Kommentar
14:57 Uhr, 19.10.2018

Keine Angst vor Halloween!

Statistisch betrachtet beginnt für Aktien ab Ende Oktober die beste Zeit des Jahres. Studien bestätigen den sogenannten Halloween-Effekt. Eine Garantie auf Kursgewinne impliziert das jedoch nicht.

Am 31. Oktober wird es wieder gruselig. Dann sind die Gespenster, Geister und Hexen los. „Süßes oder Saures“, heißt der Schlachtruf, mit dem Millionen von Kindern und Jugendlichen an Halloween durch die Straßen ziehen und Süßigkeiten einfordern. Nicht nur für die Kleinen ist das Treiben ein Riesenspaß, auch der Handel reibt sich die Hände. Allein in den USA werden für Halloween rund 2,7 Milliarden US-Dollar für Süßigkeiten ausgegeben. „Süßes oder Saures“, könnte auch das Motto für Anleger in diesem Jahr lauten. Denn nach dem jüngsten Rutsch an den internationalen Aktienmärkten, ist der Schauer vor einem neuerlichen Kursspuk groß. Dabei müsste sich die Angst eigentlich in Grenzen halten. Denn mit dem 31. Oktober beginnt – statistisch gesehen – die beste Zeit für Aktien. Im Börsenjargon wird dieses Phänomen auch als Halloween-Effekt bezeichnet.

Studien bestätigen Renditeunterschiede

Der Halloween-Effekt gehört zu den bekanntesten Kalenderanomalien. Er basiert auf der Beobachtung, dass sich Aktien im Winterhalbjahr (November bis April) tendenziell deutlich besser entwickeln als im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober). Der Halloween-Effekt steht folglich in engem Zusammenhang mit der Sell-in-May-Regel. Mittlerweile gibt es zahlreiche wissenschaftliche Studien, die das Phänomen untersucht haben. Zu den ersten und bekanntesten Analysen gehört eine im „American Economic Review“ erschienene Arbeit der Kapitalmarktexperten Sven Bowman und Ben Jacobsen aus dem Jahr 2002. Sie kamen zu dem Schluss, dass ein Halloween-Effekt in 35 von 37 untersuchten Aktienmärkten nachgewiesen werden kann. In 20 Fällen sei der Renditeunterschied zwischen den Winter- und Sommerperioden statistisch signifikant gewesen. Neuere Studien bestätigen diesen Zusammenhang. So erschien am 12. April 2018 im „International Journal of Financial Studies“ ein Beitrag des Wirtschaftswissenschaftlers Peter Arendas. Demnach verzeichnete der US-Leitindex Dow Jones im Zeitraum von 1980 bis 2017 in 28 der 37 betrachteten Jahre einen Halloween-Effekt. Das entspricht einer Quote von fast 76 Prozent.

Chancenreiche Strategie, aber….

Überraschend war, wie stark der Performanceunterschied ausfällt. Um durchschnittlich 8,42 Prozent legte der Dow Jones in den November-April-Perioden zu, aber nur um 1,56 Prozent in den Mai-Oktober-Halbjahren. Das macht eine bemerkenswerte Renditedifferenz von 6,85 Prozentpunkten. Außerdem ergab die Analyse, dass nicht nur eine Handvoll Einzeltitel für die Outperformance des Dow Jones verantwortlich war, sondern die Bewegung von fast allen Indexmitgliedern mitgetragen wurde. Anlagestrategien, die auf dem Halloween-Effekt basieren, so das Fazit der Studie, könnten daher erfolgreich umgesetzt werden. Da folglich kein Stock Picking erforderlich ist, können Anleger die Strategie relativ simpel mit Index-Zertifikaten umsetzen. Für Anleger mit einem entsprechenden Risikoprofil könnten zudem auch Index-Turbos eine Alternative sein, um gehebelt an diesem Effekt zu partizipieren.

Bei der Wahl der zugrungeliegenden Indizes herrscht wenig Einschränkung. Denn nach dem Studienautor ist davon auszugehen, dass dieser Effekt nicht nur für US-Aktien gilt, sondern auch für andere Aktienmärkte. Schuldig bleibt die Studie jedoch eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum“. Auch in den meisten anderen Untersuchungen sucht man vergeblich nach plausiblen Erklärungsversuchen für die überdurchschnittliche November-April-Performance. Das hinterlässt ein ungutes Gefühl, zumal Vergangenheitsbetrachtungen ohnehin nie eine Garantie für zukünftige Entwicklungen darstellen.

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