Griechenland vor der Wahl: Werden die Wähler die kleinen Fortschritte honorieren?
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Frankfurt/ Athen (Godmode-Trader.de) - Wie steht Griechenland aktuell wirtschaftlich da? Auf jeden Fall besser, als auf dem Höhepunkt der Griechenland-Krise vor vier Jahren. Doch kann dieser Vergleich der Anspruch sein?
Griechenlands BIP, real gerechnet, steht noch etwa 26 Prozent unter dem Stand von 2007. Die Wirtschaft wächst nun zwar, doch nur marginal: 0,2 Prozent wäre es im ersten Quartal. Für das Gesamtjahr rechnet Athen immerhin noch mit einem Wachstum von etwas mehr als zwei Prozent gerechnet. Doch ist hier Vorsicht geboten: Die Regierung rechnete 2017 mit einem realen Wachstum von 2,7 Prozent und erreichte 1,5 Prozent. 2018 strebte sie nach 2,5 Prozent Wachstum und schaffte 1,9 Prozent an realer Steigerung des BIP. Die Arbeitslosenzahl liegt nicht mehr bei 27 Prozent, sondern bei „nur noch“ bei 19 Prozent. Sie liegt aber weiterhin weit entfernt von den 7,3 Prozent vom Sommer 2008.
Geholfen hat der Konjunktur ein kräftiger Aufschwung des Tourismus mit immer neuen Rekorden. Es ist eine Verbesserung, doch die gewaltigen ökonomischen Probleme bekommt das Land mit diesem Mini-Wachstum nicht in den Griff.
Griechenland hat in Europa immer noch die höchste Schuldenquote. Zuletzt waren das 180 Prozent. Zum Vergleich: das Eurosystem lässt maximal 60 Prozent zu. Die Banken haben in ihren Bilanzen immer noch jede Menge fauler Kredite: Der Anteil der ausfallgefährdeten Papiere liegt bei 43 Prozent. Selbst im krisengeschüttelten Italien sind es nur rund 10 Prozent.
Werden die Wähler am Sonntag diese bescheidenen wirtschaftlichen Fortschritte im Blick haben? Bei der Wahl steht Regierungschef Alexis Tsipras vor einer Niederlage. Die Umfragen zu den Neuwahlen in Griechenland favorisieren die Nea Dimokratia (ND) unter Kyriakos Mitsotakis mit einem Vorsprung von fast 10 Prozent gegenüber der regierenden Partei Syriza von Tsipras. Das erwartete Ergebnis für ND von 35 bis 40 Prozent der Stimmen würde gemäß der griechischen Wahlarithmetik eine absolute Mehrheit im Parlament bedeuten.
Unter Mitsotakis wird ein deutlich wirtschaftsfreundlicherer Kurs erwartet. „Das Land braucht eine große Investitionsexplosion. Wir müssen den Kuchen vergrößern. Alle Griechen müssen dann vom wachsenden Wohlstand Gewinne haben. Das werden wir erreichen, indem wir die Steuern senken für alle Griechinnen und Griechen, für alle Unternehmer – egal, ob groß oder klein. Ein Unternehmen ist dann gut, wenn es gute Löhne zahlt,“, sagte Mitsotakis im Wahlkampf. „Aus Anlegersicht stehen die Zeichen auf weitere Erholung“, kommentierte Gregor Holek, Fondsmanager im Team „Aktien, CEE & Global Emerging Markets“ bei Raiffeisen Capital Management.
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