Kommentar
14:40 Uhr, 16.11.2018

Goldstandard, neues Inflationsziel? Was plant die US-Notenbank?

Überraschende Ankündigung von Fed-Präsident Jerome Powell: Die US-Notenbank will ihre "Strategien, Werkzeuge und Kommunikationspraxis" auf den Prüfstand stellen. Was steckt dahinter?

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Die Ankündigung kommt überraschend: Am Donnerstagabend teilte die US-Notenbank mit, dass sie im kommenden Jahr ihre "Strategien, Werkzeuge und Kommunikationspraxis" die sie einsetzt, um die vom US-Kongress vorgegebenen Ziele von maximaler Beschäftigung und Preisstabilität zu verfolgen, auf den Prüfstand stellen will.

"Mit einem Arbeitsmarkt nahe der Vollbeschäftigung und der Inflation nahe an unserem Zwei-Prozent-Ziel ist jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen um Bilanz zu ziehen, wie wir die Geldpolitik festlegen, betreiben und kommunizieren", sagte Fed-Chef Jerome Powell laut Mitteilung der Fed.

Auch die Öffentlichkeit soll in die Maßnahmen einbezogen werden. So plant die Fed eine wissenschaftliche Konferenz am 4. und 5. Juni 2019 bei der Federal Reserve Bank von Chicago, an der auch Sprecher und Diskussionsteilnehmer von außerhalb des Fed-Systems teilnehmen sollen. Außerdem soll es landesweit öffentliche Veranstaltungen der Fed geben, um unterschiedlichste Interessengruppen einzubeziehen.

Ab Mitte 2019 will die Fed dann die Anregungen der Öffentlichkeit diskutieren und in ihre Überlegungen, wie das Fed-Mandat am besten umgesetzt werden kann, einbeziehen. "Am Ende des Prozesses werden die Entscheidungsträger die im Laufe des Jahres gesammelten Informationen und Perspektiven bewerten und ihre Ergebnisse veröffentlichen", heißt es bei der Fed.

Auch wenn die Ankündigung der Fed, ihre Arbeitsweise auf den Prüfstand stellen zu wollen überraschend kommt, ist wohl nicht mit größeren Änderungen in der geldpolitischen Ausrichtung der Fed zu rechnen. Aussagen von Fed-Präsident Jerome Powell und seiner Vorgänger legen nämlich nahe, dass die Fed mit ihrer Geldpolitik in den vergangenen Jahren recht zufrieden ist. Darauf deutet auch der gestrige Hinweis von Fed-Präsident Jerome Powell hin, dass sich der Arbeitsmarkt nahe der Vollbeschäftigung befinde und die Inflation in der Nähe des Zwei-Prozent-Ziels liege.

Aller Wahrscheinlichkeit dürfte die Fed also zum Schluss kommen, dass keine größeren Änderungen in ihrer Arbeitsweise erforderlich sind, um ihr vom US-Kongress vorgegebenes Mandat zu erfüllen. Laut Fed-Mandat soll die Notenbank "maximale Beschäftigung, stabile Preise und moderate langfristige Zinsen" gewährleisten. Die Fed selbst interpretiert ihr Mandat seit Januar 2012 so, dass ein Inflationsziel von zwei Prozent gemessen am sogenannten PCE-Preisindex am ehesten ihrem Mandat entspricht.

Da das Inflationsziel von der Fed selbst und nicht vom Kongress vorgegeben wird, wäre es durchaus möglich, dass die Fed hier Änderungen vornimmt. Würde die Fed ihr Inflationsziel beispielsweise auf drei Prozent erhöhen, müsste sie in den kommenden Monaten und Jahren die Zinsen nicht so stark anheben um ein Überschießen der Inflation zu verhindern. Damit würde sie auch US-Präsident Donald Trump entgegenkommen, der weiteren Zinserhöhungen ablehnend gegenübersteht.

Dass es allerdings tatsächlich dazu kommt, ist eher unwahrscheinlich. Zum einen würde die Fed den Eindruck erwecken, dass sie sich bei der Neuformulierung ihres Inflationsziels politischem Druck gebeugt hat, was im Widerspruch zu ihrer vehement eingeforderten Unabhängigkeit steht. Zum anderen ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Fed für die Jahre seit der Finanzkrise ein recht positives Resümee ziehen wird und deshalb auch keinen Grund sieht, Änderungen vorzunehmen. Außerdem würde ein höheres Inflationsziel auch im Widerspruch zu den meisten anderen Notenbanken weltweit stehen, die in großer Mehrzahl ebenfalls eine Inflationsrate von rund zwei Prozent anstreben.

So gut wie ausgeschlossen dürfte sein, dass die Fed noch viel extremeren Forderungen wie der des früheren Fed-Präsidenten Alan Greenspan nach einem neuen Goldstandard nachgibt. Ein solcher Schritt würde tatsächlich die gesamte Architektur des US-Finanzsystems auf den Kopf stellen. Insbesondere könnte die Fed künftige Krisen nicht mehr so einfach durch eine Lockerung ihrer Geldpolitik bekämpfen.

So dürfte hinter der nun angekündigten Überprüfung vor allem der Versuch der Fed stehen, die eigene Arbeitsweise der Öffentlichkeit besser zu erklären und sich besser zu rechtfertigen. Mehr als "technische Änderungen" in der Ausgestaltung ihrer Geldpolitik sind durch die Überprüfung im kommenden Jahr nicht zu erwarten.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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