Jerome Powell: Unsicherheit angesichts Inflationsherausforderungen
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Um 8 Uhr morgens Ortszeit betrat Jerome Powell, Vorsitzender der Federal Reserve, in Jackson Hole, Wyoming das Rednerpult. In seiner Ansprache auf dem Symposium vor Ort mit anderen Zentralbankern betonte er die fortwährenden Herausforderungen durch hohe Inflation und die Komplexität der Steuerung der Geldpolitik in der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Powells Rede ging auf die Gründe für die anhaltend hohe Inflationsrate ein und die Verpflichtung der Federal Reserve für Preisstabilität und eine gesunde Wirtschaft.
Die Welle der Inflation und ihre Treiber
Powell betonte, dass die jüngste Welle der Inflation durch eine Kombination von Faktoren ausgelöst wurde, darunter eine starke Nachfrage in Verbindung mit pandemiebedingten Angebotseinschränkungen. Die beispiellose Nachfrage und das begrenzte Angebot wurden durch Russlands Invasion der Ukraine verschärft, was zu einem Anstieg der Energiekosten weltweit führte. Diese Kombination von Faktoren führten zu einem bisherigen Höhepunkt der Kerninflation von fast 7 Prozent im Juni 2022.
Geldpolitische Straffung und Inflationskontrolle
Powell beschrieb das unerschütterliche Engagement der Federal Reserve für ihr Hauptziel, eine Inflation von 2 Prozent zu erreichen und aufrechtzuerhalten. In den vergangenen Monaten hat es eine signifikante Straffung der Geldpolitik gegeben, um auf die ausufernde Inflation zu reagieren. Die FED erhöhte die Letzinsen auf 5,25 % bis 5,5 % und reduzierte die Wertpapierbestände. Trotz des Fortschritts bei der Eindämmung der Inflation betonte Powell, dass noch viel zu tun sei, um nachhaltige Preisstabilität zu gewährleisten.
Balanceakt der Geldpolitik
Powell skizzierte das heikle Gleichgewicht, das die Federal Reserve in ihren geldpolitischen Entscheidungen bewahren muss. Einerseits besteht das Risiko, die Politik zu aggressiv zu straffen, was möglicherweise das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung gefährdet. Andererseits könnte zu wenig Vorsicht und eine zu lockere Geldpolitik eine über dem Ziel liegende Inflation begünstigen, die später mit aggressiveren Maßnahmen bekämpft werden müsste. Dieses Gleichgewicht wird durch Unsicherheiten über die Auswirkungen des Leitzinses auf die Wirtschaft und auf den Arbeitsmarkt deutlich komplizierter. Die Rendite 10-Jähriger Staatsanleihen kletterte seit Ende 2020 von unter 0,5% stetig auf aktuell über 4,24%.
Der Arbeitsmarkt und das Wirtschaftswachstum
Die allmähliche Neuausrichtung des Arbeitsmarktes wurde durch eine verbesserte Arbeitsangebotssituation, insbesondere bei Personen im arbeitsfähigen Alter, und eine verringerte Nachfrage nach Arbeitskräften unterstrichen. Der Lohndruck ließ nach, mit einer Verlangsamung des nominalen Lohnwachstums, während das reale Lohnwachstum durch den Rückgang der Inflation zunahm. Das Wirtschaftswachstum werde durch die restriktive Geldpolitik beeinflusst, aber Powell erwähnte auch Anzeichen für die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft, da das BIP-Wachstum die Erwartungen übertraf.
Fazit
We will need price stability to achieve a sustained period of strong labor market conditions that benefit all. We will keep at it until the job is done.
Jerome Powell
Powells Rede auf dem Jackson Hole Symposium unterstrich die Komplexität der Steuerung der Geldpolitik angesichts anhaltender Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheiten. Das Vorhaben der Federal Reserve, die Preisstabilität zu erreichen, blieb nach wie vor unerschütterlich, aber die von Powell erneut erwähnte Notwendigkeit einer fortlaufenden Datenbewertung deuteten auf eine etwas weniger restriktive Haltung hin. Bei einer, immer noch über dem Ziel liegenden, Inflation und der andauernden Neuausrichtung des Arbeitsmarktes vermittelte Powells Botschaft ein Gefühl von Wachsamkeit und Anpassungsfähigkeit, während die Federal Reserve darum bemüht ist, das richtige Gleichgewicht zwischen der Straffung der Politik und der Aufrechterhaltung des Wirtschaftswachstums zu finden. Die FED wird sich vorbehalten, weitere Zinserhöhungen vorzunehmen.
Persönliche Einschätzung der US-Geldpolitik
Während Powells Aussagen weiterhin das ultimative Inflationsziel von 2 % vermittelten, war in seinem Tonfall eine gewisse Vorsicht spürbar. Powell schien eine etwas weniger restriktive Haltung einzunehmen, da sich die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt unter den gestiegenen Zinsen in den letzten 2 Monate abgeschwächt haben. Nichts desto trotz beeindruckte die US-Wirtschaft durch ihre Robustheit, was auch die sehr niedrige Arbeitslosenquote von aktuell 3,5 % unterstreicht. Allerdings zeigen die letzten FOMC Minutes, dass die FED- Mitglieder erkennen, dass die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt aufgrund der gestiegenen Zinsen zuletzt leichte Bremsspuren zeigen. Wenn sich dieser Trend weiter fortsetzt wird die schwächere Wirtschaft und der schwächere Arbeitsmarkt aufgrund sinkender Nachfrage die Inflation von alleine in Richtung 2 % bringen. Vorrausgesetzt die Inflations- und Wirtschaftsdaten fallen die nächsten Monate nicht heißer aus als erwartet, könnte der Höhepunkt der Zinserhöhungen fast erreicht sein. Es bleibt abzuwarten, wie die FED die Signale aus der Wirtschaft interpretiert.