Konjunkturhimmel: Lichtblicke zwischen den Wolken
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Nachdem die Märkte im ersten Quartal von ihrem Höchst- bis zu ihrem Tiefststand um 34 Prozent eingebrochen sind, nur um dann bis Ende Juni wieder um 38 Prozent zu steigen, scheint es, dass wir jetzt einen Punkt erreicht haben, an dem die positiven und negativen Markteinflüsse relativ ausgewogen sind. Aufgrund der andauernden Ungewissheit in Bezug auf Covid-19 und die Stärke der globalen wirtschaftlichen Erholung ist unser Überzeugungsgrad hinsichtlich der kurz- bis mittelfristigen Richtung der Märkte daher geringer als gewöhnlich.
Wolken am Horizont
Die Liste der Sorgen ist lang: In einigen wirtschaftlich bedeutenden US-Bundesstaaten ist die Zahl der Covid-19-Infizierten deutlich gestiegen. Die negativen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind noch nicht voll zum Tragen gekommen – mit weiteren Insolvenzen und Zahlungsausfällen ist zu rechnen. Das Tempo der wirtschaftlichen Erholung seit Aufhebung der Lockdowns hat in den letzten Wochen deutlich nachgelassen.
Joe Biden und die Demokraten liegen in den Umfragen zur US-Wahl weiter vorne. Ein Wahlsieg der Demokraten könnte höhere Steuern, mehr Regulierung und weniger politische Interventionen zur Unterstützung der Märkte zur Folge haben. In den kommenden Monaten dürften die Märkte einen möglichen Erdrutschsieg der Demokraten zunehmend in Erwägung ziehen.
Die Handelsspannungen zwischen den USA und China dauern ebenfalls an. Ende 2019 einigten sich die beiden Länder zwar auf ein „Phase 1“-Handelsabkommen, doch unseres Erachtens sind die Spannungen unterschwellig weiter präsent und könnten erneut hochkochen. Das dürfte in den kommenden Monaten und Jahren für negative Schlagzeilen sorgen, bei denen es sich aber bis auf weiteres häufig nur um kurzfristige Aufreger handeln wird.
Lichtblicke
Gleichzeitig haben die Märkte im zweiten Quartal wiederholt ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, die „Wand der Angst“ zu erklimmen. Unserer Ansicht nach spricht viel dafür, dass der jüngste Anstieg der Infektionszahlen Teil einer andauernden ersten Welle ist und nicht den Beginn der gefürchteten zweiten Welle markiert. Auch betrifft er eher jüngere Menschen und der Anteil der Infizierten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen oder versterben, ist geringer. Die massiven geld- und fiskalpolitischen Hilfsprogramme dürften noch weiter ausgeweitet werden, bevor sie wieder schrittweise zurückgenommen werden. Auch könnte die Fähigkeit der Demokraten, radikale Reformen durchzusetzen, geringer sein als viele befürchten. Unterdessen hat sich die Marktstimmung deutlich verbessert und die Bewertungen sind nennenswert gestiegen, allerdings noch nicht so stark, dass sie ein echter Grund zur Sorge wären.
Investoren werden diese und weitere Faktoren in den nächsten Wochen und Monaten im Auge behalten müssen. In diesem Umfeld spricht viel für eine abwartende Haltung und unsere Risikopositionierung ist erwartungsgemäß relativ risikoneutral. Das Aktienrisiko wird von uns aber taktisch gesteuert und wir fühlen uns weiterhin sehr wohl mit unseren Positionen in ertragsgenerierenden Investments wie Dividendenaktien, Hochzinsanleihen, Investment-Grade-Anleihen und Alternatives.
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