt also keine Garantie, dass das immer so sein wird. Generell macht das aber Sinn. Korrigiert der Markt, sind sichere Aktien gefragt und die Kurse steigen dort, während der Gesamtmarkt noch korrigiert.

Das führt dazu, dass Low Vol Aktien während einer Korrektur klar outperformen. Die relative Entwicklung schnellt in die Höhe (Grafik 2). Sind Anleger hingegen unbekümmert und kaufen einfach alles, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist, tritt das Gegenteil ein. Low Vol zeigt eine Underperformance.

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Derzeit kommen wir aus einer korrektiven Phase, in der der breite Markt weniger gut performt hat. Das Blatt wendet sich aber langsam wieder. Im Klartext bedeutet dies, dass der Markt durchaus noch etwas steigen kann, bevor wir ein Übermaß an Unbekümmertheit messen können.

Der breite Markt hat bereits begonnen, wieder besser zu performen als sichere Aktien. Das bedeutet auch, dass die Korrektur damit offiziell vorbei ist. Je länger die Outperformance anhält, desto wahrscheinlicher wird die nächste Korrektur.

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8 Kommentare

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  • 1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Anleger lernen das ganz automatisch mit der Zeit an der Börse :-) Na das ist eine steile These

    16:57 Uhr, 21.03.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    erst wenn auch Sie schreiben, daß es keine Risiken mehr gibt, selbst meine 80-jährige Nachbarin Aktien gekauft hat und der Dow bei 100000 steht ist der Bullenmarkt und alles was wir kennen zu Ende (-:

    16:38 Uhr, 21.03.2019
  • wizardmw
    wizardmw

    Herr Schmale, es gibt kein Risiko mehr - Aktien kaufen, Verluste übernehmen die Notenbanken. Gilt auch für Anleihen. Vergessen sie Charts, Konjunkturdaten oder sonst was. Selbst wenn alle Unternehmen einfach gar nichts verdienen, steigen die Kurse. Kaufen kaufen einfach kaufen...

    16:28 Uhr, 21.03.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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