Lässt Yellen jetzt den Aktienmarkt abstürzen?
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Die US-Notenbank wird beim heutigen Zinsentscheid den Leitzins zum dritten Mal seit der Finanzkrise anheben. Der Zins, zu dem sich die Geschäftsbanken mit frischem Zentralbankgeld versorgen können, wird um 0,25 Prozentpunkte angehoben auf eine Spanne von dann 0,75 bis 1,00 Prozent. So viel gilt als sicher, nachdem Fed-Präsidentin Yellen Anfang März selbst eine Zinserhöhung signalisiert hatte.
Auf den ersten Blick spricht viel für eine Leitzinserhöhung: Der US-Arbeitsmarkt befindet sich mit einer Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent weiter nahe an der Vollbeschäftigung, nachdem im Februar 235.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft geschaffen wurden. Die Inflation befindet sich nahe am Fed-Ziel von zwei Prozent. So erreichte das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank, der Anstieg beim sogenannten PCE-Preisindex, im Januar einen Wert von 1,9 Prozent, nach 1,6 Prozent im Dezember. Höchste Zeit also für die Fed, ein wenig auf die geldpolitische Bremse zu treten.
Auch die Finanzmärkte sind sich sicher: Mit einer Wahrscheinlichkeit von aktuell 95,2 Prozent wird für heute der nächste Zinsschritt eingepreist, wie die Preise des 30-Day Fed Fund Futures zeigen. In den vergangenen Monaten und Jahren hatten die Märkte stets eine langsamere Zinserhöhung eingepreist, als die Fed in Aussicht stellte, und damit auch Recht behalten. Doch nun wandelt sich das Bild: Bis Jahresende unterstellen die Märkte inzwischen insgesamt drei Zinserhöhungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Dies entspricht genau dem Tempo, das auch die Fed beim letzten Zinsentscheid in Aussicht gestellt hatte.
"Dot Plot" im Fokus
Da der heutige Zinsschritt so gut wie sicher ist, dürften sich Marktteilnehmer denn auch auf den weiteren Ausblick fokussieren. Zusammen mit dem Zinsentscheid veröffentlicht die Fed um 19.00 Uhr MEZ auch neue Projektionen zur Zinsentwicklung. In einer als "Dot Plot" bezeichneten Grafik informieren die einzelnen Mitglieder des Offenmarktausschusses darüber, wo sie den Leitzins in den kommenden Jahren sehen. Erwartet wird, dass die Fed-Notenbanker weiterhin im Median drei Zinserhöhungen pro Jahr um jeweils 0,25 Prozentpunkte in Aussicht stellen.
Eine handfeste Überraschung wäre es, wenn die Fed ein noch schnelleres Tempo von Zinserhöhungen in Aussicht stellen würde. Auch dafür könnte es Argumente geben, denn die längerfristigen Inflationserwartungen in den USA sind zuletzt weiter gestiegen. Dies ist vor allem auf die unter US-Präsident Trump erwarteten höheren Ausgaben für die Infrastruktur und Steuersenkungen zurückzuführen. Da die Details der Trump-Pläne aber noch auf sich warten lassen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft noch viel schwieriger abzuschätzen sind, erwartet die Mehrheit der Beobachter, dass die Fed an ihrem erst im Dezember modifizierten Ausblick vorerst wenig verändern dürfte.
Bewertungen erreichen extreme Niveaus
Schneller steigende Leitzinsen könnten für den US-Aktienmarkt ohne Zweifel gefährlich werden. Seit dem Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl sind die Bewertungen am US-Aktienmarkt auf extreme Niveaus gestiegen. Die Anteilsscheine der US-Unternehmen sind in Bezug auf ihr Ertragspotenzial so hoch bewertet wie nur vor den Crashs in den Jahren 1929 und 2000. Das zeigt das sogenannte Shiller-KGV, eine von Nobelpreisträger Robert Shiller entwickelte Kennzahl zur Bewertung des US-Aktienmarktes.
Quelle: Robert Shiller
Wie das normale Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) setzt das Shiller-KGV den Kurs von Aktien in Beziehung zu den je Aktie erzielten Gewinnen. Ein hohes KGV kann eine Überbewertung, ein niedriges KGV eine Unterbewertung andeuten. Im Gegensatz zum gewöhnlichen KGV wird beim Shiller-KGV allerdings der Kurs nicht durch den aktuellen Gewinn je Aktie, sondern durch den 10-Jahres-Durchschnitt geteilt. Der Gewinn je Aktie wird außerdem inflationsbereinigt.
Das Shiller-KGV für den S&P 500 hat inzwischen ein Niveau von 29,77 erreicht und ist damit aktuell fast doppelt so hoch wie der langfristige Mittelwert von 16,7. Das bedeutet nicht, dass ein Crash unvermeidbar ist, zeigt aber das enorme Rückschlagpotenzial bei den Kursen nach acht Jahren Bullenmarkt.
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Der große Absturz wird schon noch kommen ist nur eine Frage der Zeit wie immer !