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18:22 Uhr, 28.02.2020

Gold rauscht in die Tiefe - stärkster Tagesverlust seit 2013

Gerade mit dem Ausbruch des Coronavirus wurde das Image von Gold als sicherer Hafen noch einmal aufgehübscht. Doch heute hat dieses Bild einen scharfen Kratzer abbekommen.

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    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.589,82996 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Der Goldpreis ist heute massiv eingebrochen. Gewinnmitnahmen sowie Zwangsverkäufe dürften der Grund sein. Am Nachmittag fiel der Preis für eine Feinunze von einem Tageshoch bei 1.649 US-Dollar um 3,49 Prozent auf ein Tagestief bei 1.571 US-Dollar. Zuletzt stand die Notiz bei 1.589 Dollar/Unze. Laut Bloomberg handelte es sich um den stärksten Intraday-Einbruch von Gold seit Mitte 2013.

Rohstoffexperte Daniel Briesemann von der Commerzbank zufolge sind die einstürzenden Notierungen vor allem mit Zwangsverkäufen zu erklären. Diese seien erfolgt, „um anderweitige Verluste aufzufangen", hieß es in einer Analyse. Vor allem an den Aktienmärkten kam es auch heute wieder zu scharfen Kursverlusten. Allein der DAX büßte bis zu fünf Prozent an Wert ein.

In den vergangenen Tagen ist wegen der Sorge vor den konjunkturellen Folgen der Coronakrise viel Risikokapital in Gold geflossen, welches am Markt in Form von sogenanntem „Papiergold" bzw. ETFs ohne physische Lieferung gehandelt wird. Das trieb den Preis zuletzt bis auf eine Siebensjahreshoch bei knapp unter 1.700 Dollar je Unze, in anderen Währungen erreichte die Notiz sogar neue Rekordmarken.

Gerade mit dem Ausbruch des Coronavirus wurde das Bild von Gold als sicherer Anlagehafen noch einmal neu gezeichnet. „Solange man davon ausgehen konnte, dass der Ausbruch des Virus regional auf Asien begrenzt bleiben könnte, machte der Dollar die größte Konkurrenz in der Wahl als Fluchtwährung“, erklärt Christian Eggers, Senior FX Trader bei der Hamburger Commercial Bank, in einem Marktkommentar von Donnerstag. „Der amerikanische Aktienmarkt eilte gar von einem Allzeit-Hoch zum nächsten und gaukelte Immunität vor“. Doch dies habe sich mit der Häufung von Corona-Fällen außerhalb von China drastisch geändert. Nun regiere schlagartig die Furcht vor einer Pandemie und erfasse damit auch Amerika.

Diese Konstellation habe für einen erneuten Verfall globaler Bondrenditen gesorgt, so Eggers weiter. So sei die 10-Jahres-Rendite der US-Treasuries auf ein neues Rekordtief von 1,25 Prozent gefallen. „Die Kombination von fallenden Aktienmärkten und sinkenden Renditen lasse Gold grundsätzlich neu erstrahlen“, meinte der Experte.

Schon scharrt der Markt mit den Hufen und preist die nächste Zinssenkung durch die Fed jetzt bereits für den Juni ein, während dies vor kurzem erst für den September erwartet wurde. Aus den Reihen der Fed ist hier noch Zurückhaltung zu hören. Analyst Eggers: „Ob die Opportunitätskosten für das Halten unverzinslicher Gold-Positionen weiter sinken, muss sich daher erst zeigen“.

Gegen eine weitere Fortsetzung des Aufwärtstrend lässt sich laut Eggers auch ausführen, dass die Positionierung im Gold mittlerweile stark ausgeprägt ist. So liege der Positionsindikator von JPMorgan bereits bei plus 2,5 auf einer Skala von minus 5 bis plus 5. Doch der Analyst macht zugleich Hoffnung: „Im Anschluss an die Finanzkrise zwischen 2009 und 2012 hat sich aber auch gezeigt, dass sich der Goldpreis verdoppeln kann, obwohl die Positionierung in dieser Zeit im Durchschnitt peu-a-peu abgenommen hat. Der Glanz könnte daher sogar noch zunehmen“.

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Bernd Lammert
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Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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