Analyse
08:40 Uhr, 20.05.2022

LANG & SCHWARZ – Nach Vorstands-Rauswurf und Cum-Ex

Brokeraktien hat es in den letzten Monaten stark gebeutelt. Das trifft auf praktisch alle Branchenvertreter zu. Das Handelsvolumen an den Börsen lässt nach, die Anleger werden zurückhaltender, viele traden gar nicht mehr.

Erwähnte Instrumente

  • Lang & Schwarz AG
    ISIN: DE000LS1LUS9Kopiert
    Kursstand: 16,300 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Lang & Schwarz AG - WKN: LS1LUS - ISIN: DE000LS1LUS9 - Kurs: 16,300 € (XETRA)

Ein typisches Phänomen, welches Investoren, die länger dabei sind schon kennen. Die Aktie erscheint trotz bestehender Unsicherheiten um die Cum-Ex-Thematik aber mittlerweile günstig bewertet. Der Rauswurf des Vorstands sorgt auch bei der Aktie von Lang & Schwarz für eine Art Zäsur.

Lange kam nichts

Am 11.05.2022 wurde der langjährige Vorstand André Bütow aus wichtigem Grund mit sofortiger Wirkung vom Aufsichtsrat abberufen. Der Aufsichtsrat muss wohl der Überzeugung sein, dass er tief im Sumpf rund um die Cum-Ex Geschäfte der Düsseldorfer Wertpapierhandelsbank mit drinsteckt. Bereits seit August 2021 liefen die Untersuchungen zu dieser Thematik, damals teilte Lang & Schwarz noch mit, dass es steuerstrafrechtliche Ermittlungen geben würde.

Die lange Verschleierungstaktik und die tröpfchenweise Information an die Aktionäre, sowie Rückstellungen von über 60 Mio. EUR sorgten für starke Turbulenzen bei der Brokeraktie. Aktionäre können nicht gerade behaupten, dass das Unternehmen an einer schnellen Aufklärung interessiert sei. Auch der Aufsichtsrat war lange sehr zurückhaltend. Aktionäre sollten Stand heute vom Worst Case Szenario für Lang & Schwarz ausgehen. D.h. eine hohe Strafe, aber keine Pleite des Unternehmens. Diese Strafe sollte in den Geschäftsergebnissen 2021 bereits vollständig verarbeitet sein, wenn man dem Unternehmen in dieser Sache Glauben schenken darf.

Wie Kunden und Geschäftspartner mit dem starken Reputationsverlust von Lang & Schwarz in Zukunft umgehen werden, steht aktuell noch in den Sternen. Ob Partner mit denen man viel Umsatz macht, genannt seien Trade Republic oder andere Broker, die über Lang & Schwarz handeln, daraus Konsequenzen ziehen, ist noch nicht klar.

Gewinn: Einbruch, aber immer noch gut

Die Zahlen zum ersten Quartal fielen derweil den Umständen entsprechend gut aus. Der Überschuss betrug 8,1 Mio. EUR im ersten Quartal ggü. 28,3 Mio. EUR im Vorjahr. Hintergrund war das verrückte Q1 2021 mit der Meme-Aktien-Hausse (Gamestop und Co). Das wird wohl nicht mehr zu schlagen sein in Zukunft.

Je Aktie beträgt der Gewinn 0,86 EUR, bei einem Aktienkurs von aktuell 15,80 EUR. Das gute Q1 lässt sich allerdings nicht einfach hochrechnen. Die Marktlage wird wohl in den kommenden Quartalen weiteren Tribut fordern und der Gewinn weiter zurückgehen.

Als Dividende will Lang & Schwarz 1,50 EUR je Aktie ausschütten, was einer Rendite von fast 10 % entspricht.

Fazit: Alles rund um Lang & Schwarz ist derzeit von großer Unsicherheit gekennzeichnet. Der Cum-Ex-Skandal, der Rauswurf des Vorstands, die fundamentale Entwicklung angesichts der Börsenentwicklung. Eine Gemengelage, die unübersichtlicher kaum sein könnte. Damit ist die Aktie, trotz fundamental wohl günstiger Bewertung, bestenfalls eine Beobachtungsposition.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Ergebnis je Aktie in EUR 2,19 1,60 1,60
KGV 7 10 10
Dividende je Aktie in EUR 1,50 1,00 1,00
Dividendenrendite 9,49 % 6,33 % 6,33 %
*e = erwartet
Lang & Schwarz AG
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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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