Indien: Viel hängt von der Geschwindigkeit notwendiger Reformen ab
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Sanjiv Duggal, Manager des Flaggschiff-Fonds HSBC GIF Indian Equity, gibt seine Einschätzungen zu aktuellen Ereignissen und Entwicklungen, die den indischen Markt betreffen. Nachdem der internationale Rohölpreis im vergangenen Jahr stark gestiegen, ist haben hätten die staatlichen Ölfirmen jetzt reagiert und die Benzinpreise in Indien erhöht. "Zum Beispiel hat Indiens größte staatliche Raffinerie, Indian Oil Corp, den Preis um fünf Rupien pro Liter angehoben. Das war die stärkste Erhöhung seit Juni 2008", sagt Duggal.
Trotz des erwarteten Anstiegs der Benzinpreise und der Zunahme des globalen Rohölangebots sollte sich dies nur wenig auf den Aktienmarkt auswirken. Auch die Inflation beeinflusst der Anstieg kaum, da der Benzinpreis nur einen geringen Anteil des Verbraucherpreisindex ausmacht. Bedeutender wäre für den Fondsmanager ein Anstieg der Preise für Diesel, Kochgas und Kerosin. Sie sind die wichtigsten Brennstoffe in Indien, deren Preise die Regierung festlegt. Eine Erhöhung (wie vom Markt erwartet) könnte ein Signal sein, dass die Regierung wieder bereit ist, Reformen voranzutreiben – und beginnt, die hohen Subventionskosten zu reduzieren, um das Haushaltsdefizit zu entlasten.
Zum Them Inflation sagte Duggal: Die indische Zentralbank hat im Mai die Zinsen um 50 Basispunkte erhöht – der Markt hatte nur mit 25 Basispunkten gerechnet. "Unsere Prognose für das BIP-Wachstum für das laufende Finanzjahr, das im März 2012 endet, liegt bei 7,5 bis acht Prozent. Das ist niedriger als die inoffizielle Prognose von rund 8,5 Prozent. Die Zentralbank rechnet damit, dass die Inflation bis März 2012 auf sechs Prozent sinkt. Wir erwarten hingegen eine Teuerung von rund 7,5 Prozent", meint der Experte. Entscheidender Faktor für das Wachstum sei der Monsun, der Indien im Juni treffen wird. Ein normaler Verlauf würde die Stimmung fördern - ein schwacher Monsun hingegen könnte sich gegenteilig auswirken und einen negativen Einfluss auf die Inflation haben. Bei den Zinsen erwartet HSBC Global eine weitere Erhöhung um 50 Basispunkte im laufenden Finanzjahr.
Als der indische Aktienindex Sensex seit Jahresbeginn um 15 Prozent gefallen ist, hat HSBC Global indische Aktien bis Mitte Februar zum Kauf empfohlen. Im Anschluss ist der Index auf US-Dollar-Basis um 15 Prozent gestiegen, seitdem fällt er aber wieder. "Wenn der Sensex noch fünf bis zehn Prozent nachgibt, könnte sich erneut eine gute Einstiegschance eröffnen – vorausgesetzt der Monsun verläuft normal", glaubt Duggal. Der indische Aktienmarkt ist in diesem Jahr im Vergleich zu anderen Aktienmärkten sehr stark hinter den Erwartungen zurückgeblieben, obwohl die Wirtschaft weiterhin wächst. Und trotz der hohen Energiepreise haben sich Rohstoffe kürzlich leicht verbilligt, was sich für Indien positiv auswirkt. Für Duggal ist die Entwicklung außerdem abhängig vom Fortschritt der Reformen, die in den vergangenen zwei bis drei Quartalen nicht vorangetrieben wurden, da Korruptionsskandale die Politik zum Stillstand brachten: "Werden mehr Reformen durchgebracht, die das Wachstum und die Entwicklung Indiens fördern, wäre das ein weiterer potenzieller Antrieb für den Markt“.
Betreffend seiner Portfoliostrategie betrachtet Sanjiv Duggal den HSBC GIF Indian Equity am indischen Markt als stark untergewichtet: "Angesichts der nun attraktiven Bewertung werden wir im Fonds ausgewählte Finanztitel zukaufen, vor allem öffentliche Banken. Die öffentlichen indischen Banken zählen auf Basis verschiedener Bewertungskriterien zu den günstigsten Werten in Asien.
Da der Fondsmanager befürchtet, dass die Geschwindigkeit bei den Reformen wieder nachlässt und sich das Investitionswachstum verzögert, kauft der Fonds keine Industrietitel oder investitionsgetriebene Werte. Stattdessen wird der Technologiesektor aufgewertet. „Unser Engagement in den Metall- und Nichteisenmetall-Sektoren fahren wir weiter herunter. Wir bevorzugen weiterhin den Konsumsektor. Auch wenn die Erwartungen aufgrund der geldpolitischen Straffung der Zentralbank zurückgehen, bleiben die Prognosen für das Umsatzwachstum hoch im niedrigen zweistelligen Bereich. Wir glauben, die Verschärfung der Geldpolitik neigt sich dem Ende zu, und bevorzugen selbst jetzt zyklische Konsumaktien."
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