Geduld! US-Aktien leben gut mit der Pause beim Zinsanstieg
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New York (GodmodeTrader.de) - Die jüngste Atempause bei den US-Anleihenrenditen hat einige Aktienanleger nervös werden lassen. Unserer Ansicht nach gibt es dafür keinen Anlass. Man darf nicht vergessen, dass weiterhin starke unterstützende Kräfte für die US-Konjunktur und den Aktienmarkt am Werk sind, wie Kurt Feuerman, Chief Investment Officer des Select US Equity Portfolios von AllianceBernstein (AB), in einem aktuellen Investment-Blog schreibt.
Die seit acht Jahren andauernde Hausse am US-Aktienmarkt habe viel mit der Bunkermentalität zu tun, welche die Zinsen seit langer Zeit auf historischen Tiefständen gehalten habe. Bei jeder drohenden Gefahr hätten sich die Anleger in risikoarme Anleihen geflüchtet. Für Aktien sei das sehr positiv gewesen. Nicht nur, dass es den Unternehmen erlaubt habe, zu günstigsten Konditionen Schulden aufzunehmen, sondern es habe auch die relative Attraktivität der Dividenden und Gewinnrenditen von Aktien gegenüber Anleihen erhöht. Und obwohl das US-Wirtschaftswachstum enttäuschend gering gewesen sei, so sei es doch zumindest konstant gewesen. Das habe einen guten Teil dazu beigetragen, die Wunden der Krise zu heilen, heißt es weiter.
„Dann kam 2017. Nunmehr setzen die Anleger auf höheres Wachstum und damit einhergehende höhere Zinsen. Zwar legen wir keinen großen Wert auf derlei Vorhersagen, aber wir haben doch mit der allgemeinen Erwartung übereingestimmt, dass die Zinsen steigen würden. Reflationäre Kräfte, getragen durch eine anziehende Konjunktur und einen wachstumsfreundlichen Politikwandel, sollten dafür sorgen. Schließlich war auch der US-Arbeitsmarkt in gutem Zustand, und der Wahlsieg der Republikaner auf ganzer Front im November ließ eine kräftige Senkung der Unternehmenssteuern wahrscheinlicher werden“, so Feuerman.
Tatsächlich sei dem Reflationsszenario schon im Februar die Luft ausgegangen. Die Umlaufrendite der zehnjährigen Treasury-Anleihe habe damals einen Hochstand von 2,63 Prozent erreicht. Dann jedoch habe sich alles geändert. Einige konjunkturelle Trends hätten sich abgeschwächt, die Rohstoffpreise seien wieder gesunken, und in Washington herrsche politischer Stillstand, wo man sich doch mutige Aktionen erhofft hatte. Die Rendite sei auf 2,17 Prozent gefallen. Marktsegmente, die unmittelbar nach der Wahl hinterhergehinkt seien, wie insbesondere Qualitätswachstumswerte und Dividendenaktien, seien plötzlich wieder gefragt gewesen. Andererseits hätten zyklische Aktien, die vom Trump-Effekt stark profitiert hätten, herbe Verluste hinnehmen müssen. Dazu gehörten zuvorderst die Banken, daran habe auch die Zinserhöhung der Fed im März nichts ändern können, heißt es weiter.
„Unserer Ansicht nach ging die Obsession des Markts hinsichtlich niedriger Zinsen zu weit. In den vergangenen zwei Monaten wurde mantrahaft wiederholt, dass eine flache Zinskurve schlecht für Banken ist. Wir haben das untersucht, und die Wahrheit ist wesentlich nuancierter. Sicher, generell entwickeln sich Banken bei steiler werdenden Zinskurven am besten. Aber es ist nicht mehr wie früher, als sich Banken stets kurzfristig Geld besorgten und es langfristig verliehen, um die Zinsdifferenz zu vereinnahmen. Heutzutage ist oft das gesamte Geschäft durch variable Verzinsung kurzfristiger Natur. Zudem machen heute Gebühren einen Großteil der Bankeinnahmen aus, und diese Posten sind nicht von der Zinsstruktur abhängig“, so Feuerman.
Man nehme nur dieses Jahr als Beispiel: Trotz einer sich erheblich abflachenden Zinskurve stiegen die Gewinnerwartungen der amerikanischen Banken. Die Schätzungen für den S&P 500 Bank Total Return Index seien in diesem Jahr bislang um drei Prozent gestiegen, doch die Aktienkurse seien kaum von der Stelle gekommen. Nach diesen Anhebungen werde das Gewinnwachstum im Jahresvergleich mittlerweile auf fast 15 Prozent geschätzt. Schätzungen hoch, Aktienkurse flach oder gar runter – eigentlich ein guter Einstiegszeitpunkt. Ein weiterer Aspekt: Niedrige Zinsen machten Dividenden und Gewinne umso wertvoller. Dadurch sollte es insbesondere Banken mit anspringendem Geschäft und soliden Bilanzen gelingen, ihre Dividenden anzuheben, heißt es weiter.
„Die US-Zinsen sind also abrupt gesunken, nachdem sie im zweiten Halbjahr 2016 gestiegen waren. Sie sollten jedoch das politische Getöse ignorieren und sich auf die verbesserten Geschäftsbedingungen fokussieren. Wir glauben weiterhin, dass die langfristigen Zinsen schrittweise steigen werden. Bis dahin empfehlen wir, sich amerikanische Aktien näher anzusehen, primär jene, die trotz solider Grundlagen Kursrücksetzer hinnehmen mussten“, so Feuerman.
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