Kaffee aus dem Labor? Diese Revolution könnte den Markt entspannen
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Helsinki (Godmode-Trader.de) - Kaffee ist eines der am meisten konsumierten Getränke der Welt - doch die steigende Nachfrage bedroht die Umwelt. In den letzten 30 Jahren hat die wachsende Nachfrage nach Kaffee zu einem Anstieg der Produktion um 60 Prozent geführt, was nach Angaben der International Coffee Organization (ICO) eine Vielzahl von Risiken für den Planeten mit sich gebracht hat.
Warum ist die Kaffeeproduktion so umweltbelastend? Bambi Semroc, Senior Vice President des Center for Sustainable Lands and Waters bei Conservation International klärt auf: „Der meiste Kaffee durchläuft ein Nassmahlverfahren, bei dem erhebliche Mengen an Wasser zum Entpulpen (Entfasern) und Waschen der Kaffeebohne verbraucht werden. Anschließend wird die Bohne getrocknet, geröstet, verschifft und gebrüht - jeder dieser Schritte verbraucht Energie“. Laut dem Water Footprint Network werden 140 Liter Wasser benötigt, um 125 ml Kaffee, also eine Tasse, zu produzieren.
Der großflächige Kaffee- und auch Teeanbau ist auch mancherorts mitverantwortlich für die Rodung des Regenwaldes. In Brasilien, dem größten Kaffeeproduzenten der Welt, erreichte die Abholzung des Amazonas-Urwaldes in diesem Jahr einem Bericht des brasilianischen Nationalen Instituts für Weltraumforschung zufolge ein 15-Jahres-Hoch. Zwischen im Zeitraum August 2020 und Juli 2021 gingen schätzungsweise 13.235 Quadratkilometer - das entspricht 2.429 Fußballfeldern - verloren, was einem Anstieg von mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Gleichzeitig ist die Kaffeeindustrie auch selbst anfällig für den Klimawandel. Erst in diesem Jahr erlebte Brasilien im Zeitraum Mai/Juni mehrere Frost- und Dürreperioden, was die Preise für Arabica-Kaffee auf ein Siebenjahreshoch trieb. Rohstoffexperten gehen davon aus, dass die Preise angesichts der derzeitigen Instabilität der Weltmärkte und der Ungewissheit über die nächstjährigen Erträge der wichtigsten Kaffeeproduzenten - Brasilien, Vietnam und Kolumbien - weiter steigen werden.
Wissenschaftler in Finnland forschen nun aktuell daran, eine nachhaltige, im Labor gezüchtete Alternative für die nächste Tasse Kaffee zu entwickeln. Das Problem ist nur: die Technologie zu der Herstellung des „synthetischen Kaffees“ ist noch sehr kostspielig.
Das Technische Forschungszentrum VTT in Finnland hat Kaffeepflanzenzellen im Labor kultiviert und dann zum Wachsen in mit Nährmedium gefüllte Bioreaktoren gegeben. Der Prozess führt zu einer Biomasse, die zu einem Pulver getrocknet und dann zu einer dunkelbraunen Farbe geröstet wird, die wie Kaffeesatz aussieht. Die Wissenschaftler haben den im Labor angebauten Kaffees bereits gebrüht, und sagen, dass er wie gewöhnlicher Kaffee schmeckt und riecht.
Der vom Forschungszentrum im Labor angebaute Kaffee würde die Abholzung von Wäldern überflüssig machen, zudem hat das Verfahren einen vergleichsweise geringen Wasserverbrauch, da die Wissenschaftler recyceltes Wasser für die Herstellung ihrer Bioreaktoren verwenden können. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Pflanzen jederzeit unter kontrollierten Temperatur-, Licht- und Sauerstoffbedingungen wachsen, wodurch Ertragsschwankungen wegfallen würden.
Es gibt Gründe, aus denen eine solche Alternative sinnvoll sein könnte, sagt Heiko Rischer, Forschungsteamleiter am VTT Technical Research Center of Finland, der staatlichen Organisation, die den Kaffee entwickelt. „Der konventionelle Kaffeeanbau ist bekanntlich mit mehreren problematischen Themen verbunden, wie zum Beispiel nicht nachhaltigen Anbaumethoden, Ausbeutung und Landrechten. Die wachsende Nachfrage und der Klimawandel tragen zu den Problemen bei“, so Rischer. „Wir sind kein Kaffeeproduzent, aber wir würden gerne mit Parteien zusammenarbeiten, die das Know-how und die Vision haben, so etwas auf den Markt zu bringen", so Rischer. „Es erfordert aber erhebliche Investitionen, denn der Zulassungsprozess ist nicht nur zeitaufwendig, sondern natürlich auch kostspielig“.
Da die Nachfrage nach Kaffee weiter wächst, könnte zellbasierter Kaffee eine Möglichkeit sein, den Markt zu entspannen, Lieferwege vom Anbau zum Verbraucher zu kürzen und den gesamten Prozess umweltfreundlicher aufzustellen.
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