Kommentar
18:07 Uhr, 21.11.2023

Lagarde: Kampf gegen Inflation „noch nicht am Ziel“

Nach Einschätzung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde dürfte die Teuerung in der Eurozone in den kommenden Monaten aufgrund von Basiseffekten noch einmal anziehen. Weitere Zinserhöhungen will Lagarde noch nicht ausschließen.

Der Kampf gegen die hohe Inflation in der Eurozone ist nach Einschätzung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde noch nicht gewonnen. „Angesichts eines erheblichen Inflationsschocks haben wir unsere Geldpolitik erheblich angepasst. Diese Anpassungen zeigen zunehmend Wirkung und der Inflationsdruck lässt nach. Wir sind aber noch nicht am Ziel“, sagte Lagarde bei einer Rede in Berlin zum 100. Jahrestag der Währungsreform in Deutschland 1923.

Zwei Effekte hätten zuletzt die Teuerung gedämpft. Neben der geldpolitischen Straffung durch die EZB hätten sich auch wieder besser funktionierende Lieferketten und sinkende Energiepreise positiv ausgewirkt. Beides waren zuvor wesentliche Faktoren für den kräftigen Anstieg der Inflation gewesen.

Im Oktober sank die Inflationsrate in der Eurozone auf 2,9 % und damit auf den niedrigsten Stand seit gut zwei Jahren, lag damit aber weiterhin über dem EZB-Inflationsziel von 2 %. Die Kerninflationsrate, bei der die stark schwankungsanfälligen Preise für Energie, Alkohol, Tabak und Nahrungsmittel ausgeklammert werden, lag im Oktober bei 4,2 %.

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Wegen Basiseffekten rechnet Lagarde mit einem vorübergehenden Wiederanziehen der Preissteigerungen. „Die Gesamtinflation dürfte in den kommenden Monaten wieder ansteigen, vor allem aufgrund von Basiseffekten“, sagte Lagarde laut Redetext. „Darin spiegeln sich der deutliche Rückgang der Energiekosten Ende letzten Jahres sowie die Rückführung einiger Fiskalmaßnahmen wider, die zur Bekämpfung der Energiekrise ergriffen worden waren. Der Inflationsdruck dürfte sich aber insgesamt weiter abschwächen.“

Die geldpolitische Straffung der EZB habe sich „rasch in den Finanzierungsbedingungen niedergeschlagen“, so Lagarde. „In ihrer Gänze werden sich diese Anpassungen aber erst mit Verzögerung auf die Inflation auswirken. Nie zuvor wurde die Geldpolitik in einem solchen Ausmaß und Tempo gestrafft. Daher herrscht eine gewisse Unsicherheit darüber, wie stark der Effekt ausfallen wird.“

Man müsse nun beobachten, wie sich diese Faktoren auf die Wirtschaft auswirken. „Angesichts des Ausmaßes unserer geldpolitischen Anpassung können wir ihnen jetzt etwas Zeit geben, um sich zu entfalten“, betonte Lagarde. „Deshalb haben wir Leitzinsen bei unserer letzten Sitzung auf ihrem aktuellen Niveau belassen.“

Lagarde wiederholte die Aussage vom letzten EZB-Zinsentscheid, „dass sich die EZB-Leitzinsen auf einem Niveau befinden, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag dazu leisten wird, dass die Inflation zeitnah zu unserem mittelfristigen Ziel zurückgeführt wird.“

Ausgeschlossen sind künftige Zinserhöhungen laut Lagarde aber ausdrücklich nicht, sollte sich eine anhaltend hohe Inflation abzeichnen. „Sollten sich (…) vermehrt Risiken abzeichnen, dass wir unser Inflationsziel verfehlen, können wir jederzeit Maßnahmen ergreifen“, betonte die EZB-Präsidentin.

Fazit: Während der Markt weitere Zinserhöhungen in der Eurozone für sehr unwahrscheinlich hält, betont EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Möglichkeit zu weiteren Anhebungen durchaus besteht, falls sich ein anhaltend hoher Inflationsdruck abzeichnen sollte. Wegen Basiseffekten dürfte die Inflation in den kommenden Monaten vorübergehend wieder anziehen, erwartet Lagarde. Der Kampf gegen die hohe Inflation ist nach Einschätzung der EZB-Präsidentin noch nicht gewonnen.

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