Kommentar
14:55 Uhr, 07.03.2024

Pfizer mit starker Reaktion – Turnaround in Sicht?

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Einer der großen Gewinner der Corona-Pandemie war neben Biontech auch dessen Vertriebspartner Pfizer. Der kleine deutsche Biotech-Konzern musste sich für den weltweiten Vertrieb der Corona-Impfungen dem Vertriebsnetz des großen amerikanischen Konkurrenten bedienen.

Hierdurch stiegen die Umsätze und Gewinne auch beim Pharmagiganten Pfizer stark an und ließen nach Abklingen der Pandemie, ähnlich wie bei Biontech, genauso stark wieder nach.

Diese Entwicklung machte sich beim Aktienkurs deutlich bemerkbar. Dieser hat mittlerweile das so wichtige Corona-Tief unterschritten. Sind damit weiter rückläufige Kurse vorprogrammiert oder steht ein Turnaround in den Startlöchern? Auf dem aktuellen Niveau hat die Aktie eine schöne Reaktion gezeigt, die eine Trading- oder Investmentchance bieten könnte. Schauen wir uns das mal an.

Operativ so schlecht wie der Chart?

Steht es um Pfizer wirklich so schlecht, wie der Chart es andeutet? Zunächst muss man diese Frage mit einem klaren Ja beantworten.

Die Umsatzspitzen aufgrund des Corona-Sondereffektes sind in der unten aufgeführten Grafik deutlich sichtbar. Im Jahr 2023 ging der Umsatz schon wieder merklich zurück, lag aber noch über dem Vor-Corona-Niveau. Die Aufgabe wird es für 2024 nun sein, weiterhin über dem Umsatz von 2020 zu bleiben. Das Management rechnet für das aktuelle Geschäftsjahr mit Umsätzen in Höhe von 58,5-61,5 Milliarden EUR, womit das Unternehmen zumindest recht deutlich über dem Vor-Corona-Niveau läge.

Umsatzentwicklung Pfizer – Quelle: stock3.com

Das EBIT ging nach zwei außerordentlich starken Jahren 2021 und 2022 im Jahr 2023 ebenfalls deutlich zurück – Q3 und Q4 waren sogar erstmals seit 2019 wieder negativ. Das Nettoergebnis fiel erstmals zwei Quartale in Folge in den negativen Bereich.

Diese Entwicklung führte auch zu einem historisch sehr hohen KGV bei dem Pharma-Giganten.

KGV im historischen Durchschnitt – Quelle: Stock3.com

Bei den am 30. Januar veröffentlichten Jahresergebnissen für 2023 und den Zahlen zum 4. Quartal von Pfizer wurde deutlich, dass Corona auch für Pfizer mittlerweile mehr Fluch als Segen war.

Aufgrund der Rückgänge bei Comirnaty und Paxlovid ging der Jahresumsatz um 41 % im Jahresvergleich zurück. Betrachtet man die Umsätze ohne die Corona-Präparate, konnten die sonstigen Umsätze allerdings um 7 % gesteigert werden. Das Ergebnis je Aktie lag bei 0,37 USD und nach Bereinigung um Sondereffekte und Abschreibungen bei 1,84 USD. Dies entspricht Rückgängen um 93 bzw. 72 % im Vergleich zum Vorjahr.

Das Q4 verzeichnete Umsatzrückgänge um 42 % auf 14,2 Milliarden USD, exklusive der Corona-Präparate stieg der Umsatz aber um 8 %. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 0,10 USD. Beim Umsatz wurden die Schätzungen von 14,38 Milliarden USD damit leicht verfehlt. Der Gewinn je Aktie lag aber deutlich über dem von Analysten prognostizierten Verlust von 0,19 USD.

Wir sind ermutigt durch die starke Leistung unserer Nicht-COVID-Produkte im vierten Quartal 2023.

Dr. Albert Bourla, Chairman and Chief Executive Officer

Bis zum Ende des Jahres 2024 plant Pfizer durch das aktuelle Kosteneinsparungsprogramm die jährlichen Kosten um bis zu 4 Milliarden USD zu senken. Die Aussichten wurden mit einem Umsatz zwischen 58,5 und 61,5 Milliarden USD und einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,05 bis 2,25 USD bestätigt.

Hat die Aktie bereits zum Turnaround angesetzt?

Mit dem Unterschreiten des Corona-Tiefs im Bereich der 28-USD-Marke war die charttechnische Ampel auf blutrot geschaltet. Wir hatten bereits mehrfach über die Wichtigkeit des Corona-Tiefs als Unterstützung im Chart hingewiesen.

Nun konnte die Aktie allerdings eine Stabilisierung im Bereich zwischen 25,80 und 26 USD vollziehen und könnte damit einen Doppelboden ausgebildet haben. Am gestrigen Handelstag machte die Aktie mit einem Up-Gap auf sich aufmerksam.

Sofern sich hier ein Boden ausgebildet haben sollte, könnte das aktuelle Niveau eine spannende Einstiegsgelegenheit für langfristige Investoren darstellen. Mit einer Dividendenrendite von 6,44 % ist der Pharmagigant mit ohnehin schon langer Dividendenhistorie durchaus interessant. Allerdings ist durch den Rückgang beim Nettoeinkommen auch die Ausschüttungsquote in astronomische Höhen angestiegen.

Für mittelfristige Trades sollte wohl zunächst die Reaktion am starken Widerstandsbereich des Corona-Tiefs bei rund 28 USD abgewartet werden, hier verläuft aktuell auch die 50-Tage-Linie. Längerfristige Turnaround-Spekulationen sollten sogar auf einen Trendbruch oberhalb der 30 USD-Marke warten.

Egal ob längerfristige Investition oder mittelfristiger Trade, die Aktie sollte keinesfalls unter 25,50 USD fallen. Hier sollten sowohl Investoren als auch Trader spätestens das Handtuch werfen.

Das Tradingszenario könnte auch mit einem K.o.-Zertifikat der HSBC mit der WKN: HS3RDN (3,47er-Hebel) umgesetzt werden.

Fazit

Pfizer bietet auf dem aktuellen Niveau bzw. nach Rückeroberung des Corona-Tiefs oder beim Trendbruch des Abwärtstrends eine interessante Möglichkeit, um an einem potenziellen Turnaround des Pharmagiganten zu partizipieren.

Durch die Kosteneinsparungen dürfte sich das Ergebnis in den nächsten Jahren verbessern und eine Rückkehr zu den durchschnittlichen Bewertungskennzahlen scheint möglich. Zudem fokussiert sich das Unternehmen wieder auf sein Kerngeschäft, das bereits wieder Umsatzwachstum verzeichnen kann. Die Sondereffekte durch Corona werden somit augenscheinlich nach und nach abgebaut.

Im Jahr 2023 konnte das Unternehmen zudem mit der Übernahme von Seagen seine Onkologie-Sparte aufwerten und bei der amerikanischen Food and Drug Administration (Zulassungsbehörde) wurden neun Präparate zugelassen, die in Zukunft zur Verbesserung der operativen Ergebnisse beitragen sollen.

Im Jahr 2023 erhielt Pfizer von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) eine Rekordanzahl von neun Zulassungen für neue molekulare Einheiten – Medikamente und Impfstoffe, von denen erwartet wird, dass sie sich in den kommenden Jahren positiv auf die Leistung von Pfizer auswirken.

Dr. Albert Bourla, Chairman and Chief Executive Officer

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist im besprochenen Wertpapier bzw. Basiswert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert (Pfizer). Transparenzhinweis: Die im Artikel vorgestellten Derivate werden durch die Redaktion ausgesucht. Wir arbeiten aber mit ausgewählten Emittenten zusammen, die mit der Goldesel Trading & Investing GmbH in einer Geschäftsbeziehung stehen. Bitte beachten Sie: Der Handel mit Derivaten ist mit einem erheblichen Risiko verbunden und kann unter Umständen zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

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Über den Experten

Michael Flender
Michael Flender

Michael Flender ist seit dem Jahr 2007 hauptberuflich als Trader an der Börse tätig. Seine Schwerpunkte liegen auf dem Handel von Aktien mit einem meist mittelfristigen Zeithorizont. Hierbei berücksichtigt er sowohl den Nachrichtenfluss und die operative Entwicklung als auch die charttechnischen Trends. Gelegentlich führt er auch Short-Positionen oder kurzfristige Trades vor oder nach den regulären Handelszeiten durch. Seit 2020 ist er zudem vermehrt in den sozialen Medien aktiv und teilt täglich aufregende Neuigkeiten und Entwicklungen im Bereich Börse. Zusätzlich dazu verwaltet er auf der Plattform Goldesel.de mehrere Echtgelddepots und vermittelt dort auch die Prinzipien eines nachhaltigen Aktienhandels.

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