Infrastrukturaktien werden mit einem Dreifach-Rabatt gehandelt
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Seit US-Präsident Joe Biden seinen „American Jobs Plan“ vorstellte, in dessen Rahmen rund 1,4 Billionen US-Dollar in die amerikanische Infrastruktur investiert werden sollen, erfährt das Anlagethema erhöhte Aufmerksamkeit. James Crutcher, Portfoliomanager von Nordeas Global Listed Infrastructure Strategie und Senior Research Analyst bei CBRE Clarion, geht davon aus, dass Bidens Infrastrukturprogramm in dieser Form vom US-Kongress nicht bestätigt werden dürfte. Dennoch erwartet er, dass der Gesetzesentwurf in einer abgeschwächten Form später in diesem Jahr doch noch verabschiedet wird.
Doch auch ohne Bidens ambitionierten Plan handelt es sich laut Crutcher beim Ausbau von Infrastruktur um einen Megatrend: „Wir sehen weltweit politische Unterstützung für Infrastrukturausgaben. Die EU beispielsweise hat in den kommenden zwei bis drei Jahren Investitionen in Höhe von 750 Milliarden Euro geplant, um die Dekarbonisierung voranzutreiben.“
Netto-Null-Emissionsziele ziehen Investitionen in Infrastruktur nach sich
Da immer mehr Länder Netto-Null-Emissionsziele unterzeichnen, seien immer mehr Investitionen in Energiespeicher und Übertragungsnetze erforderlich, die mit der Unstetigkeit erneuerbarer Energien umgehen können. Auch müsse mehr in den Aufbau neuer Infrastrukturen wie Ladestationen für Elektrofahrzeuge investiert werden. Zudem werden mehr Datenzentren, Glasfasernetze und Telekommunikationsmasten benötigt. „Um die aktuellen Netto-Null-Ziele zu erreichen, werden bis 2050 jedes Jahr Ausgaben von etwa einer dreiviertel Billion Dollar erforderlich sein“, rechnet Crutcher vor. „Die niedrigen verfügbaren Finanzierungskosten sind hier sehr unterstützend.“
Zunehmendes Bewusstsein für ESG-Risiken
Wegen des großen lokalen Einflusses von Infrastrukturprojekten und ihrer hohen Visibilität sei es wichtig, dass Nachhaltigkeitsaspekte nicht außer Acht gelassen werden. Angesichts der regulatorischen und politischen Aspekte seien sich Infrastrukturunternehmen ihrer ESG-Risiken jedoch zunehmend bewusst und bemühen sich aktiv darum, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern.
Dies hat auch positive Auswirkungen auf die Attraktivität von Unternehmen. Nachdem AES, ein US-amerikanischer Stromproduzent, die Kapazitäten seiner Kohlekraftwerke reduziert und stattdessen vermehrt auf erneuerbare Energien gesetzt hatte, verbesserten sich die Gewinnerwartungen und damit die Bewertung des Unternehmens.
Dreifach-Rabatt auf börsennotierte Infrastruktur
„Börsennotierte Infrastruktur ist für eine Vielzahl von Investoren attraktiv. In der Vergangenheit wurden diese Anlagen aufgrund ihrer Stabilität und Cash-Generierung mit einem EV/EBITDA-Aufschlag von 10 Prozent gegenüber Aktien gehandelt. Derzeit werden sie günstiger als globale Aktien gehandelt“, erklärt Crutcher. Auch für Anlegerinnen und Anleger in Unternehmensanleihen seien börsennotierte Infrastrukturwerte eine interessante Alternative, da Infrastrukturdividenden durch regulierte, stetige Erträge und Cashflows gestützt werden. „Da die Infrastrukturdividenden im Gegensatz zum Kupon von Anleihen wachsen, werden die Dividendenrenditen von Infrastrukturanlagen in der Regel etwa 150 Basispunkte unter den Renditen von Unternehmensanleihen gehandelt“, so der Experte. Im Moment lägen sie aber darüber.
Und schließlich würden börsennotierte günstiger als private Infrastrukturanlagen gehandelt – und zwar um knapp 20 Prozent. Es sei zu beobachten, dass private Infrastrukturinvestoren hohe Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen eingehen oder alternativ börsennotierte Unternehmen vollständig in Privatbesitz übernehmen. „Private Infrastrukturinvestoren haben rund 200 Milliarden Dollar aufgebracht, aber noch nicht investiert. Deshalb gehen wir nicht davon aus, dass diese Bewertungen in absehbarer Zeit fallen werden“, meint Crutcher.
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