Kommentar
18:29 Uhr, 09.10.2018

"Dieses Europa ist in sechs Monaten passé!"

Steht das politische Establishment in Europa vor dem Ende? Bei den Wahlen zum Europaparlament im Mai 2019 werden die Rechts- und Linkspopulisten auch in Europa das Kommando übernehmen, ist sich die italienische Regierung sicher.

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Im Haushaltsstreit mit der EU denkt die italienische Regierung weiter nicht an ein Einlenken. Stattdessen sind sich die Populisten in Rom sicher, dass sich die bisherigen EU-Rahmenbedingungen in einem guten halben Jahr dramatisch ändern werden.

Im Mai 2019 wird ein neues Europaparlament gewählt und anschließend auch eine neue EU-Kommission bestimmt. Die populistische Regierung Italiens ist sich jetzt schon sicher, dass dann die Links- und Rechtspopulisten auch in Europa das Kommando übernehmen. "Dieses Europa ist in sechs Monaten passé!", sagte der stellvertretende italienische Ministerpräsident Luigi Di Maio von der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung laut einem Bericht von "Spiegel Online". Dann würden die von Deutschland gesteuerte EZB und deren Austeritätspolitik am Ende sein, wird Di Maio zitiert. Auch der Chef der rechtspopulistischen Lega prophezeit ein Ende des "Europas der Banker".

An den Finanzmärkten sind die Aussagen der italienischen Regierung am Dienstag nicht gut angekommen. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen kletterte im Tagesverlauf zunächst bis auf 3,7 Prozent, womit der höchste Stand seit dem Jahr 2014 erreicht wurde.

Rendite der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen
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Im späten Handel kam es allerdings zu einem bemerkenswerten Reversal und die Rendite sank sogar wieder unter den Vortagesschluss von 3,531 Prozent. Aktuell rentieren die zehnjährigen italienischen Anleihen noch mit 3,521 Prozent. Womöglich sorgten Aussagen des Wirtschaftsministers Giovanni Tria für etwas Beruhigung. Italien werde alles tun was nötig sei, um die Ruhe wiederherzustellen, sollten sich die Marktturbulenzen zu einer Finanzkrise ausweiten, so Tria. "Im Angesicht einer Finanzkrise wird die Regierung tun, was sie tun muss, so wie Draghi es getan hat", sagte Tria. Die Regierung werde handeln, falls sich der Spread zwischen den Renditen der deutschen und italienischen Staatsanleihen zu sehr ausweite.

Die italienische Regierungskoalition aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega plant für die kommenden Jahre eine deutliche höhere Neuverschuldung als die Vorgängerregierung. Im Jahr 2019 soll das Haushaltsdefizit bei 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung statt ursprünglich 0,8 Prozent liegen. Die EU-Kommission hatte die italienische Regierung bereits in der vergangenen Woche in einem Schreiben aufgefordert, den Wachstums- und Stabilitätspakt einzuhalten.

Die Turbulenzen belasten auch den Aktienmarkt in Mailand. Der italienische Leitindex FTSE MIB hat seit einem Hoch Anfang Mai rund 18 Prozent verloren.

Der italienische Leitindex FTSE MIB
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Besonders schwach tendieren die Bankenwerte. Einige Beobachter befürchten sogar eine Bankenkrise, sollte die italienische Regierung ihren Kurs nicht ändern. Die italienischen Banken haben nämlich in großem Umfang Staatsanleihen ihres Heimatlandes in der Bilanz. Steigt deren Rendite, was gleichbedeutend mit Kursverlusten ist, führt dies automatisch zu Verlusten bei den Banken. Die Aktien der italienischen Großbank UniCredit haben seit Anfang Mai rund ein Drittel ihres Werts verloren.

UniCredit-Aktien
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9 Kommentare

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  • Elchness
    Elchness

    "Die italienischen Banken haben nämlich in großem Umfang Staatsanleihen ihres Heimatlandes in der Bilanz. Steigt deren Rendite, was gleichbedeutend mit Kursverlusten ist, führt dies automatisch zu Verlusten bei den Banken."

    Das sind doch aber ausschließlich Buchverluste, oder? Sollten die Banken die Anleihen einfach bis zu deren Auslaufen halten, dann entstehen den Banken doch gar keine realen Verluste, weil sie ja 100% ihres Geldes bekommen würden. Wo ist da das Problem?

    14:05 Uhr, 10.10.2018
  • bananenbully
    bananenbully

    Geld ist nur eine Zahl in einem großen Buch. Was schadet eine 0 mehr dahinter? Letzten Endes ght es bei dem System darum Geld gerecht zu verteilen. Damals wurde von den Greichen verlangt, dass sie Stastseigentum privatisieren. Meint irgendeiner von Euch ernsthaft, dass die Privaten, die auf diesem Weg Firmen oder Land von Griechenland erwerben, dieses Geld gerechter Weise haben? Die Welt ist eh nicht gerecht. Wer super reich ist, ist nur reich, weil er sich an anderen bereichert hat. Und wir philosophieren hier über die Bösen Italiener oder Griechen. Macht Euch nicht jeck. Der Markt besteht aus Haien, Waalen und vielen kleinen Fischen, wie wir. Die gibt es in jedem Land. Wir sollten schauen, dass wir das Beste draus machen. Wenn wir das Haie töten wollen, dann müssen wir uns schon was einfallen lassen und müssen aufhören auf den kleinen Fischen rumzuhacken, die wie wir auch nur ums Überleben kämpfen. ;-)

    23:04 Uhr, 09.10.2018
  • wolp
    wolp

    qed

    21:03 Uhr, 09.10.2018
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    UdSSR gab ja in der Summe der Worte wenigstens noch einen Sinn - aber für Europa habe ich bis heute noch keinen Sinn erkannt

    20:32 Uhr, 09.10.2018
  • wolp
    wolp

    Stimmt, es ist die Suche nach Gleichgesinnten, egal wie realitätsfern der Standpunkt auch sein mag. In der Blase fühlt er sich verstanden. Gutes Beispiel

    19:53 Uhr, 09.10.2018
  • Sputnik1648
    Sputnik1648

    Moin, moin,

    es scheint wohl irgendwie so, als ob das bisherige System so nicht weiter laufen kann. Es ist dem einfachen steuerzahlenden BRD-Bürger kaum noch zu erklären, dass wir das Welt-Sozialamt sein sollen. Wieso mit unseren Steuergeldern? Immer mehr Steuerzahler wenden sich von der Regierung ab.

    Europa ist in der jetzigen EU-Konstruktion fehlerhaft. Um es aus der Sicht des Fussballsports zu sagen, hier sind Kreisklassen, Landesliga und Bundesliga in einer Gruppe. Wie soll das funktionieren? Wie lange soll noch Griechenland gerettet werden? Wie lange schüttet Rom noch das Füllhorn über seine Bürger aus, damit die Regierung nicht bei der eigenen Bevölkerung in ungnade fällt? Bis wo müssen die Target-II-Forderungen der BRD noch laufen, bis jemand erkennt, dass diese mehr oder weniger wertlos sind?

    Fazit: Ob noch 6 Monate dieses Europa oder 12 Monate, fertig ist Europa in der momentanen Verfassung sowieso.

    19:29 Uhr, 09.10.2018
  • Data75
    Data75

    Von Deutschland gesteuerte EZB? Jaja, schon schlimm dieser Herr Draghi aus Deutschland.

    19:10 Uhr, 09.10.2018

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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