Fundamentale Nachricht
18:14 Uhr, 10.10.2018

Italien, die vorhersehbare Krise

Italien bleibt das Hauptrisiko auf den Finanzmärkten. Die prognostizierten Budgets für den Zeitraum 2019-2021 scheinen im Widerspruch zu den Verpflichtungen zur Solidität der öffentlichen Finanzen zu stehen.

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Paris (Godmode-Trader.de) - Das politische Risiko Italiens ist auf den Finanzmärkten wieder in aller Munde. Während die italienischen Regierung ankündigt, das Haushaltsdefizit an 2019 auf 2,4 Prozent des BIP zu erhöhen, schätzt sie das Wachstum auf bis zu 1,6 Prozent im nächsten Jahr.

Nach Einschätzung von Axel Botte, Marktstratege beim französischen Investmenthaus „Ostrum Asset Management“ droht damit im Falle einer Konjunkturabschwächung ein erhebliches fiskalisches Risiko, denn aktuelle Konjunkturumfragen stützten sicherlich kein Erholungsszenario. „Italien hat in der Tat wenig Handlungsspielraum, so dass die Schuldenlast kurzfristig nicht sinken dürfte“, so Botte. „Was die neuen Ausgaben betrifft, so hat Luigi Di Maio von M5S im Jahr 2019 vermutlich 10 Milliarden Euro für das „Bürgergeld“ bereitgestellt. Finanzminister Giovanni Tria setzte sich auch für eine Verdoppelung der öffentlichen Investitionsausgaben ein, die in den letzten Jahren auf nur 1,5 Prozent des BIP gesunken waren“. Eine Steigerung der Staatseinnahmen sei hingegen ohne eine Mehrwertsteuererhöhung unwahrscheinlich.

An den Rentenmärkten stiegen die Spreads wie prognostiziert. „Die mögliche Entlassung von Finanzminister Tria nach der Haushaltsabstimmung könnte die Volatilität weiter erhöhen. Eine Abstufung des Ratings für Italien scheint unvermeidlich. Herabstufungen können die Repo-Bedingungen im BTP-Bereich verändern. In diesem Zusammenhang halten wir an einer untergewichteten Haltung bei italienischen Anleihen fest“, so Botte.

„Die von ausländischen Investoren seit der Bildung der Regierung M5S-Lega abgestoßenen Staatsanleihen wurden von lokalen Banken übernommen. Ihr Exposure gegenüber italienischen Staatsanleihen stieg 2018 um bis zu 50 Mrd. Dollar, was das Risiko einer Abwärtsspirale zwischen Banken und dem italienischen Staat nur noch erhöht. Im Allgemeinen belastete das politische Risiko die auf Euro lautenden Vermögenswerte. Daher fielen die Aktien als Reaktion auf eine schwächere Währung.“

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1 Kommentar

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  • franca
    franca

    Für den Rest Europas sieht es doch nicht viel besser, außer dass die Gesamtverschuldung niedrigiger als in Italien ist. Warten wir ab, was demnächst vorgelegt wird. Laut NZZ plant Frankreich mit 2,8 % sogar eine noch höhere Verschuldung in diesem Jahr!

    10:16 Uhr, 11.10.2018

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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