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16:27 Uhr, 14.05.2020

In Südafrika droht das Fass überzulaufen

Die Kritik an der Regierung in Pretoria wird lauter. Dem Präsidenten Ramaphosa werden Inkompetenz, autokratischer Führungsstil und mutwillige Zerstörung der ohnehin angeschlagenen Wirtschaft des Landes vorgeworfen. Noch kommt es zu keinen Protesten, aber diese scheinen nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Pretoria (Godmode-Trader.de) - In Südafrika werden nach sechs Wochen striktester Ausgangssperre die Stimmen derer lauter, die ein Ende der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus fordern - unter anderem auch wegen der verheerenden wirtschaftlichen Folgen des Shutdowns. Die Regierung von Präsident Cyril Ramaphosa reagiert nun auf den wachsenden Protest und kündigte Lockerungen der Restriktionen an.

Gleichwohl bleibt die Kritik an der Regierung laut. Ramaphosa werden Inkompetenz, autokratischer Führungsstil und mutwillige Zerstörung der ohnehin angeschlagenen Wirtschaft des Landes vorgeworfen. Noch kommt es zu keinen Protesten, aber diese scheinen nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Noch gibt es nächtliche Ausgangssperren, Restaurants, Bars und die meisten Geschäfte bleiben geschlossen, der Online-Vertrieb ist nach wie vor nur für Nahrungsmittel erlaubt. Ende dieses Monats sollen die Restriktionen von der Stufe vier auf das Niveau drei zurückgestuft werden, sagte Ramaphosa in einer Ansprache an die Nation. Nur in Gegenden mit hohen Infektionszahlen bleibt die strikte Ausgangssperre wie bisher bestehen.

In Südafrika sind laut Ramaphosa bislang gut 12.000 Covid-19-Fälle bestätigt worden und 219 Menschen daran gestorben. „Die derzeit beste Schätzung ist, dass ohne die Abriegelung und die anderen Maßnahmen, die wir ergriffen haben, mindestens 80.000 Südafrikaner inzwischen infiziert sein könnten. Und die Zahl der Todesopfer könnte mindestens achtmal so hoch gewesen sein. Wir sollten nie vergessen, dass der Zweck der Abriegelung darin bestand, die Ausbreitung des Virus zu verzögern und einen gewaltigen Infektionsanstieg zu verhindern", betonte Ramaphosa.

Die Restriktionen hätten dem Land wertvolle Zeit beim Aufbau der Gesundheitsinfrastruktur gegeben, so der Präsident weiter. Bisher habe es 375.000 Corona-Tests gegeben, für Quarantäne-Maßnahmen seien 25.000 neue Betten bereitgestellt worden. Die Ausgangssperre habe aber auch eine beunruhigend hohe Zahl von Fällen häuslicher Gewalt mit sich gebracht: „Die Männer unseres Landes haben Frauen den Krieg erklärt."

Die Restriktionen haben der Wirtschaft schwer zugesetzt. Millionen von Südafrikanern in der informellen Wirtschaft oder ohne Arbeit kämpfen demnach um ihr Überleben, die Armut nimmt dramatisch zu. Etwa 3 Mio. Südafrikaner haben bereits einen Antrag auf den Zuschuss R350 Covid-19 zur sozialen Nothilfe gestellt, der seit dieser Woche gestellt werden kann. Ramaphosa bestätigte, dass das Covid-19-Hilfsprogramm des Arbeitslosenversicherungsfonds mehr als 11 Mrd. Rand an 2 Mio. Beschäftigte ausgezahlt habe, die für mehr als 160.000 Unternehmen arbeiten. Anfang dieses Monats zahlte die Verwaltung zusätzliche 5 Mrd. Rand an Sozialhilfeempfänger aus.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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