Helaba: Russland-Sanktionen schaden mehr als sie nützen
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Die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud, kritisiert die Russland-Sanktionen. Die zentrale Thesen der Landesbank-Chefvolkswirtin lauten: „Die Auswirkungen von Krieg und Sanktionen für die russische Wirtschaft sind geringer als erwartet - Die Verletzlichkeit Russlands wurde über- und die Bedeutung seiner Rohstoffe für die Welt unterschätzt - Es ist an der Zeit, zu erkennen, dass der Ukraine-Krieg nicht mit Sanktionen gewonnen werden kann“.
In ihrer Kommentarreihe „Vertrau(d)lich“ schreibt die Ökonomin, die Strafmaßnahmen schadeten Deutschland und der ganzen Welt mehr als jenem Land, gegen das sie gerichtet seien. Einerseits sei das von Wladimir Putin regierte Land gut auf den Krieg vorbereitet gewesen, andererseits sei es in der Welt weniger isoliert als gedacht.
Die russische Industrieproduktion sei im April zwar eingebrochen, aber nicht so stark wie in der Finanzkrise 2009. Zwar verließen Fachkräfte das Land, was sein langfristiges Wachstumspotenzial schwäche, doch könne das Regime dadurch sogar gestärkt werden, schreibt Traud. Die Verknappung von Importgütern habe Russland nicht so destabilisiert wie erwartet, vielmehr habe sich die „Pro-Putin-Stimmung“ noch verstärkt.
Auch der Handel mit anderen Ländern nehme zu. So halte China am Bau einer Gaspipeline fest. Ärmere Länder, die von russischen Lieferungen abhängig seien, verhielten sich in der Tendenz prorussisch, die Gefahr einer Krise in solchen Ländern wachse durch die Sanktionen.
Je stärker diese ausfielen, desto mehr werde es in Russland alternative Wege der Versorgung geben, etwa mittels Schmuggel oder Zuteilungen durch den Staat. „Beides sollte tendenziell die Zusammenarbeit mit dem Regime erhöhen.“
Der Kommentar ist mittlerweile nicht mehr auf der Helaba-Site abrufbar.
Zu einer gegensätzlichen Einschätzung, wenn auch mit anderen Blickwinkeln kam jüngst ein Team der Uni Yale (wir berichteten). Wie man es auch dreht und wendet, ein Körnchen Wahrheit kann jede Seite wohl für sich beanspruchen. Dass die westlichen Sanktionen Russland (noch) nicht in die Knie gezwungen haben, ist offensichtlich. Allerdings darf deren langfristig nagende Wirkung auch nicht unterschätzt bzw. übersehen werden. Dazu schreibt Frau Traud nichts in ihrem Kommentar.