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11:22 Uhr, 14.10.2010

Herbstgutachten: Wirtschaftsforscher sehen die deutsche Wirtschaft in stabiler Lage

Berlin (BoerseGo.de) – Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute haben in Berlin ihr Herbstgutachten zur Entwicklung der Konjunktur vorgestellt. Die deutsche Wirtschaft wird demnach in diesem Jahr so stark wachsen wie zuletzt im Jahr nach der Wiedervereinigung. Die Experten sagen für 2010 ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 3,5 Prozent voraus. Doch nur eitel Sonnenschein machen die Forscher nicht aus. Schon im kommenden Jahr dürfte sich der Aufschwung den Ökonomen zufolge mit einem Wachstum von 2,0 Prozent spürbar abschwächen.

Trotz zahlreicher Risiken zeigen sich die Institute mit der konjunkturellen Lage in Deutschland zufrieden. Die deutsche Wirtschaft sei auf gutem Weg, den krisenbedingten Produktionseinbruch wettzumachen, heißt es in dem Gutachten. "Dabei hat die Erholung an Breite gewonnen." So werde das Wachstum nicht mehr allein vom Export, sondern auch von der Binnennachfrage getragen. Dass die Erholung mittelfristig dennoch an Fahrt verliere, führen die Forscher vor allem auf ein geringeres globales Wachstum zurück. Mithin werde der Außenhandel künftig wohl kaum noch zum Wachstum beitragen und die Inlandsnachfrage das Tempo bestimmen.

Trotz eines schwächeren Wachstums werde sich auch die Arbeitsmarktlage 2011 weiter verbessern. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte unter drei Millionen liegen. Auch die Kassenlage der öffentlichen Haushalte dürfte sich verbessern. Nach einem Staatsdefizit von 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem Jahr erwarten die Forscher für 2011 einen Fehlbetrag von 2,7 Prozent.
Allerdings betonen die Institute auch sehr die weltwirtschaftlichen Risiken für die deutsche Wirtschaft. In den Vereinigten Staaten laufe die Erholung nur schleppend. Risiken sehen die Ökonomen auch im weiter stark wachsenden China, wo sich in manchen Landesteilen eine Immobilienpreisblase aufbaue.

In Europa seien die Staatsschuldenkrisen noch nicht gelöst, heißt es in dem Gutachten. Kritik werde darin auch an den Plänen der EU-Kommission zur Überwachung der Wirtschafts- und Haushaltspolitiken der Mitgliedstaaten geübt. Die Institutet fordern deshalb eine Insolvenzordnung für Staaten und Banken in der Eurozone. "Ein strengerer Stabilitäts- und Wachstumspakt könnte als ergänzende Maßnahmen sinnvoll sein", schreiben die Forscher. Eine Verlängerung des Rettungsschirms für Euroländer oder die Einführung von gemeinsamen Staatsanleihen sei dagegen abzulehnen.

An die deutsche Regierung richteten die Ökonomen die dringende Aufforderung, den Kurs der Haushaltskonsolidierung verschärft weiterzuführen. Die gute Konjunkturentwicklung müsse genutzt werden, um die Defizite zu senken.

Zu den acht Instituten zählen federführend das Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das Institut für Wirtschaftsforschung Halle sowie das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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