Kommentar
09:39 Uhr, 18.05.2018

Griechenland: Ende der Krise in Sicht?

Griechenlands Krise geht ins zehnte Jahr. Das stellt sogar die Große Depression der 1930er Jahre in den Schatten – mit einigem Abstand.

Man muss schon Sitzfleisch haben, wenn man die Krise in Griechenland aussitzen will. Für Menschen, die es eilig haben, ist das nichts. Es ist auch nicht absehbar, ob nun endlich der Turnaround geschafft ist. Die griechische Wirtschaft wuchs 2017 zum ersten Mal seit Beginn der Krise um einen nennenswerten Betrag.

Im Big Picture macht sich das noch nicht bemerkbar (siehe Grafik). Die Wirtschaftsleistung sank in den Jahren 2008 bis 2013. 2014 gelang beim Wachstum eine schwarze Null, die durch eine Fortführung der Kontraktion 2015 und 2016 wieder wettgemacht wurde. 2017 kam es erstmalig seit 2007 wieder zu einem Wachstum von mehr als 1 %.

Man kann die Krise in zwei Perioden teilen. In der ersten Phase brach die Wirtschaftsleistung ein. Diese Phase dauerte von 2008 bis 2013. Seit 2014 stagniert die Wirtschaft. Ob 2017 wirklich die Trendwende bedeutet, bleibt abzuwarten. Vieles hängt davon ab wie sich die Lage im Rest der EU entwickelt. Griechenland könnte sich einem Abschwung im Rest der EU kaum entziehen.

Lesen Sie dazu auch: Kommt jetzt der riesige Turnaround?

Es kommt auch darauf an, wie sich die Sicherheitslage rund um das Mittelmeer entwickelt. Viele Urlauber hat es in den letzten Jahren nach Griechenland gezogen. Die Türkei war nach dem Putschversuch keine gesuchte Destination. Auch Ägypten und der Mittlere Osten waren schon beliebter und so manches nordafrikanische Land ist nach dem Arabischen Frühling im Empfinden der Touristen immer noch nicht sicher.

Griechenland hat durch den Tourismus viel Rückenwind erhalten. Eine allgemeine Abkühlung der Lage würde das in Frage stellen. Eine Schwalbe (2017) macht eben noch keinen Sommer. Das ist historisch gesehen durchaus bemerkenswert. Die Große Depression der USA ging effektiv von 1930 bis 1933. Sie war viel kürzer als Griechenlands Krise.

Der Einbruch des Wachstums war in den USA etwas stärker ausgeprägt. Dafür war die Sache auch schneller wieder vorbei. In Griechenland zieht sich die Sache. Die Wirtschaftsleistung ist heute wie damals in den USA um knapp 30 % zurückgegangen. Interessanterweise kann man das vom Pro-Kopf-Einkommen nicht sagen.

In den USA entwickelte es sich parallel zum BIP. In Griechenland hat das Pro-Kopf-Einkommen bereits 2011 sein Tief erreicht. Inzwischen steht es nur noch 9 % unter dem Hoch aus dem Jahr 2007. Das liegt daran, dass die Bevölkerung durch Abwanderung in der Krise kontinuierlich geschrumpft ist.

Bei schrumpfender Bevölkerung ein positives Wachstum zu erzielen, ist nicht ganz leicht. Betrachtet man nicht das BIP als Ganzes, sondern das BIP/Kopf, sieht die Lage weniger düster aus. Trotzdem ist der Rebound nach der Krise alles andere als dynamisch. Es bleibt dabei: die Dauer und Schwere stellt selbst die Große Depression in den Schatten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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