Kommentar
13:28 Uhr, 03.06.2017

Grenzen? Am besten ignorieren…

Wer Warnsignale ausblendet und sich von ausuferndem Optimismus anstecken lässt, der kann Dinge erleben, die er sein Leben lang nicht mehr vergisst. Diese Chance sollten Sie auf gar keinen Fall verpassen!

Vor vielen Jahren bin ich einmal einen Marathon gelaufen. Eigentlich waren es sogar zwei: Mein erster und mein letzter. Denn natürlich hätte ich wissen müssen, dass passionierte Fahrradfahrer ohne spezielles Training auf der 42-Kilometer-Laufstrecke nichts zu suchen haben.

So bin ich also, nachdem ich tags zuvor im Englischen Garten das Ankündigungsplakat zum München-Marathon gesehen hatte, ohne die geringste läuferische Vorbereitung in dieses Abenteuer gestartet.

Anfangs ging auch alles erstaunlich gut. Der schier grenzenlose Übermut der vielen Mitstreiter war in der Startphase tatsächlich euphorisierend. In kühler Morgenluft sind wir alle gemeinsam sehr flott dahingetrabt und getragen von einem unsichtbaren „Rückenwind“ bin ich erstaunlich locker über die Halbdistanz gekommen.

Ich dachte noch, was die nur alle haben mit ihrem Marathon. Ist doch alles easy…

Doch was dann kam, das werde ich nicht mehr vergessen:

Ab Kilometer 30 begannen Qualen, die man sich nicht vorstellen kann, wenn man das nicht einmal selbst ausprobiert hat. Bei Kilometer 35 steigerte sich die Tortur ins Unermessliche und kurz vor dem Ziel bin ich kaum noch vom Fleck gekommen.

Nach 42 Kilometern habe ich völlig zermartert auf dem Boden gelegen und mir geschworen, dass ich das nicht noch einmal probieren werde. Seither bin ich beim Fahrradfahren geblieben. Seltsamerweise sind damit selbst 200 Kilometer kein größeres Problem…

An diese unvergessliche Marathon-Premiere musste ich denken, als ich mir kürzlich einige Börsenindikatoren angesehen und die Stimmung an den wichtigsten Märkten analysiert habe.

Die Anleger halten sich wieder einmal für unverwundbar, erkennen ihre Grenzen nicht und glauben, weil sie zuletzt schöne Gewinne gemacht haben, werde das immer so weitergehen.

Wie jedem unerfahrenen Marathonläufer kann man den Anlegern nur wärmstens empfehlen, einfach so weiter zu machen.

Denn wer seine Grenzen konsequent ignoriert, wer sich selbst so richtig überschätzt und sich vom ausufernden Optimismus anstecken lässt, der jetzt wieder überall um sich greift, der darf das später mit einem „Kater“ bezahlen, den er sein Leben lang nicht mehr vergessen wird. Ein Erlebnis, das man auf gar keinen Fall verpassen sollte!

Und weil wir gerade so schön beisammensitzen, und Sie nach dem Allzeithoch beim DAX von dieser Woche vielleicht gerade von unermesslichen Börsengewinnen träumen, hier eine Geschichte von Ende Mai:

Dort kann man nachlesen, dass die Insider in den USA gerade erstaunlich viele Aktien verkaufen. Nämlich ungefähr viermal mehr als sie kaufen. Seltsam, wo doch gerade alles so toll aussieht und der Himmel voller Geigen hängt. Wahrscheinlich machen sich die Manager wieder mal übertriebene Sorgen oder sie haben von der Börse sowieso keine Ahnung.

Kein Sorgen machen sollten auch Sie sich, falls Sie gleich das folgende Video anklicken. Technisch ist der Beitrag nämlich nicht gerade der letzte Schrei, der Schnitt wirbelt die Bilder ein wenig durcheinander und auch der Ton ist gewöhnungsbedürftig.

Und wie ist der Inhalt? Naja, sehen Sie einfach selbst einmal nach, falls Sie sonst nichts zu tun haben an diesem Pfingstwochenende. Der Titel lautet übrigens:

„Mutige Reporterin konfrontiert Baronin Rothschild mit den Machenschaften ihrer Bank“

Grenzen-Am-besten-ignorieren-Kommentar-Andreas-Hoose-GodmodeTrader.de-1

Wo denn hier die Grenzen sind und was dieses blöde und unprofessionelle Video mit der Börse zu tun hat?

Keine Ahnung. Am besten ignorieren...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

8 Kommentare

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  • Credo
    Credo

    Ist ja herzig. Da erzählt unser Onkel von nebenan aus seinem Nähkästchen und zeigt dabei auch sein Gesicht. Und warnt seine lieben Mitmenschen, ja nicht mit der gleichen Ueberheblichkeit an die Sachen ranzugehen, wie er das mit jugendlichem Leichtsinn getan hatte. In das allgemeine Geplänkel mischt er ein paar Radfahrweisheiten und sonstige Schmankerl und macht so Appetit auf die verheissungsvolle Verlinkung einer mutigen Tat: ich glaube es erübrigt sich, das Video und den dort angehängten Begleittext zu kommentieren. Was den Verfasser der Börsenbriefwerbung anbelangt: vielleicht sollte sich dieser wieder dem Marathon widmen und ganz, ganz viel und lange trainieren. Und als nächstes wäre der IronMan dran, auch da kann man ganz viel Zeit reinstecken und sich sinnvoll beschäftigen.......

    21:04 Uhr, 05.06.2017
  • Sonnenschein
    Sonnenschein

    Bilderberger-Treffen 2017:

    Jens Spahn (parlamentarischer Staatssekretär im BMF) war heuer als einziger deutscher Politiker beim Bilderberger-Treffen (1. bis 4. Juni in Chantilly, USA) dabei. Mal sehen, welche Rolle er in den kommenden Wochen und Monaten in der Politik spielen wird ...

    https://www.theguardian.com/world/2016/aug/28/jens-spahn-man-who-could-replace-merkel-interview-germany

    Die Rothschilds gehören zu den (anzahlmäßig nur ungefähr zwei Händevoll) Familien, die bei den Bilderbergern das Sagen haben sollen. Als weitere Namen werden in den Medien genannt: Warburg, Rockefeller, DuPont, Russell, Rothschild, Onassis, Bundy, Freeman, Kennedy, Collins, Astor und Li.

    17:37 Uhr, 05.06.2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Vor vielleicht 10, 15 Jahren waren gewisse Motivations-Gurus groß in Mode, sie durchseuchten kleinere und große Firmen die auf den Pfaden des grenzenlosen Wachstums unterwegs waren und die Botschaften der selbsternannten Heilsbringer begierig aufnahmen. Die Protagonisten der Motivationsbewegung würden auf den aktuellen Beitrag von Herrn Hoose in etwa so reagieren: Glaube an deine Grenzen und sie gehören dir, alles ist möglich, unmöglich ist nur ein Wort, und so weiter. Im Prinzip sind diese Aussagen zwar alle richtig, aber sie täuschen darüber hinweg, das es in jedem System (Firmen, Organisationen, Vereine, Länder, bis hinunter zum individuellen Leben der Menschen) Phasen der Expansion und ganz natürlich auch der Kontraktion gibt. Die machthabende Clique der Politiker und Notenbanker versucht seit nunmehr 30 Jahren die Kontraktionsphase auszutricksen, der Erfolg dieser Bemühungen ist allerdings höchst zweifelhaft, sofern man überhaupt in diesem Zusammenhang von Erfolg sprechen will. Wenn dieser "Erfolg" der Politclowns und der Zentralbankster eines nicht all zu fernen Tages in die größte denkbare Schmach für die Verantwortlichen umschlägt, wird allerdings kein Stein auf dem anderen bleiben, weder in der Politik, noch in der Gesellschaft und schon gar nicht in der Finanzwelt.

    Bis es allerdings soweit ist, wird der Mainstream nur mit einem müden Gähnen ( aargh , schon wieder der Hoose, mit seinem Müll und das auch noch zu Pfingsten) auf Beiträge wie den aktuellen Hoose-Artikel reagieren. Lediglich die Insider und das Smart Money sind sich darüber im klaren, das auf die längste Hausse der jüngeren Börsengeschichte unweigerlich die Baisse folgt, sowie auf den allerschönsten Vollrausch der berüchtigte Kater folgt, mit dem dazugehörigen Katzenjammer und dem Versprechen, so etwas nie, nie, nie wieder erleben zu wollen. Das auf Herrn Hooses Artikel nicht einmal das sonst übliche massenweise Hoose-Bashing erfolgt, ist bemerkenswert und ein hervorragender Kontra-Indikator.

    Hätte der Autor einen Beitrag über die Terror-Köter des Islam, die sich seit Jahren mordend und brandschanzend ihren Weg durch die Bevölkerungen Europas bahnen geschrieben, wäre die Resonanz vermutlich deutlich größer ausgefallen. Aber wie ich Herrn Hoose kenne, wird er das sicherlich in einem seiner nächsten Beiträge thematisieren.

    13:46 Uhr, 05.06.2017
    3 Antworten anzeigen
  • P_44
    P_44

    Warum verlinken Sie so einen Müll?

    19:57 Uhr, 04.06.2017
    1 Antwort anzeigen