Kommentar
15:07 Uhr, 08.06.2018

Gold vor neuem Anlauf?

Krisenängste könnten dem Goldpreis nach oben verhelfen und damit Trading-Chancen ermöglichen. Aber Vorsicht: Es gibt eine große Unbekannte.

Noch zu Beginn des Jahres sah es danach aus, als könne Gold wieder an alte Glanzzeiten anknüpfen. Zumindest war das Edelmetall mehrmals kurz davor, den Widerstand bei 1.350 US-Dollar je Unze zu durchbrechen. Diese Hoffnungen haben mittlerweile einen Dämpfer erlitten, denn aktuell notiert die Unze wieder an der 1.300-USD-Marke. Dabei gilt Gold nach wie vor als die ultimative Krisenwährung. Und in Anbetracht der anhaltenden Spannungen im Nahen Osten und dem Hin und Her in Nordkorea kann man aktuell nicht von einem Mangel an Krisen sprechen. Hinzu kommt das politische Wirrwarr in Italien. Dort ist zwar eine Regierungsbildung zwischen den europakritischen Parteien Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung (Cinque Stelle) aktuell gescheitert, doch gebannt ist die Gefahr einer neuen Euro-Krise damit längst noch nicht. Denn aus Neuwahlen, zu denen es voraussichtlich im Herbst kommen wird, dürften die Europakritiker gestärkt hervorgehen. Darauf lassen zumindest aktuelle Umfragen schließen.

Goldpreis bei 1.500 US-Dollar?

Dass der Goldpreis trotz aller Risiken bislang nicht nach oben ausgebrochen ist, hat vor allem zwei Gründe: Zum einen die gestiegenen US-Zinsen, wodurch sich die Opportunitätskosten von Gold erhöht haben. Zum anderen der jüngste Anstieg des US-Dollars. Weil Gold für gewöhnlich in Dollar gehandelt wird, macht dessen Stärke das Edelmetall für Käufer außerhalb des Dollarraums teurer. Nun könnte sich das Bild aber ändern und die Krisenängste wieder die Oberhand gewinnen. Zu dieser Einschätzung kommt die renommierte Research-Gesellschaft GFMS, eine Tochter von Thomson Reuters. In ihrem jüngst veröffentlichten „Gold Survey 2018“ erachten es die Experten für möglich, dass der Goldpreis noch in diesem Jahr bis auf 1.500 US-Dollar nach oben schnellt. Zumindest zwischenzeitlich. Das wäre der höchste Stand seit Anfang 2013. Als Gründe nennen sie neben den zahlreichen geopolitischen Brandherden auch die Unberechenbarkeit der Politik von US-Präsident Donald Trump. All das würde Investoren wieder verstärkt zu Gold greifen lassen. Neben steigenden ETF-Beständen erwarten die GFMS-Analysten auch positive Nachfrageimpulse von Seiten der Notenbanken. Demnach könnte vor allem die chinesische Zentralbank PBC wieder verstärkt als Goldkäufer auftreten, da diese seit Oktober 2016 keine Reserveanpassung mehr vorgenommen habe.

Trading-Chance für Gold-Bullen

Alles in allem erscheint das GFMS-Szenario schlüssig. Von daher könnte es sich für Trader auszahlen, sich bei Gold auf der Long-Seite zu positionieren. Allerdings erst, wenn die aktuell stattfindende Bodenbildung abgeschlossen ist und sich ein Ausbruch aus dem seit Jahresanfang bestehenden Seitwärtstrend abzeichnet. Ohne Risiko ist eine solche Positionierung freilich nicht. Die große Unbekannte ist die US-Notenbank Fed. Zwar gilt ein Zinsschritt im Juni um 0,25 Prozentpunkte als abgemachte Sache – und dürfte daher auch auf den Goldpreis keine größeren Auswirkungen haben – großes Rätselraten herrscht aber darüber, was dann passiert. Tritt die Fed auf die Zinsbremse oder gibt sie weiter Gas? Die Antwort auf diese Frage dürfte den Goldpreis nachhaltig prägen.

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