Labiles Weltfinanzsystem: "Es gibt keine echte Lösung für den Kollaps einer Bank"
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Frankfurt/ London/ Mexiko City (BoerseGo.de) - Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret sieht im Finanzsystem viele ungelöste Probleme. Seiner Auffassung nach ist die Finanzwelt etwa noch immer nicht auf die Pleite einer großen Bank vorbereitet. „Das größte noch ungelöste Problem ist das „too-big-to-fail“-Thema – wir haben bis heute keine echte Lösung für Banken, die zu groß sind, als dass der Staat sie einfach insolvent gehen lassen könnte. Da liegen wir leider immer noch weit hinter unseren Zeitplänen zurück. Um ehrlich zu sein: Auf den Zusammenbruch einer großen Bank sind wir heute kaum besser vorbereitet als vor der Finanzkrise, kritisierte er im Interview mit der „Welt“ (Freitag) den schleppenden Verlauf der Reformen. Der Deutsch-Amerikaner sitzt seit Mai 2010 im Vorstand der Bundesbank und ist dort unter anderem für Finanzstabilität zuständig ist.
In einer Marktwirtschaft müsse ein Finanzinstitut auch aus dem Markt ausscheiden können, und zwar ohne dass das System zusammenbricht oder der Steuerzahler einspringen muss, so Dombret weiter. Er fordert deshalb „glaubwürdige Abwicklungsmechanismen“. Aber dieses Ziel zu erreichen, sei ungeheuer komplex, so der Bundesbanker. Er sieht aber auch Fortschritte. Beispielsweise, dass die großen Banken heute Notfallpläne erarbeiten müssten: Sie sollen aufzeigen, wie sie in einer Krise ohne Schaden für das Finanzsystem abgewickelt oder mit dem Geld ihrer Aktionäre gerettet werden können. Und auch die auch die Aufseher werden an die Leine genommen und müssten solche Krisenszenarien im Sinne einer Trockenübung durchdenken. Das alles dauere aber eine gewisse Zeit, so Dombret.
Die Aufseher vom Financial Stability Board (FSB) haben am Donnerstagabend ihre aktualisierte Liste zu den systemrelevanten Bankinstituten der Welt vorgelegt. Insgesamt 28 Banken hält das FSB darin für derart groß, vor allem aber weltweit vernetzt, dass ihr Zusammenbruch das Weltfinanzsystem insgesamt gefährden könnte. Im vergangenen Jahr waren es noch 29 Institute. Für ihre Systemrelevanz sollen die betroffenen Institute ab 2018 ein bis 3,5 Prozentpunkte mehr Eigenkapital vorhalten müssen als andere.
Von der nun veröffentlichten Liste rausgenommen wurde die Commerzbank. Diese sei „als Ergebnis einer abnehmenden globalen Systemrelevanz“ gestrichen worden, teilte das FSB mit. Auch die britische Lloyds ist nicht mehr gelistet, ebenso die französisch-belgische Dexia-Gruppe, die nach ihrer Abwicklung nicht mehr als gefährlich betrachtet wird. Dafür rückten die spanische Großbank BBVA und die britische Standard Chartered neu auf die Liste der Banken, die ab 2016 schrittweise zusätzliches Eigenkapital vorhalten müssen. Die neue Liste wird am Wochenende den Finanzministern der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) bei ihrem Treffen in Mexiko City vorgelegt.
Dabei stuft das FSB im Moment keine Bank als so gefährlich ein, dass sie den Spitzenzuschlag von 3,5 Prozentpunkten mehr Eigenkapital vorhalten müsste (gemessen an der nach Risiken gewichteten Bilanzsumme). In die nächstriskante Stufe mit einem Zuschlag von 2,5 Prozentpunkten ist aber schon neben der HSBC und den US-Großbanken Citigroup und JP Morgan Chase die Deutsche Bank zu finden. Damit gehört das Frankfurter Institut zu den vier weltweit gefährlichsten Banken.
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