Kommentar
12:57 Uhr, 17.12.2010

Indianer und Eskimos...

Warum haben die Indianer Nordamerikas immer nur so viele Bisons erlegt, damit sie ausreichend zu essen und genug Lederhäute für den Bau ihrer Zelte hatten? Und warum jagen Eskimos noch heute nur so viele Robben, wie sie benötigen, um ihre Familien zu ernähren?

Aus dem gleichen Grund, den Forstwirtschaftler formuliert haben, wenn sie von einer nachhaltigen Bewirtschaftung eines Waldbestandes sprechen: Langfristig ist die Existenzgrundlage des Waldeigentümers nur gesichert, wenn nur so viele Bäume gefällt werden, wie wieder nachwachsen können. Indianer und Eskimos wissen das. Deshalb schonen sie ihre Ressourcen. Und sie wissen auch, dass sich der Gedanke auf den gesamten Planeten Erde übertragen lässt.

Auch wir werden in den kommenden Jahren wieder lernen, dass ein Wirtschaftssystem langfristig nur überlebensfähig ist, wenn wir diese uralte Regel beherzigen und nicht über unsere Verhältnisse leben. Das gilt für Privatpersonen ganz genauso wie für die Banken, die Unternehmen und die Staaten. Es gilt für uns alle.

Das auf zügelloses Schuldenwachstum basierende Wirtschaftssystem aktueller Prägung ist dabei, in sich zusammen zu fallen. Doch es ist nicht das erste Mal in der Geschichte, dass ein Papiergeldsystem scheitert. Im Gegenteil, es ist die Regel und liegt im System selbst begründet. Deshalb sollte man die Entwicklung auch nicht als Katastrophe begreifen: Es ist gut und richtig, wenn ein System verschwindet, das Ausbeutung und Verschuldung zum Selbstzweck deklariert.

Natürlich nutzen viele Kommentatoren die Gunst der Stunde und leiten aus den aktuellen Entwicklungen Katastrophenszenarien ab. Mit Angst und Panik lässt sich eben ganz hervorragend Geld verdienen. Doch vielleicht kommt es ja auch ganz anders.

Ein tief greifender und weit reichender Bewusstseinswandel etwa wäre in der Lage, eine „sanfte Revolution“ einzuleiten. Wenn etwa Unternehmen wie BP, die vorsätzlichen Raubbau an unserem Planeten betreiben, auf breiter Front boykottiert werden, und wenn immer Menschen erkennen, dass man solche Konzerne nicht unterstützen darf, dann wäre das ein Schritt in diese Richtung. Doch wie auch immer die kommenden Jahre verlaufen werden, die Übergangszeit dürfte einigermaßen „holprig“ werden, um es einmal vorsichtig zu formulieren.

Denn starke Lobby- und Interessensgruppen, die von dem aktuellen Schuldenwahnsinn maßgeblich profitieren, namentlich die Banken, aber auch die Regierungen und viele Großkonzerne, werden ihre Pfründe nicht einfach kampflos aufgeben. Doch der Weg ist mittlerweile unumkehrbar geworden. Auch wenn uns die Politiker etwas anderes erzählen wollen - das weltweite Schuldenproblem ist nicht mehr kontrollierbar.

Irland, Griechenland, Spanien, Italien, Portugal, Großbritannien, Japan, Osteuropa, die Vereinigten Staaten – weltweit beginnen die Schuldenberge aus dem Ruder zu laufen. Und wer Augen im Kopf hat, der wird bemerken, dass sich die Dinge immer stärker beschleunigen. Ganz so, wie es das exponentielle Wachstum der Schulden erwarten lässt.

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Die Zinsen - Sargnagel für das Finanzsystem?

Aktuell könnten wir Zeugen einer Entwicklung werden, die sich zu einem späteren Zeitpunkt als Sargnagel des aktuellen Finanzsystems herauskristallisieren könnte: Die Zinsen beginnen zu steigen. Und zwar nicht nur in Irland und in Griechenland. Auch in Deutschland und in den USA klettern die Renditen für Staatsanleihen.

In dieser Woche schrieb mir ein Leser, man solle sich doch jetzt auf die Suche nach Derivaten machen, die im Wert zulegen, wenn die Zinsen steigen. In der Tat: Die Idee klingt verlockend. Wir kommen gleich noch darauf zurück. Doch was bedeutet das eigentlich, wenn die Zinsen klettern?

Grundsätzlich deutet die Entwicklung darauf hin, dass Anleger immer weniger Vertrauen in die Regierungen haben, das Schuldenproblem noch irgendwie zu lösen. Deshalb verlangen sie höhere Risikoaufschläge, das heißt, sie erwarten eine höhere Rendite, wenn sie den Staaten Geld leihen.

Nachfolgend sehen Sie den Point & Figure-Verlauf für die Verzinsung der 30-jährigen US-Staatsanleihen, der den jüngsten Zinsanstieg verdeutlicht. Für eine bessere Skalierbarkeit wird die aktuelle Rendite mit dem Faktor zehn multipliziert. Der aktuelle Wert von 45,82 entspricht also einer Verzinsung von 4,582 Prozent.

Deutlich erkennt man die beiden seit dem Tief vom Januar 2009 ansteigenden blaue Unterstützungslinien. Zuletzt hat sich der Zinsanstieg beschleunigt und das aktuelle Niveau von 4,582 Prozent erreicht. Anfang 2009 notierten die Zinsen bei 2,6 Prozent. Das ist ein Anstieg um 76 (!) Prozent.

Interessant ist das Kursziel, das sich aus dieser sehr langfristigen Betrachtung ableiten lässt: Innerhalb der grünen Markierung finden Sie die Zielmarke von 63, was einer Rendite von 6,3 Prozent entspricht.

Man kann davon ausgehen, dass den verantwortlichen Notenbankern in den USA beim Blick auf den Kursverlauf der Angstschweiß auf der Stirn steht. Denn was ein markanter Zinsanstieg in der gegenwärtigen Situation bedeutet, das ist Ben Bernanke natürlich vollkommen klar. Dass die Aktienkurse bei steigenden Zinsen fallen werden, das ist noch das geringste Übel. Viel schlimmer ist die Tatsache, dass der Schuldenberg der Vereinigten Staaten bei steigenden Zinsen vollkommen außer Kontrolle geraten wird.

Und was ist mit den Aktienmärkten? Bekanntlich sind steigende Zinsen Gift für Dividendenpapiere. Hier wird es wie immer eine ganze Weile dauern, bis sich die Gefahr steigender Zinsen bei den Aktienanlegern herumspricht. Die Marktbreite lässt derzeit keine nahende Trendwende vermuten. Bislang wird der Aktienaufschwung von der Mehrzahl der Aktien getragen. Im NASDAQ 100 etwa notieren gut 80 Prozent der dort gelisteten Papiere im Bullenmodus, wie die folgende Abbildung zeigt:

Die Beobachtung wird durch den S&P 500 unterstützt. Dort notieren derzeit fast 400 Papiere oberhalb ihrer 50-Tage-Linie. Das heißt, die Marktbreite ist weiterhin intakt. Auch aus saisonaler Sicht sollte man Aktienbestände jetzt nicht reduzieren. Die Monate Dezember und Januar zählen traditionell zur stärksten Börsenphase des gesamten Jahres.

Und damit noch einmal zurück zur der Anregung unseres Lesers, jetzt mit Hilfe von Derivaten auf einen Zinsanstieg zu wetten. Bevor man entschlossen zur Tat schreitet, sollte man sich man sich klar machen, was Derivate eigentlich sind:

Es handelt sich dabei um Verträge, in denen die Vertragsparteien vereinbaren, einen oder mehrere Vertragsgegenstände zu festgelegten Bedingungen in der Zukunft zu kaufen, zu verkaufen oder zu tauschen. Vereinfacht ausgedrückt sind Derivate an die Entwicklung von Indizes, Ereignissen oder bestimmten Preisen gekoppelte Verträge, die börslich oder auch außerbörslich abgeschlossen werden. Noch einfacher gesagt: Derivate sind Zahlungsversprechungen einer Bank, heiße Luft, wertloses Papier – besser bekannt als Hebelzertifikate, Optionsscheine oder Index-Zertifikate.

Und damit wieder zurück zu den Schulden: Sollten nun tatsächlich die Zinsen auf breiter Front steigen, was dazu führen wird, dass die Zinszahlungen in den betroffenen Ländern immer weiter ansteigen werden, dann wird dies der gesamte Finanzsektor zuallererst schmerzhaft zu spüren bekommen: In den Bilanzen von Banken und Versicherungen finden sich Staatsanleihen von Pleitekandidaten in ausreichender Menge, um auch größere Institute ins Trudeln zu bringen.

Doch natürlich wird man Ihnen das so nicht sagen, sondern Ihnen statt dessen Derivate, Lebensversicherungen, Bausparverträge, Sparbücher und anderen Plunder andrehen, der vollkommen wertlos sein wird, wenn sich die Dinge so zuspitzen, wie sich das jetzt immer stärker andeutet.

Deshalb würden wir es so machen, wie das auch Indianer und Eskimos tun würden und in Dinge investieren, die langfristig überlebenswichtig sind für uns Menschen und für unsere Erde.

Dazu zählen ganz sicher Rohstoffe, Ackerland, Grund und Boden, vielleicht auch Gold, ganz sicher aber Silber. Hierzu zählen vor allem Wasser und erneuerbare Energien, Lebensmittel und Medikamente. Hierzu zählen aber ganz sicher keine Zahlungsversprechungen von Profiteuren eines Systems, das vor dem Zusammenbruch steht.

Wie wir die Lage einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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