IEA warnt vor zu schnellem Verzicht auf Atomenergie
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Paris/Vancouver (Godmode-Trader.de) - Die Internationale Energieagentur (IEA) hat die Industriestaaten davor gewarnt, voreilig auf Atomenergie zu verzichten. In einem Bericht der IEA ("Nuclear Power in a Clean Energy System“) heißt es, ein zu schneller Abbau der Kapazitäten würde nicht nur in vielen Ländern die Energiesicherheit gefährden, sondern auch das Erreichen der Klimaziele erschweren.
Die Kernenergie ist laut IEA heute die zweitgrößte kohlenstoffarme Energiequelle der Welt und macht 10 Prozent der weltweiten Stromerzeugung aus. Mit 16 Prozent ist sie nach der Wasserkraft die zweitwichtigste. Um diesen Anteil durch Erneuerbare Energien zu ersetzen, müssten die Kapazitäten in den kommenden zwei Jahrzehnten massiv ausgebaut werden, schreibt die Energieagentur. In den letzten 20 Jahren sei die Wind- und Solar-PV-Leistung in den Industrieländern um rund 580 Gigawatt gestiegen. Aber in den nächsten 20 Jahren müsste diese Leistung fast verfünffacht werden. Das würde aus Sicht der IEA die bestehenden Leitungsnetze vor erhebliche Probleme stellen.
Für die entwickelten Volkswirtschaften - darunter die USA, Kanada, die Europäische Union und Japan - sei die Kernenergie seit mehr als 30 Jahren die größte kohlenstoffarme Stromquelle. In mehreren Ländern spiele sie eine wichtige Rolle bei der Stromsicherheit.
Ohne politische Veränderungen könnten die Industrieländer bis 2025 bis zu 25 Prozent ihrer Nuklearkapazität und bis 2040 sogar zwei Drittel davon verlieren, heißt es in dem Bericht „Nuclear Power in a Clean Energy System“. „Angesichts der unsicheren Zukunft der Kernenergie in vielen Ländern droht der Welt ein starker Rückgang ihrer Nutzung in den Industrieländern, der zu zusätzlichen CO2-Emissionen in Milliardenhöhe führen könnte“. So könnte das Fehlen weiterer Laufzeitverlängerungen bestehender Kernkraftwerke und neuer Projekte zu zusätzlichen 4 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen führen.
IEA-Direktor Birol sagte, er plädiere nicht dafür, den Atomausstieg in manchen Industriestaaten rückgängig zu machen. Die Länder, die an der Atomkraft festhielten, sollten aber mehr in ihre Kraftwerke investieren. „Ohne einen wichtigen Beitrag der Kernenergie wird der globale Energiewandel noch viel schwieriger sein", sagte Birol. „Neben erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und anderen innovativen Technologien kann die Kernenergie einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung nachhaltiger Energieziele und zur Verbesserung der Energiesicherheit leisten. Aber wenn die Hindernisse, mit denen sie konfrontiert ist, nicht überwunden werden, wird ihre Rolle bald weltweit stark zurückgehen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, Europa und Japan."
Der Bericht stellt fest, dass die Verlängerung der Betriebsdauer bestehender Kernkraftwerke erhebliche Investitionen erfordert. Die Kosten sind jedoch wettbewerbsfähig mit anderen Stromerzeugungstechnologien, einschließlich neuer Solar- und Windprojekte, und können zu einem sichereren, weniger störenden Energiewandel führen.
Mit ihrem Auftrag, alle Brennstoffe und Technologien abzudecken, hofft die IEA, dass die Veröffentlichung ihres ersten Berichts über die Kernenergie seit fast zwei Jahrzehnten dazu beitragen wird, das Thema wieder in die globale Energiedebatte aufzunehmen. Der Bericht wird während der 10. Clean Energy Ministerkonferenz in Vancouver, Kanada, veröffentlicht.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.