Fundamentale Nachricht
15:41 Uhr, 09.12.2020

Großbritannien: Der Blick richtet sich gen USA

Um ein Freihandelsabkommen mit den USA voranzutreiben, hebt UK vom 1. Januar 2021 an von der EU verhängte Strafzölle auf viele US-Produkte auf.

London (Godmode-Trader.de) - Großbritannien wird vom 1. Januar 2021 an die von der Europäischen Union verhängten Strafzölle auf viele US-Produkte aufheben. Hintergrund ist, dass London ein Freihandelsabkommen mit den USA anstrebt. Dies zeige, dass es dem Vereinigten Königreich ernst sei, ein Abkommen mit den Vereinigten Staaten zu erzielen, teilte die britische Regierung am Mittwoch mit. „Wir wollen diesen Konflikt deeskalieren und zu einer Verhandlungslösung kommen, damit wir unsere Handelsbeziehungen mit den USA vertiefen und einen Schlussstrich ziehen können", sagte die Ministerin für internationalen Handel, Liz Truss.

Obwohl Großbritannien im Januar 2020 formal aus der Europäischen Union ausgetreten war, hat London im November im Rahmen einer Übergangsregelung mit der EU ebenfalls Zölle auf US-Waren erhoben.

Die jetzige Entscheidung markiert den Beginn der Abkehr Großbritanniens von der Handelspolitik der EU. Und sie tritt genau an dem Tag in Kraft, an dem der Brexit vollzogen ist, ob mit einem Handelspakt mit Brüssel oder ohne (wonach es aktuell auch aussieht). Der Blick Londons richtet sich weg von Kontinentaleuropa und jenseits des Atlantiks.

Der Zollkonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union im Wert von mehreren Milliarden Dollar steht im Zusammenhang mit einem langjährigen Streit über staatliche Subventionen für die Flugzeughersteller Airbus und Boeing. Die EU hatte die von der Welthandelsorganisation WTO genehmigten Sonderabgaben wegen unerlaubter Subventionen für den US-Flugzeugbauer Boeing erhoben. Zuvor hatten die USA ihrerseits wegen unerlaubter Subventionen für Airbus Strafzölle eingeführt.

Die Regierung behalte sich das Recht vor, die Strafzölle wieder einzuführen, falls es keine Fortschritte bei den Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen mit den USA gebe, hieß es in der Mitteilung aus London einschränkend. Außerdem blieben die Strafzölle in Kraft, die die EU als Reaktion auf US-Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängt hatte. Die Vereinigten Staaten führten 2018 unter Berufung auf nationale Sicherheitsbedenken Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU ein. Die EU, inkl. UK, schlug mit eigenen Zöllen zurück und argumentierte, die Bedenken der USA seien unbegründet.

Für Großbritannien wäre ein Freihandelsabkommen mit den USA angesichts des Brexits enorm wichtig. Ansonsten fallen für den bilateralen Handel die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) an, die teils hohe Zölle vorsehen. Die Gespräche laufen noch.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten