Inversion der Zinskurve garantiert keine Rezession
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Des Moines (GodmodeTrader.de) - Die Inversion der Zinskurve in den USA deuten viele als verlässlichen Indikator eines wirtschaftlichen Abschwungs. Nicht so Seema Shah, Chefstrategin von Principal Global Investors. Sie verweist auf die relativ robusten wirtschaftlichen Fundamentaldaten und die Konsumentennachfrage in den USA. Allerdings braucht es nicht einmal eine Rezession, um eine Korrektur am US-Aktienmarkt auszulösen, denn die aktuellen Bewertungen sind ohnehin nicht mehr durch die Gewinnaussichten gedeckt, wie Shah in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Zuletzt habe der unablässige Rückgang der Renditen bei US-Staatsanleihen die Schlagzeilen dominiert. Die Märkte seien befallen von Rezessionsangst. Das sei in einer Inversion der Zinskurve gegipfelt – in der Vergangenheit ein zuverlässiger Rezessionsindikator, heißt es weiter.
„Ich will die Befürchtungen nicht verharmlosen, aber es gibt einige strukturelle Gründe, warum die Inversion der Zinskurve ein weniger zuverlässiger Indikator einer Rezession ist als früher. Auch stehen die wirtschaftlichen Fundamentaldaten im Widerspruch zur fast schon verzweifelten Angst der Anleihemärkte“, so Shah.
Die US-Wirtschaft entwickle sich schwach und die Geschäftstätigkeit der Unternehmen deute auf eine weitere Verlangsamung hin. Aber zugleich zeige sich das Verbrauchervertrauen widerstandsfähig, wie die schwungvollen Einzelhandelsumsätze in der vergangenen Woche sowie einige gute Unternehmenszahlen aus dem Konsumgütersektor gezeigt hätten. Solange die Verbraucher stark seien, sei es schwierig, eine Rezession vorherzusagen, heißt es weiter.
„Unter der optimistischen Annahme eines stabilen Standes im Handelskrieg dürften die Stärke der US-Konsumenten und der Schwenk der Fed Anfang 2019 die US-Wirtschaft in Richtung Ende 2019 unterstützen. Auch wenn die historische Bedeutung der Inversion der Zinskurve zu groß ist um sie zu ignorieren, sagt unser eigenes Modell (das die US-Zinskurve mit einbezieht), dass eine Rezession in den USA nicht das wahrscheinlichste Szenario ist – auch wenn die Wahrscheinlichkeit gestiegen ist“, so Shah.
Viel mehr als die Inversion der Zinskurve beunruhige sie das Absinken der Renditen von 30-jährigen US-Staatsanleihen unter die Zwei-Prozent-Grenze. Das lege drei Schlüsse nahe: Der Markt glaube, die Inflation sei wahrhaftig tot; der Markt erwarte eine wirklich lange Phase niedriger Zinsen; und die Investoren verlören das Vertrauen in die Fähigkeit der Fed, die Wirtschaft zu stabilisieren, heißt es weiter.
„Auch wenn ich die US-Wirtschaft mit Sorge betrachte, scheint es doch so, dass ein Großteil des Abwärtsdrucks auf die Renditen von außerhalb der USA kommt, vor allem aus China und Europa. Das zeigt sich auch in Deutschland, wo die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen wegen einer deutlichen konjunkturellen Eintrübung unter minus 70 Basispunkte gefallen sind. Angesichts verbreiteter Negativrenditen am Anleihemarkt suchen die Investoren nach Rendite – und Sicherheit – wo immer sie können. Das übt auch Druck auf die Renditen von US-Staatsanleihen aus. Und das wiederum führt zu verstärkten Sorgen um die Gesundheit der US-Wirtschaft“, so Shah.
Eine Inversion der Zinskurve allein garantiere jedenfalls noch keine Rezession. Umgekehrt brauche es aber auch keine Rezession für eine Marktkorrektur. Die Gewinnerwartungen von US-Aktien müssten sich nun deutlich verbessern, um die gegenwärtigen Bewertungen zu rechtfertigen. Allerdings sehe es mit schwächelnden Investitionen und einer verlangsamten Konjunktur derzeit eher nach schwächeren Gewinnen aus, heißt es weiter. „Vor diesem Hintergrund ist nur ein kleiner Schubs nötig, um die Bewertungen wieder zurück in die Realität zu bringen. An möglichen Impulsen dafür mangelt es derzeit nicht“, so Shah.
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