Kommentar
13:57 Uhr, 02.09.2009

ISM-Index - Was bedeutet das jetzt?

• Der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM-Index) für das verarbeitende Gewerbe ist im August um 4 Punkte auf 52,9 Punkte stärker als erwartet angestiegen. Der Zuwachs geht auf wichtige Teilkomponenten (Auftragseingänge, Produktion und Lieferfristen) zurück.

• Im Vergleich zu vergangenen Aufschwüngen entwickelt sich der ISM-Index zurzeit überdurchschnittlich aber nicht völlig ungewöhnlich. Trotz der positiven Überraschung beim ISM-Index sehen wir derzeit keinen größeren Revisionsbedarf für unsere BIP-Prognose.

1. Der nationale Einkaufsmanagerindex (ISM-Index) für das verarbeitende Gewerbe ist im August von 48,9 auf 52,9 Punkte stärker als erwartet angestiegen (Bloomberg-Median und DekaBank: 50,5 Punkte). Alle fünf eingehenden Teilkomponenten konnten sich im Vergleich zum Vormonat verbessern. Am deutlichsten sind die Anstiege in den wichtigen Bereichen wie Auftragseingänge, Produktion und Lieferfristen. Im Falle der Auftragseingangs- und der Produktionskomponente liegen mit 64,9 Punkten bzw. 61,9 Punkten mehrjährige Höchststände vor. Die Beschäftigungs- und Lagerkomponente blieben mit 46,4 bzw. 34,4 Punkten zwar im Schrumpfungsbereich, allerdings sind hier Werte von über 50 Punkten selten bzw. extrem ungewöhnlich. Die Interpretation des ISM-Index führt häufig zu Verwirrungen: Die Expansionsmarke von 50 Punkten gilt ausschließlich für das verarbeitende Gewerbe. Demnach dürfte die wirtschaftliche Expansion in diesem Bereich der Volkswirtschaft im August begonnen haben. Das Institute for Supply Management weist aber darauf hin, dass der ISM-Index bereits ab Werten von über 41,1 Punkten auf gesamtwirtschaftliches Wachstum hindeutet. So erklärt sich auch, dass laut Pressemitteilung des Instituts der Augustwert von 52,9 Punkten mit einem BIP-Wachstum von 3,7 % im August korrespondiert.

2. Wie geht es weiter mit dem ISM-Index? In den vergangenen Monaten haben wir bei der Kommentierung des ISM-Index auf die Differenz zwischen Auftragseingangskomponente und Lagerkomponente als Vorlaufindikator für den ISM-Index hingewiesen. Aufgrund der Volatilität haben wir hierbei den Mittelwert über ein Zeitfenster von jeweils drei Monaten verwendet. Das Schaubild zeigt unten links, dass sich diese Differenz nochmals erheblich verbessern konnte und für sich genommen einen Anstieg des ISM-Index in den kommenden Monaten auf ca. 60 Punkte andeutet. Allerdings hätte demnach auch der Augustwert noch höher gemeldet werden müssen. Im Gegensatz zu den meisten anderen monatlichen Makroindikatoren wird der ISM-Index bereits seit Ende der Vierzigerjahre erhoben, sodass der Indikator bereits die elfte Rezession durchschritten hat und mithin vor dem elften Konjunkturaufschwung steht. Unterstellt man, dass die derzeitige Rezession im Juni endete (aufgrund der gestiegenen Industrieproduktion ist dies wahrscheinlich), dann ist der Augustwert bereits der zweite Aufschwungsmonat. Im Vergleich zu vergangenen Aufschwüngen entwickelt sich der ISM-Index zurzeit überdurchschnittlich aber nicht völlig ungewöhnlich. Da wir derzeit nur von einer wirtschaftlichen Erholung und nicht von einem üblichen Konjunkturaufschwung ausgehen, müsste der ISM-Index in den kommenden Monaten eine Seitwärtsbewegung einschlagen. Trotz der positiven Überraschung beim ISM-Index sehen wir derzeit keinen größeren Revisionsbedarf für unsere BIP-Prognose.

Rudolf Besch - Analyst bei der DekaBank

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