Fundamentale Nachricht
13:49 Uhr, 15.11.2018

Ist der Rohölmarkt nun im Defizit, oder nicht?

Experten beurteilen die aktuelle und kommende Lage am Ölmarkt unterschiedliche. Wobei die meisten Analysten und auch OPEC und IEA davon ausgehen, dass der Markt in den Überschuss rutscht. Das dürfte die Preise bei gleichbleibender Produktion weiter unter Druck setzen.

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New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Preise für Rohöl gaben seit ihrem Höchststand am 06. Oktober bei knapp 87 US-Dollar/Barrel angesichts zunehmender Nachfragesorgen und nachlassender Befürchtungen eines kompletten Embargos iranischen Öls spürbar auf unter 65 US-Dollar/Barrel im Tief in dieser Woche nach. Die Entscheidung der US-Regierung, acht Käufern iranischen Rohöls Ausnahmeregelungen für 180 Tage zu gestatten, hatte am Markt für Entspannung gesorgt und die Notierungen fallen lassen. „Ohne solche Ausnahmen wäre es den Käufern sicherlich schwer gefallen, die Verluste durch andere Anbieter zeitnah zu ersetzen“, kommentierte die HSH Nordbank.

Die Gewährung der Ausnahmeregelungen impliziert den Experten zufolge jedoch nicht, dass sich die iranischen Ölexporte auf dem gegenwärtigen Niveau von 1,7 Mio. Barrel/Tag stabilisieren dürften. „Wir rechnen weiterhin mit einem sequenziellen Rückgang der iranischen Exporte auf 1,3 Mio. Barrel/Tag zum Jahresende und auf 1 Mio. Barrel/Tag zum Ende des ersten Quartals 2019“.

Im Zusammenspiel mit den anhaltend hohen Erwartungen bezogen auf das Nachfragewachstum geht die HSH Nordbank auch weiterhin von einem Defizit im Ölmarkt aus. „Wir rechnen mit einem anhaltenden Defizit bis mindestens Mitte 2019. Entsprechend erwarten wir weiterhin global einen Öllagerabbau. Dies ist positiv für die Ölpreise“, heißt es in einer aktuellen Kurzanalyse.

Viele Experten und auch die OPEC schätzen die aktuelle Marktlage allerdings entgegengesetzt ein. Das Ölkartell will im Falle eines weiteren Preisrutsches mit einer massiven Förderdrosselung gegensteuern. Meldungen der Nachrichtenagentur Reuters zufolge erwägt die Organisation eine Kürzung der täglichen Ölförderung um bis zu 1,4 Mio. Barrel. Daran sollen sich auch die mit der OPEC verbündeten Nicht-OPEC-Länder beteiligen.

Auch nach Ansicht der ING Bank ist eine Einschränkung der Fördermengen angesichts eines zu erwartenden Überangebots zwingend. Dem stimmt die Commerzbank zu. Die Experten berufen sich auf den am Mittwoch vorgestellten IEA-Monatsbericht. Darin senkte die Internationale Energieagentur den Bedarf an OPEC-Öl im nächsten Jahr um weitere 250.000 auf nur noch 31,3 Mio. Barrel pro Tag. Die OPEC-Produktion stieg dagegen im Oktober auf 33,0 Mio. Barrel pro Tag. Nimmt man diese Prognose zur Grundlage, fördert die OPEC derzeit 1,7 Mio. Barrel pro Tag mehr als im kommenden Jahr im Schnitt pro Tag benötigt wird.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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