„Kreide für den Wolf“
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Was für ein merkwürdiger Titel? Richtig. Die seltsame Überschrift bedarf natürlich einer Erklärung: An der Tür zu meinem Arbeitszimmer hängt ein Poster. Darauf abgebildet ist kein Popstar, auch kein Supersportler oder eine Blumenwiese – sondern das Konterfei von Roland Baader. Darunter steht eine Bemerkung, die diesem genialen Vordenker der Freiheit zugeschrieben wird: „Das einzig wahre Menschenrecht ist das Recht, in Ruhe gelassen zu werden“.
Wer ausschließlich Börsenkurven analysiert, der hat den Namen Roland Baader möglicherweise noch nie gehört. Das ist zweifellos eine gravierende Bildungslücke, denn schon vor mehr als 20 Jahren, im Taumel der Wendezeit eines gerade wiedervereinigten Deutschland, hat dieser im vergangenen Jahr leider von uns gegangene Freiheitsdenker in nahezu gespenstischer Präzision jene Entwicklungen prophezeit, die sich heute vor unser aller Augen abspielen: Die Rückkehr des Sozialismus in seiner bislang hässlichsten Maskerade.
Mit der Börse hat das mehr zu tun, als Sie jetzt vielleicht vermuten. Dort zeigt sich der neue Sozialismus beispielsweise in Form von Markteingriffen und Manipulationen. Ob bei den Zinsen, beim Gold oder an den Aktienbörsen – die freien Kräfte der Märkte sucht man dort mittlerweile weitgehend vergeblich.
Übrigens: Wenn der „böse Wolf“ Kreide frisst, dann will er damit seine Stimme verstellen, um so seine wahren Absichten zu verbergen. So jedenfalls haben es die Gebrüder Grimm erzählt.
Lesen wir also einmal nach bei Roland Baader, wer sich in unserer heutigen Realität verstellt - und was das für uns alle zu bedeuten hat. Nachfolgend einige Zitate:
„Der Sozialismus am Ende?
Nein, Freunde: Niemand ist weiter von der Realität entfernt als jene, die glauben, durch den Bankrott der östlichen Herrschaftssysteme liege der Sozialismus in Agonie. Ganz im Gegenteil: Im Gewand des Reformators, des Erneuerers, des vom Stalinismus „gereinigten”, in der Schnell-Waschanlage mit Glasnost und Perestroika gewachsten, von den Betonköpfen befreiten Edel-Erlösers taucht er im neuen Cherub-Gewand wieder auf, gewinnt er durch das theatralische Ablegen seiner Stasi- und Kalfaktor-Fratze, durch das Überziehen einer demokratischen, diskussionsfreudigen und pluralistischen Maske erst so richtig an charismatischer Heilsaura (Seite 9)
(...)
Was am Kapitalismus „kalt” und „unmenschlich” sein soll, das ist die Tatsache, dass er den Menschen keine Illusionen vorgaukelt von einem irdischen Paradies der Edlen, der „solidarischen” und „neuen” Menschen, sondern dass er sie so akzeptiert wie sie sind: egoistisch und hilfsbereit, verschlagen und offen, dumm und gescheit, faul und fleißig, nüchtern und verträumt. Was am Sozialismus „menschlich” sein soll, das ist in Wirklichkeit nur die Illusion, der Irrtum und der Wahn. Diesseits und jenseits des Wahns aber ist stets er es, der Sozialismus, der kalt und unmenschlich die Fratze der Tyrannei, den Stehkragen der Spitzel, die Hungerödeme des Elends und die Stiefel der Gefängniswärter tragen muss. (S. 11)
Nur ein Land und eine Regierung, die es sich „leisten” können, gigantische Summen an Arbeitskraft und Ressourcen, an Steuer- und Spargeldern ihrer Bürger zu verschwenden, kann sich das angeblich „humanitäre” Mäntelchen des „mittleren Weges” umhängen. Die Mitte zwischen Effizienz und Bankrott ist schon immer nur das gerade noch erträgliche Elend gewesen, und die Mitte zwischen Wahrheit und Lüge das feige Rattentum der lauwarmen Anbiederer und Duckmäuser. Ohne die kapitalistischen „Erbsünden” des Privateigentums an den Produktionsmitteln und der freien Preise für alle Produktionsfaktoren und Produkte bleiben alle „Reformen” Makulatur. […] Indem man über die Systematisierung der Verschwendung nachdenkt und über die Verwaltung des Mangels, indem man über die Ideologisierung des Elends und das ferne Paradies palavert und „mitbestimmt”, kann man die Übel nicht beseitigen, sondern nur bei ihrem eitrigen Geruch mitstinken. Demokratie ohne Marktwirtschaft bleibt ein Versprechen, das niemals eingelöst werden kann. (S. 11f.)
Dieses Buch ist nicht geschrieben worden, um erklärte Sozialisten (also solche, die Sozialisten sein wollen und sich als solche verstehen) zu Nicht-Sozialisten oder Antisozialisten umzukrempeln; das wäre so schwer oder so unmöglich wie einen Ochsen in eine Kuh zu verwandeln – oder umgekehrt. Dieses Buch wurde geschrieben, um denjenigen, die sich nicht für Sozialisten halten, zu zeigen, dass sie dennoch Sozialisten sind, und um ihnen aufzuzeigen, was sie wissen und begreifen müssen, um wirklich das sein zu können, was sie zu sein glauben: freie Menschen. Und dieses Buch wurde geschrieben, um alle gutgläubigen „Geißlein” der freien Welt vor dem Wolf des Sozialismus zu warnen, der in seinen östlichen Jagdgebieten und überall auf der Welt erkannt, entlarvt und erschlagen zu sein scheint, während er – wie in jenem alten deutschen Märchen – nur vorläufig aufgibt, um Kreide zu fressen und in neuer Tarnung auf Raub auszugehen. (S. 13)
Demokratie und Sozialismus sind keine Tautologie […], sondern radikale, sich gegenseitig vollständig ausschließende Gegensätze. Demokratie ist ein Verfahren zur Machtbegrenzung und Machtkontrolle. Sozialismus dagegen verneint immer die individuelle Entscheidungsfreiheit der Individuen über ihre ökonomischen Präferenzen und Lebensziele (angeblich zugunsten der Allgemeinheit, des Kollektivs); somit weist Sozialismus stets die Hoheit über die entscheidenden Existenzkräfte und Lebensmotivationen dem Staat oder einer Partei oder politischen Cliquen zu, und somit ist Sozialismus niemals System oder Methode zur Machtbegrenzung, sondern immer und überall pseudomoralische Rechtfertigung zur Bevormundung des Lebens, Freibrief zur zynisch moralisierenden schrankenlosen Macht. Wer den Menschen verspricht: „Ihr sollt frei sein, aber Ihr sollt sozialistisch frei sein”, der möge nachschlagen beim längst vergessenen Joseph Freiherr von Eichendorff: „Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: Ihr sollt nicht frei sein, oder: Ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein.” (S. 14)
(...)
Gerade weil ich glühender Demokrat bin, bin ich auch entschiedener Gegner eines schrankenlosen Demokratismus; gerade weil ich den Krieg zutiefst verabscheue, und den Frieden – nach der Gottesfurcht und Gottesliebe – für das höchste irdische Gut halte, verachte ich den illusionären Pazifismus; gerade weil ich es als das wichtigste Ziel allen Wirtschaftens erachte, Armut und Elend zu beseitigen und die Schwachen vor Ausbeutung und Armut zu schützen, bin ich ein wütender Verächter des Wohlfahrts- und Umverteilungsstaates; gerade weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass Wohlstand und materielle Güter nicht das Wichtigste im Leben der Menschen sind – oder sein sollten, bin ich ein glühender Anhänger des Kapitalismus und ein geradezu militanter Antisozialist; gerade weil ich die Würde der Frau und das Geheimnis des Weiblichen so hoch schätze, bin ich erklärter Feind des Feminismus und des sogenannten Emanzentums. (S. 28f.)
(...)
Obwohl sich der Sozialismus weltweit auf dem Rückzug befindet und besiegt erscheint, kündigt sich seit langem ein furchtbares Ereignis an: In einem anderen Gewand, mit einer mephistophelischen Maske kehrt er zurück und wird (erneut) die Grundfesten unserer Existenz und unseres politischen Gemeinwesens erschüttern und vielleicht sogar zum Einsturz bringen. Die Gefahr trägt das Kleid ihres Gegners und wird deshalb bis zum bitteren Ende nicht erkannt werden. Der Wolf spricht – nach dem Verzehr der Kreide – mit der Stimme der treusorgenden Muttergeiß. Noch schlimmer: Selbst dann, wenn wir vor den Trümmern stehen werden, werden wir die Ursachen und Zusammenhänge der Katastrophe nicht begreifen. Ob wir eine Überlebenschance haben, scheint mir davon abzuhängen, ob wir jetzt, vorher noch erkennen können, warum und wie die Gefahr getarnt ist, was die Kreide für den Wolf ist, und wie und warum er sie anwendet. „Noch ist es Tag, da rühre sich der Mann! Die Nacht tritt ein, wo niemand wirken kann.” (Goethe, Buch der Sprüche). (S. 36f.)
Ein mancher von den Jüngeren mag denken: „Na ja, nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird”, oder: „Man darf das nicht so verkniffen sehen”, oder: „Die Wahrheit liegt in der Mitte” und all der faulen Sprüche mehr, welche für einige Lebensbereiche ihre Geltung haben mögen, für die Freiheit aber nicht! Die Freiheit ist eine anspruchsvolle Braut. Wer sie nicht glühend, kompromisslos und in ewiger Treue liebt, und wer sie nicht rückhaltlos und mit letzter Entschlossenheit verteidigt, hat sie schon verloren. Sie verachtet die Laschen und Lauen, die Halbherzigen und Gleichgültigen, die Schwachen und Schwankenden, die Feigen und Opportunistischen. Man darf nicht für grenzenlose Freiheit kämpfen, aber man muss grenzenlos für Freiheit kämpfen. Mit dem Geist natürlich, nicht mit der Faust. Mit der Faust zerschlägt man alles, auch die Freiheit. (S. 39)
Andere wiederum werden sagen: „Man kann ja doch nichts ändern.” Glauben Sie das nicht! Der Geist in einem Volk ist die Summe der Geister in den einzelnen Köpfen. Jeder, der sich bemüht, sein Wissen, seine Bildung und Urteilsfähigkeit zu mehren, trägt wesentlich bei zu diesem „Geist einer Nation”, „Geist eines Zeitalters”, „Geist einer Generation” – oder wie immer man eine größere Strömung dieser Art nennen will. Allerdings: Speziell für junge Menschen ist das ein einsamer Weg. Wo bedächtige Führung herkommen sollte – von Schule und geistigen Eliten – da ist überwiegend nur Irreführung“. (S. 40)
http://susannekablitz.wordpress.com/2014/08/21/die-roland-baader-lese-demo/
[Link "http://freiheitswerk.org/veroeffentlichungen/roland-baader/" nicht mehr verfügbar]
Morgen, Samstag, 23. August 2014, gibt es auf dem Burgplatz in Düsseldorf die einmalige Gelegenheit, mehr über Roland Baader zu erfahren. Ab 10 Uhr wird direkt am Rheinufer von mehreren Autoren eines seiner wichtigsten Werke vorgelesen: „Kreide für den Wolf“. Initiiert hat das Ereignis Susanne Kablitz, Bundesvorsitzende der Partei der Vernunft (PDV).
Schließen wollen wir diesmal mit einem Zitat, das Mut macht in diesen turbulenten Tagen und das ganz im Sinne von Roland Baader sein dürfte. Zugeschrieben wird es dem wohl berühmtesten Universalgelehrten aller Zeiten: Von Leonardo da Vinci, seines Zeichens Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und genialer Naturphilosoph stammt die folgende Einsicht:
„Die Wahrheit ist immer nur eine Tochter der Zeit.“
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
2 Top-Beiträge von Adlerauge, dem ist nichts hinzuzufügen. Man müsste die Beiträge nur noch kopieren und an die demokratisch gewählten Volksbelüger in Berlin schicken.
man o man, das wird immer abstruser hier. Die inzwischen 4. Oder 5 te Woche in der nur politisiert wird ohne konkret zu werden.früher hat hr hoose auch mal ne antizyklische boersenidee/einstiegsgelegenheit gepostet.nun woche f woche dunklere Verschwörung. Jetzt wird sogar sozialismus aus der kiste geholt. Richtig ist, Machterhalt ist wichtigstes ziel der Politiker. Das wars aber auch schon an diesem Artikel. Boersenhinweis? Fehlanzeige.
Gold hat die 1280 gerissen mit dip an 75, steht kurz vor Absturz oder Ausgangspunkt herbstrallye, die auch zur megarallye durchlafen koennte. Jetzt einkaufen oder warten auf test der 55 und grosseinkauf von EMs und minen mit engem SL? Oder doch eher shorten, weil dow und marktbreiterer S&P neue hochs erklimmen. Nein, das ist kein thema hier.
Ungewöhnlicher turnaround von dow und co. Nach Durchfall aus trendkanal. Dax kämpft um 200er linie. Wenn kein neues hoch bei us Werten aktiviert wird, koennte das das signal zur finalen verkaufswelle sein (letzte Gelegenheit sich short zu positionieren mit top crv über dem letzten Hoch sl=ko), bzw dax, wenn 200er n i cht geschafft wird zu halten. Sl= 470. Wenn doch, gehts halt einfach weiter und neue hochs bestimmen den weg. Sl der longs einfavh nachziehen und gold und minen abstossen. Empfehlung dazu vom antizyklischen boersenbrief dazu ? Fehlanzeige.
Hr hoose. Habe gerade mein abo bei ihnen gekündigt. Fand es immer interessant, weil auch mal ne andere sicht vermittelt wird. Aber statt ihre Aufgabe zu erfüllen, antizyklisch zu beraten, sind sie ein politisch einseitig ausgerichteter Extremist geworden. Schade.
Roland Baader war ein Liberaler in der Tradition von Mises und von Haydek. Ein politischer Sprecher für die liberalen Positionen von Freiheit (gegen Sicherheit), Frieden (gegen militärische Aktionen), Datenschutz (gegen Nichtflächendeckender Überwachung), Mittelstand (gegen staatliches Primatentum) fehlt heute, nachdem sich die Liberalen in den verschiedenen Koalitionen aufgerieben haben und als politische Paria ausgeschaltet wurden.
Ich denke, der Blick muß wieder von der Ukraine auf die anderen Themen erweitert werden
- Seit 2012 wurde Levin Holle (MA der Boston Consulting Group und bekannt für seinen Vorschlag von den Bürgern einen 30% Abgabe auf Sparguthaben zu erheben) Leiter der Abteilung "VII -Finanzmarktpolitik"- im Bundesfinanzministerium. Warum verzichtet er auf deutliche Gehaltseinbussen?
- Beim Verfassungsschutz werden nach dem IT Sicherheitsgesetz 55 neue Stellen für Wirtschaftsspionage geschaffen
- Im Herbst wird ein neuer BKA Leiter ernannt werden und gleichzeitig wird die Überwachungssoftware FinSpy eingesetzt werden (
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Was-war-Was...
- Der deutsche Entwicklungshilfeminister hat Qatar der Finanzierung der ISIS beschuldigt. Jetzt werden bestimmt bald Sanktionen gegen Qatar beschlossen.
- In USA wird diskutiert, daß man sich jetzt mit Assad verbündet, um die ISIS zu bekämpfen. Hatte USA nicht erst ISIS ausgebildet und trainniert, um Assad zu bekämpfen.
- Im Herbst stimmt Schottland über seine Unabhängigkeit von England ab. Wäre im Falle seiner Unabhängigkeit Schottland noch Teil der EU? Für UK fällt dann der Wirtschaftsfaktor Nordseeöl weg und die Verschuldung in (sinkendem) BIP wird drastisch steigen.
- und der Ukraine geben wir noch 500 mio Kredit, bestimmt nicht, damit diese ihre Gasschulden in Russland (Sanktionen) zahlen kann
Was hätte ein Baader zu all diesen Themen gesagt......
Kreml startet Propaganda-Offensive in Deutschland
http://www.welt.de/wirtschaft/article131499923/Kre...
Einige von euch hier dürften ganz heiß auf diese medienoffensive sein :-)
Was nützt uns dieses ganze Wissen?
Ganz gleich, ob man die Bücher liest, welche der Kopp-Verlag herausgibt oder die tiefgründigen Kommentare von Herr Hoose, die ich immer sehr interessant finde. Als Einzelner kann man ohnehin nichts tun, wenn die Masse doof bleibt.
Es geschieht einem wie der trojanischen Königstochter Kassandra, die den Untergang ihrer Heimatstadt prophezeihte und der doch keiner glaubte. Am Ende wurde auch sie gefangen genommen und als Sklavin einem der griechischen Heerführer zugeteilt.
Tragisch, aber realiter.
Tja,der Baader,hab ihn auch vor vielen Jahren gelesen.Es gibt so wenige,die entgegen den heute üblichen Sprachlügen,wie eben die klare Definition von Mustern wie Kapitalismus ,Sozialismus........etc. ,sich noch aufraffen,und gegen die Verblödung der Sprache angehen.Es ist nämlich sehr schwer geworden,Begriffe ihres wahren Ursprungs überhaupt noch zu erkennen.Wenn Die Sprache nur noch funktionell verstümmelt wird,ist es sehr schwer,etwas zu Ende zu denken.
Es freut mich,dieses Thema hier auf diesem Forum zu finden.Herr Hoose,RESPEKT!!!
Es ist natürlich auch ein leidiges Thema für die Ängslichen,deren nächste Investition der implantierte Chip ist.Alles Banane, schönes Wochenende.
oh Gott, wo bin ich hier gelandet, schnell weg hier...
Baader zeichnet eine schwierige Zukunft, um nicht zu sagen eine extrem dunkle Vision von dem, was uns bevor steht. Aber auch er weiss nicht, wie sich das Gewitter entladen wird - Inflation, Deflation, Reform etc. Wie muss man sich positionieren, dass man nicht vom Blitz erschlagen wird. Das ist die Frage, die seit vielen Jahren wohl die relevanteste für das künftige Leben im Wohlstand ist. Leider ist die Antwort extrem schwierig - wie lange können die Sozialisten ein System am Leben erhalten? Da kann man in seinen Annahmen viele Jahre daneben liegen. Das muss man auch erst verkraften können. Nur eines ist sicher - der Scheinreichtum wird schwinden.
Ich habe selten besseres auf GMT gelesen. Wirtschaftsphilosophisch feinste Kost. Vielen Dank für den tollen Literaturhinweis!
Wow,
Ihr Zitaten-Potpourri hat meinen Freitagnachmittag geradezu philosophisch verklärt, Herr Hoose. Mir ist bei der Lektüre des Baaderschen Gedankens, dass mit dem Bankrott der östlichen Herrschaftssysteme der Sozialismus mitnichten aufgehoben worden sei, das Diktum Erich Honeckers durch den Kopf gegangen: „Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf!“
Sicher, viele seiner Botschaften hatten vor der Geschichte keinen Bestand, gleichwohl offenbart aber dieser Ausspruch einen gewissen Weitblick. Die Nachwende-Entwicklung bestätigt ihn auf kuriose Weise, und es ist eine Ironie der Geschichte, dass gerade jene Akteure Honeckers Prophezeiung mit Leben erfüllen, die er sicherlich als Klassengegner benannt hätte.
So impliziert Sozialismus immer auch Vergemeinschaftung und in diesem Sinne lebt er in der Sozialisierung der überbordenden Staats- und Bankschulden auf Kosten der Steuerzahler fort. Auch mit Blick auf Zentralismus und Demokratiedefizite lassen sich in den bürokratischen Zentralisierungsprozessen im EURO-Raum Parallelen zum real existierenden Sozialismus erkennen. Längst haben sich Begriffe wie wie Bankensozialismus, Schuldensozialismus… etabliert. Doch darin erschöpft sich Honeckers Prophezeiung nicht. Einer bestimmten Sorte Banker und Finanzjongleure – nennen wir sie kurz „Renditejunkies“ - kann in einem gewissen Sinne durchaus Spuren nicht nur sozialistischer sondern gar kommunistischer Lebensweise konzediert werden: Wofür Generationen vergeblich gestritten haben – diese Finanzgewaltigen haben es geschafft – und das ohne alle Klassenkampfattitüden:
Im Gegensatz zum Sozialismus, wo jeder, vereinfacht gesagt, nur entsprechend seiner Leistungen verbrauchen kann, impliziert das (theoretische) Verteilungsprinzip im Kommunismus, dass die Mitglieder der Gesellschaft auf der Grundlage höchstentwickelter Produktivität ungeachtet ihrer Fähigkeiten und Leistungen ausschließlich nach Maßgabe ihrer Bedürfnisse konsumieren können (Karl Marx, "Kritik des Gothaer Programms").
Dieser paradiesische Zustand scheint für diesen und jenen Finanzoligarchen erreicht. Ihre Quellen sprudeln üppig - egal WIE sie wirtschaften und WAS sie leisten! Und das wurde nicht zuletzt möglich mit Unterstützung des Rechtsstaates.