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18:40 Uhr, 29.07.2019

Europäische Klimabank: auf Kurs in eine saubere Zukunft

Die EU denkt darüber nach, die Europäische Investment Bank (EIB) in Luxemburg in eine Klimabank umzugestalten. Eine solche würde sich auf Infrastrukturinvestitionen für Solar, Wind, Erdgas und Elektrizität konzentrieren. Sie dürfte zudem bei der Finanzierung von Start-Ups in Inkubatoren helfen und in KI investieren.

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Kopenhagen/ Köln (Godmode-Trader.de) - Bis zum Jahr 2050 soll die Europäische Union (EU) klimaneutral werden. Um das zu erreichen, schlägt die designierte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor, dass die EU über eine Billion Euro in ‚grüne Projekte‘ investiert. Für die Finanzierung dieser Initiative will sie das Mandat der Europäischen Investment Bank (EIB) in Luxemburg ändern, um diese in die weltweit erste Klimabank umzugestalten. „Damit das Vorhaben funktioniert, muss es der Bank allerdings erlaubt sein, sich genügend Geld leihen zu können und einen ausreichenden Kapitalstock zu erhalten, während sie gleichzeitig von einer lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank profitiert“, meint Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management.

Er verweist darauf, dass die Bank für ein gutes Bonitätsrating ein Zehntel des Kapitals benötigen würde. Das bedeute, dass die EIB in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Finanzausstattung in Höhe von 100 Milliarden Euro aufweisen müsse. „Zum Vergleich: Das gesamte Haushaltsbudget der EU belief sich 2019 auf 166 Milliarden Euro. Frau von der Leyen wird die Zustimmung der Mitgliedsstaaten benötigen, die einen Beitrag für dieses Projekt beisteuern werden müssen“, sagt Galy.

Eine solche Klimabank würde sich aller Voraussicht nach auf Infrastrukturinvestitionen für Solar, Wind, Erdgas und Elektrizität konzentrieren. Sie dürfte zudem bei der Finanzierung von Start-Ups in Inkubatoren helfen und in künstliche Intelligenz investieren – je intelligenter die Transportsysteme, desto geringer deren Energieverbrauch. Weitere mögliche Investments könnten nach Ansicht Galys Unternehmen aus den Bereichen Carsharing und die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge sein. „Das umfasst zum Beispiel die Entwicklung von weiteren Batteriefabriken und Verarbeitungsstätten neuer Materialien“, so der Makrostratege.

Während eine Klimabank der EU helfen könnte, das Ziel Klimaneutralität schneller zu erreichen, sei sie auch ein Kostenfaktor im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Union. Wahrscheinlich werde sich die EU dazu entschließen, umweltverschmutzende Länder in fünf bis zehn Jahren zu besteuern. „Auf der anderen Seite würde die Initiative die Zahl staatsnaher Schuldner, die für staatliche Anleger inklusive der Europäischen Zentralbank verfügbar sind, erhöhen und so einen positiven Kreislauf in Gang setzen“, unterstreicht Galy. Ein kurzfristiger Vorteil sei, dass die Schaffung einer Klimabank aller Voraussicht nach die EZB dazu bringen würde, ihr Ankaufprogramm für Wertpapiere um europäische supranationale Organisationen zu erweitern. Die EIB und die Weltbank operierten normalerweise in sichereren Investmentbereichen und schafften für private Investoren Anlagevehikel, um in riskantere Projekte zu investieren.

Nach Ansicht Galys entstünden durch die Schaffung einer Klimabank letztlich keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Wertpapierhandel. Vielmehr erzeuge das die Wahrnehmung, dass sich die Balance im Anlageuniversum in Richtung grüner Anlagen verlagere. Das verändere sowohl die Unternehmenstypen, die auf der Nachfrageseite gesucht würden, als auch das Verhalten der Unternehmen selbst. Der Makrostratege verweist auf Kohle als günstige, aber auch schmutzige Energiequelle, aus der zunehmend Investoren desinvestierten. „Die EU mag sich nur langsam ändern, aber sie setzt schrittweise einen neuen Kurs in eine saubere und sichere Zukunft“, schließt Galy.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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