Kommentar
20:04 Uhr, 31.10.2014

Is`doch logisch!

Wer gerne um die Ecke denkt, der könnte sein Glück einmal an der Börse versuchen. Dort geschehen gerade wieder Dinge, die auf den ersten Blick völlig klar sind. Auf den zweiten eher nicht...

André Kostolany hat einmal gesagt: „An der Börse ist alles möglich - sogar das, was logisch ist!“. Was der unvergessene Börsenaltmeister damit eigentlich sagen wollte, ist folgendes: Meist geschieht an der Börse genau das, womit niemand gerechnet hatte. Bevorzugt geschehen sogar Dinge, die vollkommen unlogisch sind. Und gelegentlich siegt auch einmal die Logik.

Die zurückliegende Woche hätte André Kostolany vermutlich besonders viel Freude gemacht. Vor allem der Freitag hatte es in sich. Da gab die japanische Notenbank bekannt, dass sie künftig pro Jahr 80 Billionen Yen, das sind rund 570 Milliarden Euro, in die Wirtschaft pumpen will. Bisher hatte sich die Notenbank mit 60 bis 70 Billionen Yen „begnügt“.

Japans Währungskünstler liegen damit jetzt übrigens in etwa auf Augenhöhe mit der US-Notenbank, jedenfalls was den Umfang der Stützungsgelder für die Konjunktur angeht. Allerdings ist die Wirtschaft in den USA in etwa dreimal so groß wie jene in Japan. Das macht die Sache zwar auch nicht besser, wirft aber ein interessantes Schlaglicht auf den Umfang der japanischen Stützungskäufe.

Da mit einer neuerlichen Geldflut in diesem Umfang seitens der Notenbank von Japan niemand gerechnet hatte, schon gar nicht die Anleger, machte die Börse das, was sie in solchen Fällen mit Vorliebe tut: Sie hüpfte nach oben, logisch, und zwar um fünf Prozent auf ein neues Sieben-Jahreshoch.

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Nun könnte man sich zwar fragen, was die neuerliche Geldflut bringen soll, denn was 70 Billionen Yen nicht geschafft haben, das werden mutmaßlich auch 80 Billionen Yen nicht zu Wege bringen: Eine Belebung der japanischen Wirtschaft nämlich.

Allmählich dämmert das sogar den Systemmedien. Die Süddeutsche Zeitung schreibt gar: „Japans Notenbank hilft nur der Börse“.

Das ist zwar vollkommen richtig, hilft uns in diesem Fall aber nicht weiter. Die Charttechniker beispielsweise werden den weiteren Verlauf jetzt nach ihrer ganz eigenen Logik beurteilen. Und danach zeigt der Weg für die japanische Börse schnurstracks nach oben. Logisch, denn nach einem Sieben-Jahreshoch wird der NIKKEI jetzt ein Feuerwerk abbrennen. Leider ist Börse selten so einfach. Einige Charttechniker werden das auch gerade bemerken...

Doch jetzt wird es wirklich kompliziert:

In etwa zeitgleich mit der Entscheidung der japanischen Notenbank, die man nur als reine Verzweiflungstat beschreiben kann, schepperte es nämlich auch beim Goldpreis, allerdings in die entgegengesetzte Richtung:

Wer erwartet hatte, weiterer geldpolitischer Irrsinn werde dem Goldpreis wieder auf die Beine helfen, der musste am Freitag feststellen, dass das genaue Gegenteil passierte: Das Gold rauschte durch seine „Betonunterstützung“ bei 1.180 US-Dollar.

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Eigentlich wäre zu erwarten, dass sich das Edelmetall jetzt hurtig in Richtung der auch mental wichtigen Marke von 1.000 US-Dollar bewegen sollte.

Das Problem dabei ist leider: Das wäre einfach nur logisch...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

18 Kommentare

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    Kasnapoff

    Man hat den Eindruck, das an den Finanzmärkten Väterchen Wahnsinn im Verbund mit Dr. Frankenstein regiert. Herr Draghi hat noch vom Einsatz der dicken Berta gesprochen, sein Amtskollege Kuroda im fernen Japan, zündet finanzielle Massenvernichtungswaffen und hofft irriger Weise auf einen anziehenden Konsum und damit auf eine prosperierende Wirtschaft. Aber die Wirtschaft in Japan will nicht prosperieren, sie geht in die Grütze. Wenn man sich die von schierer Verzweiflung geprägten Aktionen der Zentralbankster etwas genauer anschaut, dann kann man feststellen das Wahnsinn und Selbstüberschätzung nahe beieinander liegen. Aber nicht nur die Hybris dieser Herrschaften ist bemerkenswert, noch viel bemerkenswerter ist die Reaktion der Finanzmärkte. Der Nikkei geht ab wie Schmidts Katze und notiert auf ATH, der DAX hat inzwischen einen 1500 Punkte Verlust zu über 2 Drittel wieder aufgeholt und Gold, die von Zentralbankstern aufrichtig gehasste Währung schmiert ab. Der Mainstreamökonom, geprägt von den Protagonisten seiner Zunft wie Bofinger, Stieglitz oder Krugmann schlussfolgert messerscharf, alles ist gut. Das genaue Gegenteil ist der Fall, überhaupt gar nichts ist gut. Die Unbalanciertheiten im System nehmen kontinuierlich weiter zu. Die Weltwirtschaft schwächelt, Wachstumsprognosen geboren in der herbei geredeten Euphorie vom Jahresbeginn, werden reihenweise eingedampft. Und unsere bekloppten Zentralbankbürokraten tun das was sie am besten können, sie blasen Blasen weiter auf, bis es irgendwann richtig scheppert. Da die berühmte Kristallkugel nicht befragt werden kann, weichen wir doch einfach auf die Mathematik aus, um eine Antwort zu erhalten. Obama hat mit 8 Billionen Staatsschulden sein Amt angetreten. Um diese Schulden anzuhäufen, haben alle seine Amtsvorgänger über 200 Jahre benötigt. Inzwischen hat Obama ganz locker über 16 Billionen Schulden. Er hat wohl nach dem Motto gehandelt: in troubel, double. Jedes Jahr packt Obama ein weiteres Billiönchen drauf. Die Medizin scheint ihm zu schmecken, unserem Friedensnobelpreisträger. Aber vermutlich hat er den Beipackzettel nicht sorgfältig durchgelesen. Sonst müsste er wissen, das massive Überdosierung mitunter tödlich endet.

    22:26 Uhr, 01.11. 2014
    2 Antworten anzeigen
  • Investor
    Investor

    ​Heute habe ich eine interessante Ausssage von Hillary Clinton gefunden

    "Don’t let anybody, don’t let anybody tell you that, ah, you know, it’s corporations and businesses that create jobs. You know that old theory, trickle-down economics. That has been tried, that has failed. It has failed rather spectacularly."

    http://www.forbes.com/sites/waynecrews/2014/10/26/...

    Wenn dies die Meinung einer Präsidentenkandidatin ist, wird es in den nächsten Jahren in USA spannend.

    10:10 Uhr, 01.11. 2014
  • Investor
    Investor

    ​Wieso unlogisch?

    Die Märkte brauchen Liquidität als Droge! Entzug führt hier zu Problemen. Welche Notenbank die Liquidität zur Verfügung stellt, ist eigentlich egal. Da die USA nicht weiter abwerten dürfen, (Importierte Deflation) übernimmt jetzt Japan.

    Da seit den 80er Jahren die Rentenversicherungen die wachsende Staatsverschuldung durch Kauf der Bonds finanziert hatten, die die Kassen jetzt leer. Mit dem Liquiditätsmaßnahmen kann dieses noch einige Zeit kaschiert werden. Leidtragende werden die Rentner in einer uberalternden Gesellschaft sein, die die Last zu tragen haben.

    Dies ist eine Blaupause für Europa in wenigen Jahren.

    Da die Zentralbanken im Gegenzug Edelmetalle als Vergleichsmaßstab drücken müssen, werden halt entsprechende Future Geschäfte getätigt. Parallel "verbilligen" sich der Handel für Iran u.a, da China das Öl in Gold zahlt. Und nicht zu vergessen, die Goldbestände von Russland und China verlieren an Wert. Da beide aber pro Jahr rd 1,3 Bil Handelsüberschüsse anlegen müssen, können beide jetzt Gold billiger kaufen.

    Austrians sehen den crack-up boom näher kommen.

    21:06 Uhr, 31.10. 2014
    2 Antworten anzeigen