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22:30 Uhr, 08.08.2019

Handelskrieg - Die Eskalationsspirale dreht sich weiter

Mögliches Szenario: Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent und Anstieg der Kerninflation um 0,1 Prozent - Fed kann einen Teil der Auswirkungen ausgleichen - China strebt Regierungswechsel bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 an

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London (Godmode-Trader.de) - Nächste Runde im Handelskrieg: Präsident Trump hat angekündigt, alle verbleibenden Importe aus China ab dem 01. September mit Strafzöllen in Höhe von zehn Prozent zu belegen. Das betrifft Waren im Gegenwert von rund 300 Milliarden US-Dollar. „Praktisch wird der betroffene Warenwert deutlich geringer ausfallen. Importe aus China stürzen bereits jetzt ab – seit Jahresbeginn um 12 Prozent – und werden wahrscheinlich noch deutlich weiter fallen“, kommentiert Tim Drayson, Head of Economics bei Legal and General Investment Management (LGIM). Der Einbruch des Handels zwischen den USA und China sei bereits jetzt größer als während der Finanzkrise.

Die vorherigen Strafzölle hätten vor allem Investitionsgüter und Zwischenerzeugnisse betroffen und schienen in den US-amerikanischen Lieferketten teilweise absorbiert worden zu sein. Die neuen Zölle hingegen würden direkt prominente Konsumgüter wie Kleidung, Schuhe, Videospiele, Fernseher, Telefone und Sportartikel treffen. „Wenn Trump sagt, er wolle China mit immer neuen Abgaben herausfordern, wird auch der Mehrheit der US-Bevölkerung klar werden, dass dann die USA darunter leiden. Die Verbraucher bekommen jedoch vom Einzelhandel die Erklärung, dass die Preissteigerungen auf Trumps neue Zölle zurückgehen“, erklärt der Ökonom.

Er prognostiziert einen weiteren Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent und einen Anstieg der Kerninflation um 0,1 Prozent, vorausgesetzt 50 Prozent laufen durch. Zudem seien indirekte Auswirkungen auf das Geschäftsklima sowie die finanziellen Rahmenbedingungen zu erwarten. „Die Strafzölle werden zwar die Staatseinnahmen verbessern, aber der Haushalt ist inzwischen festgeschrieben“, so Drayson. Es bestehe also nur wenig Spielraum, mit den Mehreinnahmen die Folgen abzumildern.

„Die Fed kann einen Teil der Auswirkungen ausgleichen“, so Drayson. Der Markt habe bereits eine Leitzinssenkung im September vollständig eingepreist. Allerdings sei die Fed eher zurückhaltend, über die bereits eingepreisten Wachstumsimpulse hinaus aktiv zu werden. „Zum einen besteht die Möglichkeit, dass Trump plötzlich umschwenkt und ein Abkommen abschließt. Zum anderen missbilligt die Notenbank Trumps Versuche, sie zu Zinssenkungen zu drängen“, macht Drayson deutlich. Sollten sich die Strafzölle unmittelbar inflationär auf die Konsumgüter auswirken, könnte es für die Fed einfacher sein, Trumps Forderungen zu widerstehen.

Wie werde China zurückschlagen? Peking habe bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. „Die chinesische Führung wird ihren Ansatz ändern und dazu übergehen, den USA größtmöglichen Schaden zuzufügen. Das Ziel ist, einen Regierungswechsel bei den US-Präsidentschaftswahlen 2020 herbeizuführen“, sagt er. Trump werde wahrscheinlich noch stärker auf seine erfolglose Strategie setzen, China zu Strukturreformen zu zwingen, denen Peking nicht zustimme.

In der Zwischenzeit geht Drayson von weiteren Konjunkturmaßnahmen in China aus. Darüber hinaus werde die chinesische Führung bereit sein, den Renminbi auf über 7 RMB gegenüber dem Dollar abzuwerten. „Das wird die Auswirkungen zwar teilweise ausgleichen, aber wir erwarten dennoch einen weiteren Rückgang des offiziell prognostizierten chinesischen Wirtschaftswachstums für 2020 von 0,2 Prozent“, argumentiert Drayson. „US-Wirtschaftsunternehmen werden in China ein zunehmend schwieriges Terrain vorfinden. Unmittelbar über gestiegene Regulierung, Strafen und Ungleichbehandlung; mittelbar durch einen patriotischen Boykott von US-Marken.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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