Kommentar
11:51 Uhr, 22.11.2010

Jahreshoch statt Weltuntergang

Die Iren sind sauer. Und die Griechen sowieso. Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou wirft der Bundesregierung vor, mit ihrer starren Haltung die Schuldenkrise zu verschlimmern. Die Bundesregierung fordert nämlich, dass künftig bei einer Staatspleite auch private Investoren zur Kasse gebeten werden. Die Iren geben den deutschen Politikern die Schuld an den rasant gestiegenen Risikoaufschlägen für ihre, wie auch für die portugiesischen Staatsanleihen. Der deutsche Wirtschaftswiese Peter Bofinger brachte das Problem auf den Punkt: Wenn die Oma im Krankenhaus liegt, und die Familie sucht schon einmal den Grabstein aus – ist das eine vertrauensbildende Maßnahme? Ähnlich beunruhigend wirkt der Vorschlag, private Gläubiger zu beteiligen, was in der derzeit ohnehin schwierigen Marktphase für noch mehr Verunsicherung unter den weltweiten Investoren sorgt. Dennoch lehnen Experten den deutschen Krisenentwurf nicht rundweg ab. Und auch wenn die Iren derzeit nicht gut auf die Deutschen zu sprechen sind, drängte die Bundesregierung trotzdem darauf, dass der Inselstaat so schnell wie möglich unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft. Schließlich ist die BRD hinter Großbritannien der größte Gläubiger Irlands – hiesige Banken sind mit rund 138 Mrd. Euro engagiert. Am Wochenende gab Irland dem Drängen schließlich nach und beantragte Hilfe von seinen europäischen Partnern und dem Internationalen Währungsfonds.

Während man für Europas Peripherie schaurige Untergangsszenarien aufzeichnet, blickt man in Deutschland selbst wieder ziemlich optimistisch in die Zukunft: Die OECD hebt die Wachstumsprognose für die "Konjunkturlokomotive" Deutschland deutlich an. Parallel dazu stieg der ZEW-Index, der die konjunkturellen Erwartungen heimischer Analysten abbildet, erstmals seit einem halben Jahr wieder an. Grund für die wachsende Zuversicht: die robuste Binnennachfrage. So erwartet der heimische Einzelhandel für das diesjährige Weihnachtsgeschäft den größten Zuwachs seit fünf Jahren. Für 2011 sieht die Branche ebenfalls ein sattes Umsatzplus voraus. Der Versuch der Medien, wegen der Probleme an Europas Peripherie immer wieder Weltuntergangsstimmung zu verbreiten, hält die Börsianer nicht davon ab, weiterhin treu zum DAX zu stehen. Sie tun gut daran, denn der deutsche Index hat durchaus noch Platz bis 6.950 Punkte. Allerdings dürften die hochtrabenden Erwartungen an eine Jahresendrallye enttäuscht werden - hierauf sind einfach schon zu viele Akteure vorbereitet. Der Aufwärtsdrang wäre unterhalb von 6.650 Zählern jedoch vorerst passé.

Alle in diesem Dokument genannten Preisniveaus verlieren bei einem Durchstoß von zehn Punkten ihre Gültigkeit.

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