Fundamentale Nachricht
19:21 Uhr, 01.07.2019

Keine gute Prognose für Aktien

Angesichts des Makroumfeldes und zurückgehender Unternehmensgewinne hat Columbia Threadneedle Investment die Aktienquoten in ihren Multi-Asset-Portfolios auf ein neutrales Gewicht zurückgefahren. Zuvor hatte sie Aktien dort übergewichtet. Im Gegenzug setzen die Portfoliomanager nun stärker auf Unternehmensanleihen.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 26.675,55 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (Godmode-Trader.de) - „In letzter Zeit hat sich die Lage überwiegend zum Schlechteren verändert: Die Handelskriege sind erneut ausgebrochen, die Gefahr eines ungünstigen Brexits ist wieder präsent, und zumindest aus einigen Winkeln der Finanzmärkte kommen Warnsignale bezüglich der künftigen Konjunktur- und Gewinnentwicklung“, schreibt Maya Bhandari, Portfoliomanagerin bei Columbia Threadneedle, in einem aktuellen Kommentar. „Die Zentralbanken rund um den Globus sind jeweils unter Verweis auf diese schwierige Gemengelage auf einen sanfteren Kurs eingeschwenkt. Dennoch sind die Vermögenspreise kräftig gestiegen, sodass einige Märkte nur knapp unter ihren Höchstständen notieren.“

Columbia Threadneedle verweist auf die Einschätzungen von Analysten, die sich eingetrübt hätten. So seien beispielsweise die Bottom-up-Gewinnprognosen für den globalen Aktienmarkt insgesamt gegenüber dem Vorjahr sowohl für 2019 als auch für 2020 um 9 Prozent gesunken. Mittlerweile werde für dieses Jahr weltweit mit einem Nullwachstum der Unternehmensgewinne gerechnet, während die Prognose im letzten Quartal 2018 noch plus 10 Prozent betragen habe.

Auch die globalen Staatsanleihenmärkte senden Columbia Threadneedle zufolge Warnsignale aus. „Über die Hälfte der US-Zinsstrukturkurve weist einen inversen Verlauf auf, und ein Anteil von fast 70 Prozent liegt bei 10 Basispunkten oder flacher, was nach den Erfahrungen der letzten 40 Jahre auf eine steigende Rezessionsgefahr schließen lässt“, schreibt Bhandari. Renditekurven seine zwar kein verlässlicher Indikator für die tatsächliche Konjunkturentwicklung. Und obwohl sich die Konjunkturbarometer eingetrübt hätten, gebe es nur wenige Anzeichen für eine Rezession. „Dennoch darf man die umgekehrte Renditekurve nicht ignorieren: Ein inverser Verlauf ist zum Beispiel ein wichtiger Faktor für das viel beachtete Probit-Modell der Federal Reserve Bank of New York, das jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 3 eine Rezession in den nächsten zwölf Monaten vorhersagt. Dies findet bei der Fed und an den Finanzmärkten Beachtung.“

Mögliche Unterstützung vonseiten der Notenbanken sei kein Garant für weiter steigende Aktienkurse. Risikoanlagen wie Aktien könnten zwar weiterhin Unterstützung finden, solange Leitzinssenkungen genügten, um schwache Gewinne oder Cashflows auszugleichen. „Allerdings ist dies ein prekäres Gleichgewicht, das sich besser für Unternehmensanleihen eignet“, kommentiert Bhandari. Zudem deuteten die aktuellen Prognosen von Columbia Threadneedle auf weniger Zinssenkungen hin, als sie derzeit am Markt eingepreist sind – sowohl in den USA als auch in Europa. Für Großbritannien erwartet die Gesellschaft weiterhin höhere Leitzinsen, auch wenn sie diesbezüglich angesichts der aktuellen Entwicklungen etwas skeptischer geworden ist.

„Unter dem Strich erscheint unter den gegebenen Umständen und angesichts fehlender Bewertungssignale die Senkung der Aktiengewichtung auf ein neutrales Niveau neben einer allgemein geringeren Risikoneigung angebracht“, fasst Bhandari zusammen. „Die entgegenkommenden Zentralbanken und das moderate positive Wachstum sollten Unternehmensanleihen jedoch weiter Unterstützung bieten.“

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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