Indonesien baut sich eine neue Hauptstadt
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Jakarta (Godmode-Trader.de) - Ein neuer Regierungssitz? Kommt so selten nicht vor, siehe Deutschland nach der Wende. Aber gleich eine ganz neue Hauptstadt? Solch ein Projekt hat dann doch Seltenheitswert (vor rund 100 Jahren stampften die Brasilianer eine Retortenstadt aus dem Urwald und legten den Regierungssitz von Rio de Janeiro dorthin, Brasilia).
Nun hat Indonesien ähnliche Pläne. Das aus 17.000 Inseln bestehende Archipel in Ostasien will eine neue Hauptstadt auf der Insel Borneo errichten, in der sich einige der größten Kohlenabbaugebiete der Welt befinden. Präsident Joko Widodo strebt mit dem Projekt an, den Druck auf das überlastete und von Überflutungen bedrohte Jakarta zu verringern.
Der neue Verwaltungsstandort wird sich zwischen North Penajam Paser und Kutai Kartanegara in Ostkalimantan, Jokowi befinden, wie der Präsident am Montag bekannt gab. Die Verlagerung der Hauptstadt, etwa 1.400 Kilometer von Jakarta entfernt, soll dazu beitragen, die wirtschaftlichen Aktivitäten auch außerhalb der bevölkerungsreichsten Insel Java zu beschleunigen, sagte der Präsident. Die Regierung will mit dem Bau der neuen Stadt Ende 2020 beginnen und die Hauptstadt ab 2024 phasenweise verlegen.
Im Großraum Jakarta, in dem etwa 30 Mio. Menschen leben, der vor einem Verkehrsinfarkt steht und die Umweltverschmutzung vielerorts ein Niveau erreicht hat, das als sehr gesundheitsgefährdend einzustufen ist, sind bisher jegliche Bemühungen um Entlastung gescheitert. Mehr als 15.000 Menschen leben pro Quadratkilometer in Jakarta - doppelt so viele wie in Singapur. Hinzu kommt, dass zwei Fünftel der Stadt unter dem Meeresspiegel liegen und ganze Stadtteile sprichwörtlich im Boden versinken. „Wir können Jakarta und Java nicht länger in Bezug auf Bevölkerungsdichte, Verkehrsüberlastung, Umweltverschmutzung und Wasserressourcen belasten", sagte Präsident Widodo. „Jakarta wird aber ein Zentrum für Wirtschaft, Handel und Dienstleistungen bleiben“. Er kündigte ein Investitionsprogramm der Regierung für den Großraum Jakarta von 571 Bio. Rupien (umgerechnet rund 36 Mrd. Euro) an.
Der Ballungsraum Jakarta erwirtschaftet fast ein Fünftel des jährlichen Bruttoinlandsprodukts des Landes. Staus und Probleme mit öffentlichen Verkehrsmitteln kosten Stadt und Staat nach offiziellen Schätzungen jährlich etwa 100 Bio. Rupien. Die Kosten für den Umzug der Hauptstadt werden auf 466 Bio. Rupien geschätzt, wenn es sich um die Erschließung von 40.000 Hektar Land für geschätzte 1,5 Mio. Einwohner handelt, wie es aus dem Planungsministerium hieß.
Jokowi argumentiert, dass die Verlagerung der Hauptstadt dazu beitragen wird, das Einkommensgefälle im Archipel zu verringern. Während Java fast 60 Prozent der indonesischen Bevölkerung ausmacht und etwa 58 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, kommt die Region Kalimantan nur auf knapp sechs Prozent der Bevölkerung und trägt nur um gut acht Prozent zum BIP bei.
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