Kommentar
10:17 Uhr, 08.09.2018

Bärenmarkt: Goldman Sachs warnt Kunden!

Ein von Goldman Sachs entwickelter Crashindikator steht inzwischen höher als vor der Finanzkrise und vor dem Platzen der Internetblase. Sollten Anleger jetzt alles verkaufen?

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Welcher Anleger wüsste nicht gerne im Voraus, wann der nächste Bärenmarkt beginnt? Ein von der US-Investmentbank Goldman Sachs entwickelter Indikator könnte es verraten. Aktuell liegt dieser Indikator, der die Wahrscheinlichkeit eines neuen Bärenmarktes anzeigt, bei 75 Prozent und damit höher als vor den letzten beiden Bärenmärkten an der Wall Street!

Die US-Bank prüfte zur Entwicklung des Indikators mehr als 40 verschiedene Einzelvariablen darauf, ob sie eine Antwort auf die Frage liefern können, wann Bullenmärkte in Bärenmärkte übergehen und umgekehrt. Die meisten der von Goldman Sachs untersuchten Datenreihen funktionieren einzeln betrachtet nicht besonders gut. Deshalb wählte Goldman Sachs fünf der besseren Indikatoren aus und kombinierte sie zu ihrem "Bull/Bear Market Risk Indicator".

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In die Berechnung des Bull/Bear Market Risk Indicators fließen die folgenden fünf Einzelfaktoren ein: Bewertung (Shiller-KGV), Arbeitslosenquote, ISM-Einkaufsmanagerindex, Zinsstrukturkurve und Kerninflation.

Aktuell liegen vor allem das Shiller-KGV und die Arbeitslosenquote auf Extremwerten, die einen Crash wahrscheinlich machen: Die Bewertung ist extrem hoch und die Arbeitslosenquote extrem niedrig (und wird deshalb perspektivisch mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder steigen).

Das Shiller-KGV liegt derzeit so hoch wie zuvor nur vor der Weltwirtschaftskrise 1929 sowie vor dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000. Zur Berechnung des Shiller-KGVs wird der aktuelle Kurs der im S&P 500 enthaltenen Aktien durch die im 10-Jahres-Durchschnitt erzielten, inflationsbereinigten Gewinne je Aktie dividiert. Die Geschichte zeigt, dass dabei der folgende Zusammenhang gilt: Je höher das Shiller-KGV, desto schlechter die im nachfolgenden 10-Jahres-Zeitraum erzielte Rendite am US-Aktienmarkt.

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Die US-Arbeitslosenquote befindet sich mit 3,9 Prozent wohl in der Nähe eines zyklischen Tiefs und dürfte perspektivisch wieder steigen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass dieser Anstieg dann mit einer Rezession einhergeht.

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Der ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie liegt aktuell hoch und zeigt damit ebenfalls einen möglichen Wendepunkt an, während sich die Zinsstrukturkurve abflacht, was ein steigendes Rezessionsrisiko andeutet. Von den fünf in den Bull/Bear Market Risk Indicator einfließenden Faktoren liegt aktuell nur die Kerninflation in einem moderaten Bereich.

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Die folgende Tabelle zeigt den Perzentilwert der Einzelindikatoren und damit, wie "extrem" der Stand der jeweiligen Einzelindikatoren aktuell im Vergleich zur Zeitperiode seit 1948 ist. Das Shiller-KGV liegt aktuell z.B. höher als zu 95 Prozent aller Zeitperioden seit 1948 und die Arbeitslosenquote niedriger als zu 90 Prozent aller Zeitperioden.

Indikator Wie extrem ist der Indikator aktuell? (Perzentilwert)
Shiller-KGV 95 %
Arbeitlosenquote 90 %
ISM-Einkaufsmanagerindex für US-Industrie 78 %
Zinsstrukturkurve 71 %
Kerninflationsrate 44 %

Der Bull/Bear Market Risk Indicator von Goldman Sachs liefert aktuell ein "rot aufblitzendes" Warnsignal, wie die Analysten in einer Mitteilung an ihre Kunden schreiben. Der Indikator zeigt aktuell eine Bärenmarktwahrscheinlichkeit von 75 Prozent an und befindet sich damit auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten und liegt auch höher als vor dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 und vor der Finanzkrise 2008!

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Was bedeutet der hohe Indikatorstand nun konkret für den US-Aktienmarkt? Goldman Sachs sieht im Prinzip zwei Möglichkeiten, die Anlegern beide nicht besonders gut gefallen dürften:

  • Möglichkeit 1: Ein neuer Bärenmarkt mit erheblichen Kursverlusten. Goldman Sachs spricht in diesem Zusammenhang von einem "katharischen Bärenmarkt" quer über die Finanzmärkte hinweg. "Dies war das typische Muster, wenn dieser Indikator in der Vergangenheit so hohe Niveaus erreicht hat. Dies würde höchstwahrscheinlich durch steigende Zinssätze (und höhere Inflation) ausgelöst werden, durch die Umkehrung des gemeinsamen Faktors, der die Bewertungen und Renditen von Finanzanlagen in den letzten Jahren angeheizt hat, oder eines stärker als erwarteten Wachstumsrückgangs. Ein solcher Bärenmarkt könnte die Bewertungen dann auf einem Niveau "neu begründen", auf dem ein neuer starker Erholungszyklus entstehen kann."
  • Möglichkeit 2: Eine längere Seitwärtsphase, die unter dem Strich dazu führt, dass Anleger wenig bis nichts verdienen. Goldman Sachs schreibt: "Eine lange Periode mit relativ niedrigen Renditen bei Finanzanlagen. Dies würde eine Periode niedriger Renditen ohne einen klaren Trend auf dem Markt bedeuten."

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Möglichkeit 2 hält Goldman Sachs dabei für etwas wahrscheinlicher als Möglichkeit 1, auch deshalb, weil aktuell die Wahrscheinlichkeit für eine neue Rezession relativ gering ist und ein neuer Bärenmarkt mit starken Kursverlusten ohne neue Rezession eher unwahrscheinlich ist.

Da der Bull/Bear Market Risk Indicator relativ gut mit der Performance des US-Aktienmarktes in den kommenden fünf Jahren korreliert, lässt der Indikator aktuell bis 2023 ein leicht negative Rendite in der Größenordnung von minus zwei Prozent pro Jahr erwarten.

Fazit: Der Bull/Bear Market Risk Indicator von Goldman Sachs signalisiert aktuell eine Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent für einen neuen Bärenmarkt an der Wall Street. Die Wahrscheinlichkeit für mittelfristig sinkende Kurse liegt damit sogar höher als vor dem Platzen der Internetblase und der Finanzkrise von 2008. Allerdings bedeutet der hohe Stand bei dem Indikator nicht, dass es tatsächlich zu deutlich sinkenden Kursen kommen muss. Für relativ wahrscheinlich hält Goldman Sachs eher eine mehrjährige Seitwärtsphase, in der sich Anleger mit geringen Renditen begnügen müssen.


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  • Gelddrucker
    Gelddrucker

    Den Indikator hätte sich Goldmann Sachs sparen könnnen, dass

    " wahrscheinlich Anleger mit geringen Renditen begnügen müssen."

    hätte wohl jeder erwarten können.

    10:07 Uhr, 14.09.2018
  • Bruti76
    Bruti76

    Es crasht jetzt bald voll nach oben. Lange dauert es nicht mehr.

    17:40 Uhr, 09.09.2018
  • GeBa96
    GeBa96

    Im 3. Quartal kann man nochmal kaufen. Im 3. Quartal 2019 muß man verkaufen. Im 3.Quartal 2022 kann man wieder kaufen bevor es einen neuen Aufschwung gibt.

    00:15 Uhr, 09.09.2018
  • Blue Angel
    Blue Angel

    in seitwärts Phasen gibt es immer Sektoren und Aktien die gut performen. Es kommt also auf die Auswahl der Werte an.

    21:48 Uhr, 08.09.2018
  • Market Impact
    Market Impact

    In Deutschland könnte ich mir einen Wachstum Stop vorstellen. Also maximal seitwärts.Wo ich wohne steht an jedem Geschäft das Arbeitskräfte und Azubis gesucht werden. Und das wird von Jahr zu Jahr mehr.

    16:09 Uhr, 06.09.2018
  • maierbcn
    maierbcn

    Sehr informativ

    14:46 Uhr, 06.09.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Johnny Depp
    Johnny Depp

    Es gibt aber sicherlich auch noch eine dritte Möglichkeit. Die Märkte steigen weiter und der Indikator ebenfalls und erreicht noch höhere Niveaus, ehe die nächste Baisse und die nächste Rezession kommt.

    Können Sie mir bitte mitteilen, wo man den Indikator aktuell verfolgen kann. Danke.

    14:36 Uhr, 06.09.2018
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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