Kommentar
14:44 Uhr, 24.08.2018

Jetzt will Trump auch noch Italien retten

Die Italien-Krise droht außer Kontrolle zu geraten. So sehr, dass sich sogar der US-Präsident genötigt sieht, einzugreifen.

Erwähnte Instrumente

  • IT 10Y Bond Yield - Kurs: 3,080 % (Bonds)

Was würde die Finanzwelt nur ohne US-Präsident Donald Trump machen? Nicht genug, dass Trump ganz eigenhändig den US-Aktienmarkt vor dem Crash bewahrt. Nein, jetzt muss der US-Präsident sogar noch Italien vor dem finanziellen Ruin retten.

Dabei hat Italien eine rettende Hand tatsächlich dringend nötig. Die Renditen der italienischen Staatsanleihen steigen unaufhörlich, weil die Märkte den haushaltspolitischen Plänen der neuen italienischen Rechts-Links-Regierung misstrauen und weil italienische Banken durch die Türkei-Krise zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Steigende Renditen bedeuten gleichzeitig, dass die Kurse der bereits emittierten Staatsanleihen sinken und dass die Regierung höhere Zinsen zahlen muss, wenn sie sich frisches Geld vom Kapitalmarkt leiht.

Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen
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Sollten die Renditzen weiter steigen, könnte früher oder später sogar der Staatsbankrott drohen. Kein Wunder, dass der Vorsitzende des Finanzausschusses des italienischen Unterhauses, Claudio Borghi, unlängst sogar mit der Auflösung des Euros drohte, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) den Renditeabstand (sog. Spread) zwischen den Anleihen unterschiedlicher Euro-Mitgliedsstaaten nicht auf 150 Basispunkte (1,5 Prozentpunkte) begrenzen. Gemeint war in diesem Zusammenhang natürlich vor allem der Spread zwischen deutschen Bundesanleihen und italienischen Staatspapieren, der bei Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren aktuell mehr als 270 Basispunkte beträgt.

Doch mit Hilfe durch die EZB sollte Italien besser nicht rechnen. Tatsächlich ist die EZB gerade dabei, ihr Anleihekaufprogramm, in dessen Rahmen Staatsanleihen aller Euro-Staaten erworben wurden, zum Jahresende einzustellen. Gezielte Käufe italienischer Staatsanleihen durch die EZB wären nur im Rahmen des sogenannten OMT-Programms möglich und zwar nur dann, wenn sich das Land einem Hilfsprogramm des Euro-Rettungsschirms ESM unterwerfen würde. Ein solcher Schritt stünde aber diametral den politischen Vorstellungen der Regierungsparteien in Rom entgegen, die vor allem deshalb gewählt wurden, weil sie die europäischen Sparvorgaben aus Brüssel ablehnen.

Eine Rettung Italiens durch den Euro-Rettungsschirm ESM oder die EZB dürfte also extrem unwahrscheinlich sein. Offenbar so unwahrscheinlich, dass sich sogar US-Präsident Donald Trump genötigt sah, Italien nun seine Unterstützung auszusprechen. So soll Trump dem italienischen Premierminister Giuseppe Conte unlängst angeboten haben, dem Land im kommenden Jahr durch Anleihekäufe unter die Arme zu greifen. Dies berichtet die italienische Tageszeitung "Corriere della Sera" unter Berufung auf drei hohe italienische Offizielle. Das Hilfsangebot soll Trump Conte unterbreitet haben, als der italienische Premier vor einigen Wochen das Weiße Haus besuchte.

Dass den Worten auch Taten folgen, dürfte allerdings extrem unwahrscheinlich sein. Es wäre den US-amerikanischen Steuerzahlern schlicht nicht vermittelbar, warum ausgerechnet sie dem überschuldeten Italien finanziell unter die Arme greifen sollten. Die Worte Trumps dürften eher den Zweck gehabt haben, guten Willen zu zeigen und die Märkte zu beruhigen.

Die sich langsam entwickelnde Italien-Krise dürfte indes auch für US-Präsident Trump und die Vereinigten Staaten zu groß sein. Der italienische Staat hat Schulden im Volumen von 2.323 Mrd. Euro bzw. 2,323 Bio. Euro aufgehäuft. Sollte Italien explodieren, würde die Griechenland-Krise im Nachhinein wie ein Sturm im Wasserglas erscheinen.


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  • 1 Antwort anzeigen
  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    ein interessanter Artikel, dazu noch kurz angemerkt.

    M.E. ist die Frage nicht mehr, ob Italien explodiert, sondern eher wann. Somit ist dieses Ereignis als sicher einzustufen.

    Sehr gut die Aussage im Artikel, dass es dem US-Amerikanischen Steuerzahler nicht zumutbar ist, mit seinem Steuergeld Italien zu retten. Dieses steht im diametralen Verhältnis zum BRD Steuerzahler. Ihm wäre die Rettung Italiens zu zumuten. M.E. ist Italien der Anfang vom Ende für die EU. Nicht nur die Brücken des Landes neigen zum Einsturz. Die Banken des Landes sind scheintod. Nur mit Tricks etc. werden sie am "Leben" gehalten. Personalabbau, Umstrukturierung etc. darf nicht erwartet werden. Viele Betriebe werden durch das Billiggeld aus Brüssel am Leben gehalten. Somit bleibt es bei der alten Weisheit, was nicht geht, geht nicht.

    Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, ich mag die Italiener, aber mit dieser Lebens-Grundmentalität wird man wirtschaftlich gegen Asien kein Bein auf die Erbe bringen. Wirtschaft ist immer auch Wettbewerb. Leistung und Organisation sind hier die Basisvoraussetzungen. Staaten die sich dieser Realität verweigern, müssen sich dann aus der ersten Reihe der Wirtschaftsnationen verabschieden. Wer die Weltwirtschaft für eine "Verteilorganisation" hält, der hat m.E. die Wirtschaftszusammenhänge nicht verstanden. Es wird nichts verteilt, es wird um jeden Euro mit Innovation, Leistung und Anstrengung gekämpft. Wer vor der Realität die Fenster schließt, der darf sich nicht wundern, wenn sie zur Tür wieder hereinkommt.

    Fazit: Die EU (wie die Welt auch) befindet sich vor einem Neuanfang. Zeitpunkt noch offen.

    15:15 Uhr, 24.08.2018
  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Sie haben es völlig richtig erkannt. Die Konstruktion des Euros ist die wirtschaftlich größte Fehlleistung der vergangenen 100 Jahre. Eine Währung mit dutzenden von unterschiedlichen Zinsen ist nicht nur völlig verrückt, sondern führt über kurz oder sehr kurz zum Zusammenbruch des Euros. Und da ist es wurscht, ob die Amerikaner dem überschuldeten Italien unter die Arme greifen oder die Europäer. Es ist ein Fass ohne Boden und wir explodieren. Jedenfalls werden sich die stolzen Italiener nicht dem Diktat aus Brüssel unterwerfen, wie es die Griechen gemacht haben. Und die italienische Regierung hat zwei Möglichkeiten, entweder schert sie sich einen Dreck um das Diktat und hat innenpolitisch Ruhe, oder es kommt zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in den Städten Italiens.

    Am Ende wird nicht Trump Schuld sein, wenn Italien auseinander bricht, sondern Deutschland. Denn wir profitieren von den Nullzinsen (die die Italiener eben gerade nicht haben; trotz Nullzinsen der EZB!!!) und davon, dass unsere Exporte nach Italien nicht Währungsschwankungen unterliegen.

    Mal sehen, wann unsere Target2 Salden bei 2.000 Mrd. Euro sind. Die wohlhabenden in Italien jedenfalls werden keinen Euro in italienische Anleihen investieren. Die Wette halte ich.

    15:03 Uhr, 24.08.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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