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18:09 Uhr, 27.05.2020

IEA: Historischer Einbruch der Energieinvestitionen wegen Corona

In dem am Mittwoch veröffentlichten ‚World Energy Investment 2020‘-Bericht der IEA heißt es, dass der beispiellose Rückgang der weltweiten Energieinvestitionen „sowohl in seinem Ausmaß als auch in seiner Geschwindigkeit besorgniserregend“ sei.

Paris (Godmode-Trader.de) - Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge hat die Coronavirus-Pandemie den Weg für den größten Rückgang der weltweiten Energieinvestitionen in der Geschichte geebnet. Die Investitionen werden in allen wichtigen Sektoren in diesem Jahr drastisch sinken, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht ‚World Energy Investment 2020‘. Der beispiellose Rückgang der weltweiten Energieinvestitionen sei „sowohl in seinem Ausmaß als auch in seiner Schnelligkeit einmalig“ gewesen.

Die Organisation warnte davor, dass der ökonomische Einbruch in Folge der Krise „ernsthafte“ Auswirkungen auf die Energiesicherheit und den Übergang zu sauberer Energie haben könnte. „Der historisch starke Rückgang der weltweiten Energieinvestitionen ist aus vielen Gründen zutiefst beunruhigend", erklärte Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA: „Dies bedeutet heute den Verlust von Arbeitsplätzen, wirtschaftlichen Möglichkeiten sowie einen Verlust der Energieversorgung, die wir morgen gut gebrauchen könnten, wenn sich die Wirtschaft erholt“. „Die Verlangsamung der Ausgaben für die wichtigsten sauberen Energietechnologien birgt auch die Gefahr, dass der dringend erforderliche Übergang zu widerstandsfähigeren und nachhaltigeren Energiesystemen untergraben wird.

Anfang 2020, so die IEA, lagen die globalen Energieinvestitionen so hoch wie zuletzt vor sechs Jahren. Doch nachdem die Covid-19-Pandemie weite Teile der Weltwirtschaft innerhalb weniger Monate zum Stillstand gebracht hat, rechnet die IEA nun mit einem Rückgang der globalen Investitionen um 20 Prozent bzw. 400 Mrd. Dollar gegenüber dem Vorjahr.

Die ungute Kombination aus sinkender Nachfrage, niedrigeren Energiepreisen und einem Anstieg von Forderungsausfällen bedeute, dass die Energie-Einnahmen, die an Regierungen und Industrie gehen, in 2020 um „weit über" 1 Bio. Dollar sinken werden. Der größte Teil dieses Rückgangs sei auf das Öl zurückzuführen.

Investitionen in Öl und Gas werden demnach 2020 um fast ein Drittel zurückgehen. Bleiben die Investitionen auf dem diesjährigen Niveau, verringere sich die Ölförderung 2025 um fast 9 Mio. Barrel pro Tag. Dies sei ein Risiko für die Ölmärkte, sofern die Nachfrage wieder auf das Niveau von vor der Krise steigt.

Zum ersten Mal fallen laut der IEA die weltweiten Ausgaben für Öl auch unter den für Elektrizität aufgewendeten Betrag. „Die Stromnetze waren eine wichtige Stütze für die Notfallreaktion auf die Krise, und für wirtschaftliche und soziale Aktivitäten, die unter der Abschottung fortgeführt werden konnten", sagte Birol. „Diese Netze müssen widerstandsfähig und intelligent sein, um zukünftige Schocks abzuwehren, aber auch, um den steigenden Anteil von Wind- und Sonnenenergie zu bewältigen", so Birol. Die heutigen Investitionstrends sind klare Warnsignale für die künftige Stromsicherheit", fügte er hinzu.

Der Gesamtanteil der globalen Energieausgaben, der auf so genannte saubere Energietechnologien wie erneuerbare Energien, Effizienz, und Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung entfällt, ist laut der IEA in den letzten Jahren bei etwa einem Drittel „hängen geblieben“. Im Jahr 2020 werde er in Richtung 40 Prozent springen. „In absoluten Zahlen bleiben die Investitionen aber weit unter dem Niveau, das erforderlich wäre, um Energieübergänge zu beschleunigen“, betonte die IEA. „Die Krise hat zu niedrigeren Emissionen geführt, aber aus den falschen Gründen. Wenn wir eine dauerhafte Reduzierung der globalen Emissionen erreichen wollen, dann brauchen wir einen raschen Anstieg der Investitionen in saubere Energie", sagte IEA-Direktor Birol.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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